Dennoch oder gerade deswegen setze man auf Nachhaltigkeit. So beziehe die Textilveredlung 100 Prozent ihres Stromes aus erneuerbarer Energie und verfüge über eine eigene Photovoltaikanlage mit 499 Kilowattpeak, die allerdings nur zehn bis 15 Prozent des jährlichen Bedarfs decke. Dazu gebe es im Betrieb selbst mehrere innovative Lösungen, etwa einen Abwasserverdampfer, der extra für Drechsel entwickelt worden sei. Damit könne man dann im Entsorgungsbereich Kosten sparen. Dazu komme eine zweistufige Wärmerückgewinnung samt Abluftreinigung an allen Spannrahmen sowie eine Kühlwasserspeicherung, die eine Wiederverwendung des Prozesswassers erlaube. „Wir optimieren seit Jahren an allen Ecken und Enden“, so der Geschäftsführer.
Durch alle Räume
In drei Gruppen erkundeten die Ausschussmitglieder anschließend unter der Führung von Bernd Drechsel, dem Seniorchef Dr. Ernst Drechsel und Soner Cetin, dem Leiter des Qualitätsmanagements, das Unternehmen und folgten dem Weg der Textilien von der Anlieferung, über die Wäscherei und Färberei bis zur Warenendkontrolle. Einen Blick konnten die Gäste auch in die Appretur-, Beschichtungs- und Prüflabore werfen und sich zudem über die verwendeten Grundstoffe informieren.
Zum Schluss sprach Bernd Drechsel auch das Problem des Facharbeitermangels an. Problematisch sei das gegenseitige Abwerben von Mitarbeitern in der Region. Vor diesem Hintergrund sei er nicht sonderlich traurig, dass BMW sich nicht in Arzberg ansiedele.
Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch dankte der Familie Drechsel für die Gastfreundschaft und die Einblicke in das Unternehmen. Man könne mit Fug und Recht von einer Firma sprechen, die ihresgleichen suche. Sowohl die Größe als auch die Stärken der Textilveredlung am Standort Selb seien beeindruckend. Pötzsch sagte, das Unternehmen werde sicher auch in Zukunft alle Hürden nehmen.
Textilveredlung Drechsel
Gründung
1950 gründeten die aus Asch stammenden Kaufmann Friedrich Drechsel und sein Schwager, der Färbermeister Emil Geipel in der Lohmühle das Unternehmen.
Geschäftsführer
Geleitet wird das Familienunternehmen heute von den Geschäftsführern Dr. Ernst Drechsel, seinem Sohn Bernd Drechsel und seiner Nichte Annette Herold.
Belegschaft
rund 145 Mitarbeiter, davon sechs Auszubildende.
Umsatz
im Jahr 2022 bei 14 Millionen Euro, davon 77 Prozent in Deutschland (35 Prozent in Oberfranken) 23 Prozent in der EU.
Produktion pro Tag
elf Tonnen, das entspricht zwischen 65 000 und 150 000 Quadratmetern.
Produktion pro Jahr
rund sieben Millionen laufende Meter. Das entspricht etwa 16 Millionen Quadratmetern oder 3000 Tonnen.