In Kulmbach Kein Gezanke bei Corona-Nachweis

In der Kita „Fantasia“ müssen Eltern ein Protokoll über die Corona-Testungen ihrer Kinder vorzeigen. Foto: Andreas Wolfger

Seit Montag müssen Kita-Kinder drei Mal pro Woche getestet werden. Für die meisten Kindertagesstätten läuft es bislang besser als zunächst erwartet.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach - Aufstehen, Frühstücken, Zähneputzen und dann einen Corona-Test. So sieht die Morgenroutine der Kulmbacher Kleinkinder seit Montag aus. Von 10. Januar an gilt in bayerischen Kindertagesstätten und Kindergärten eine Testpflicht. Nur wer nachweisen kann, dass er Corona-negativ ist, wird betreut. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag sollen Eltern ihre Kinder zu Hause testen und ein negatives Testergebnis in der Einrichtung nachweisen. Dazu können sie den negativen Test des Kindes durch Vorzeigen der Testkassette oder durch das Führen eines Formulars bestätigen.

Fehlt ein Kind an einem dieser Tage, muss es am Tag der Rückkehr getestet werden. Eltern können ihre Kinder auch in einer Apotheke testen lassen und das Zertifikat in einer Kita mitbringen. Kinder, die genesen oder vollständig geimpft sind, müssen nicht getestet werden – im Gegensatz zu Schulen, in denen geimpfte und genesene Schüler ab dieser Woche ebenfalls getestet werden müssen.

Das Vorzeigen der Testkassetten hat laut Elke Wuthe, Fachbereichsleiterin der Diakonischen Evangelischen Kindertagesstätten „Die Kita“, in allen Einrichtungen gut funktioniert. Ungefähr die Hälfte aller Kitas hatten ihr positive Rückmeldungen gegeben. Insgesamt 800 Kulmbacher Kinder kommen in den Einrichtungen unter. Daher erwartete Wuthe den ersten Testtag mit Spannung. Bisher ist sie zufrieden: „Die Eltern haben sich sehr verantwortungsbewusst um die Selbsttests gekümmert.“ Bei der Abgabe ihrer Kinder zeigten alle die Testkassetten mit dem negativen Ergebnis vor und entsorgten sie dann in einem Müllbeutel. In einer „Die Kita“-Einrichtung hatte eine Mutter die Testkassette vergessen. Sie ist dann schnell heimgefahren, um sie zu holen. Ansonsten klangen ihre Erzieher sehr entspannt, erzählt Wuthe.

Die Kinder selbst, sagt die Fachbereichsleiterin, waren von den neuen Regeln unbeeindruckt. Im Austausch mit den Eltern erfuhr sie, dass es für die Kinder keine Neuigkeit ist, sich auf Corona zu testen. Eltern würden ihr erzählen, sie hätten sich schon vor dem 10. Januar Testkits mit Hilfe von Bezugsscheinen geholt. Weil sie beispielsweise Oma und Opa besuchen wollten. Eltern können gegen Vorlage einer Berechtigungsbescheinigung kostenlose Selbsttests in der Apotheke ihrer Wahl abholen. Jedes Kind erhält dabei zehn Selbsttest-Kits.

Für Kindergartenkinder wird das Testen laut Wuthe immer selbstverständlicher. Ganz nach der Devise: Ab und zu testen, damit man weiß, dass man nicht krank ist. Viele Kinder sind mittlerweile darauf eingestellt: „Vor allem, wenn sich zum Beispiel der große Bruder in der Schule auch testen lassen muss.“ Ob die Kinder weiterhin so problemlos mitmachen, kann sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

„Die Kita“ hat sich gegen die Testprotokolle entschlossen, um den Eltern die Papierarbeit zu ersparen. Auch die Meinungen ihrer Elternbeiräte sind mit eingeflossen. Die Testkassetten waren für die meisten die unkompliziertere Variante, weil man sie sowieso nutzt und gleich einstecken kann. Außerdem gebe es laut Wuthe auch Familien, deren Sprachverständnis nicht gut sei. Ein Protokoll zu führen, fiele ihnen schwer.

In der Kita “Fantasia” der Arbeiterwohlfahrt füllen die Eltern das sogenannte Bestätigungsformular zur Testnachweispflicht des Familienministerium aus: wichtig ist, an welchem Tag sie ihr Kind getestet haben und ob nasal oder mit Rachenabstrich. Dann tragen sie das Testergebnis ein. Sie zeigen es bei der Abgabe des Kindes vor und nehmen es wieder mit, um es wieder zu befüllen. Einrichtungsleiterin Elisabeth Engelbrecht machte sich schon im Vorfeld Gedanken, wie der erste Tag mit den neuen Regeln laufen würde. Haben alle Eltern das Testprotokoll dabei? „Und tatsächlich hatten alle Kinder ihr negatives Testergebnis mitgebracht“, berichtet sie. Insgesamt 48 Kindergartenkinder betreuen sie und ihre Kollegen.

Engelbrecht ist schon gespannt auf die nächsten Wochen: „Vielleicht ermüden die Eltern an den Tests daheim. Vielleicht die Kinder. Man muss sehen wie sich das entwickelt.“ Sie muss darauf vertrauen, dass die Erziehungsberechtigten das Protokoll wahrheitsgemäß ausfüllen. Aber das sei sie gewohnt: „In der Sozialen Arbeit arbeiten wir immer im gegenseitigen Vertrauen. Weil man nicht alles kontrollieren kann.“ Die Leiterin geht davon aus, dass jeder sein Kind und die anderen Kinder schützen will. Das Testen zu vernachlässigen hätte große Auswirkungen für jeden; das sei den Eltern bewusst.

Dass die Kinder bereits getestet in die Kita kommen, erleichtert die Pädagogin. Schon vor Weihnachten entschied das Landratsamt in Absprache mit den Kindergärten, auf PCR-Pooltests zu verzichten und die Kinder lieber zu Hause testen zu lassen. Sie glaubt, dass PCR-Tests sicherer sind als Selbsttests. Aber: „Das Ergebnis kommt erst am Abend“. Das zuständige Labor liefere es erst ab 17 Uhr. „Wenn ein Kind positiv wäre, hüpft es trotzdem den ganzen Tag in der Kita herum.“

Dass die Kinder zu Hause getestet werden, spüren auch die Apotheken. Hans Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes, testet in der Oberen Apotheke Kulmbach vor allem Erwachsene. Und dafür habe er genügend Tests eingekauft. In weiser Voraussicht habe er sich bereits einen Vorrat angelegt. Die Belieferung mit Coronatests war zuletzt ins Wanken geraten: Bis Mitte Dezember gab es Lieferschwierigkeiten wegen der stockender Herstellung – und auch die Wucherpreise hielten ihn vom Einkauf ab. Nach der Absprache mit dem Gesundheitsministerium führt er nun wieder kostenlose Testungen durch.

Kinder testet er in der Apotheke nur „auf Wunsch, wenn es sein muss“. Schließlich werden die klassischen Nasen-Rachen-Abstriche gemacht. Bei Kinder streicht er nur den vorderen Nasenabschnitt ab. „Das machen meistens lieber die Mütter“, erzählt der Apotheker. Die holen sich regelmäßig mit ihren Berechtigungsscheinen einen Zehnerpack an Testkits ab: „Jetzt sind drei Tests in der Woche gefragt. Daher sehen wir immer mehr Berechtigungsscheine.“

Er testet in seiner Apotheke weniger Menschen auf Corona. Zumindest im Vergleich zu der Zeit vor Weihnachten. Die Testungen verteilten sich nun besser, durch die Teststationen des Landkreises und durch die ausgeweiteten Testkapazitäten des Bayerischen Roten Kreuzes. „Außerdem nehmen die Boosterimpfungen zu. Nach der braucht man in vielen Fällen keinen Test mehr“, erklärt Hubmann.

Autor

Bilder