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In Selb Schwammer-Tipps vom Experten

red
Jakob Schleicher nimmt die Ernte der Schwammer-Jäger ganz genau unter die Lupe. Foto: pr.

Jakob Schleicher entführt die Silberbacher Hechte in die Welt der Pilze. Die Zuhörer erfahren, welche giftig oder essbar sind und wie man sie richtig zubereitet.

 
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Auf dem Tisch vor dem Reiterstüberl im Selber Reitverein hat sich ein Potpourri verschiedener Pilze angesammelt. Zielsicher greift Hobby-Mykologe Jakob Schleicher ein Exemplar heraus und lässt es behutsam, beinahe zärtlich durch seine Finger gleiten. Er betrachtet den Pilz eingehend von oben und unten, zieht hier und da etwas Haut von dem unscheinbaren Geschöpf und verkündet dann das Urteil vor dem erwartungsvollen Blick des Sammlers: „Blutroter Hautkopf. Giftig.“ Noch während der Sachverständige zu berichten weiß, dass der Pilz im Mittelalter zum Färben von Stoffen benutzt wurde, greift Schleicher fachkundig bereits nach dem nächsten Exemplar. Das Publikum, die etwa 20 Mitglieder der Silberbacher Hechte, ist begeistert – der Sammler aus dem hohen Norden der Republik eher enttäuscht, da sein nächster Fund, ein Samtfußkrempling, auch nicht essbar ist.

„Auch im Winter“

Jakob Schleicher beschäftigt sich schon seit 30 Jahren mit der Welt der heimischen Pilze. Als angehender Pilzberater (die theoretische Prüfung hat er bereits erfolgreich hinter sich) ist er meist täglich mit dem Rad im Selber Forst unterwegs – und das zu allen Jahreszeiten. „Pilze, sogar essbare, wachsen auch im Winter“, weiß der Experte zu berichten. Er räumt dann auch mit mehreren Vorurteilen auf. So sollten Pilze aus dem Boden gedreht und nicht geschnitten werden, um sie sicher bestimmen zu können. Auch können „Schwammergerichte“ durchaus aufgewärmt werden. Man sollte aber dabei bedenken, dass Pilze schnell verderben können und daher möglichst rasch verzehrt werden sollten. Jakob Schleicher schreibt dem „Schwammern“ beinahe meditative Wirkung zu.

Inmitten der Ruhe der Wälder komme er zu sich selbst. „Und es macht irrsinnig Spaß.“ Allmählich leert sich der Tisch. Mehrere wunderschöne Exemplare des Gallenröhrlings (Saupilz) landen in der Abteilung „ungenießbar“, während exotisch-bunt anmutende Täublinge in den Kochtopf wandern. „Dass man sowas essen kann, hätte ich nie geglaubt“, äußert ein Zuhörer erstaunt. Für allgemeine Heiterkeit sorgt dann im weiteren Verlauf der Expertise das Aussehen des Scheidenstreiflings (essbar) und das Gesicht eines Teilnehmers beim Probieren eines Milchlings (ungenießbar, stark nach Rettich schmeckend).

„Auf keinen Fall waschen!“

Auch beim Putzen und Zubereiten zeigt sich der Pilzkenner fachkundig. „Die Schwammer mit einem Pinsel reinigen und die madigen Stellen wegschneiden. Und auf keinen Fall waschen!“, rät er. In Olivenöl angebraten und mit Nudeln oder Butterbrot serviert, lassen sich die Teilnehmer ihre „Ausbeute“ schmecken. Selbst der oben erwähnte enttäuschte Sammler von der Küste bekommt einen Teller ab, auch wenn sich seine restlichen Fundstücke allesamt in der Schüssel „unbrauchbar“ wiederfanden.

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