In Wunsiedel Start in Wasserstoffzukunft

In Wunsiedel ist seit Mittwoch eine der größten Anlagen zur Produktion grünen Wasserstoffes in Deutschland in Betrieb. Zu dem Anlass kam auch Ministerpräsident Markus Söder (Zweiter von links) ins Fichtelgebirge. Mit auf dem Bild sind Landtagsabgeordneter Martin Schöffel, Landrat Peter Berek und Siemens-Vorstand Matthias Rebellius (von links). Foto: Florian Miedl

Die Anlage ist nach Ansicht von Ministerpräsident Markus Söder beispielhaft für ganz Deutschland. Damit ander Kommunen von den Erfahrungen aus dem Fichtelgebirge profitieren, fördert der Freistaat den Aufbau eines Energiecampuses in der Festspielstadt.

 
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Ministerpräsident Markus Söder hat am Mittwoch in Wunsiedel eine der größten Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff in Deutschland eröffnet. Vor einigen Jahren hätte davon allenfalls die weitere Region Notiz genommen. Angesichts der Energiekrise ist Wunsiedel mittlerweile aber in ganz Deutschland und darüber hinaus ein Begriff, wenn es um das zukünftige System der Energieversorgung geht. So drängten sich zum Ministerpräsidentenbesuch Vertreter von Medien aus ganz Deutschland auf dem Gelände des Wunsiedler Energieparks. Grüner Wasserstoff hat in der Diskussion über die zukünftige Energieversorgung beinahe den Ruf eines Wirklichkeit gewordenen Perpetuum mobiles. Die Technik, mit der in einem Elektrolyseur Wasserstoff gewonnen wird, ist einerseits komplex, andererseits wieder bestechend einfach, da keine aufwendig gewonnenen Rohstoffe notwendig sind. Grob gesagt wird mithilfe von Sonnen- und Windstrom hochreines Wasser in die Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Der Wasserstoff wird anschließend verdichtet und kann sowohl als Energiespeicher oder Ersatz für Erdgas verwendet werden.

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1350 Tonnen Wasserstoff

Die Wunsiedler Anlage produziert in der ersten Ausbaustufe pro Jahr 1350 Tonnen grünen Wasserstoff. Soweit die nüchterne Zahl. Der im strömenden Regen bestens gelaunte Ministerpräsident drückte sich emotionaler aus. Er nannte das, was in Wunsiedel geschehe, schlicht sensationell. „Wasserstofftechnologie ist eine unserer zentralen Entwicklungsachsen in Bayern. Wir geben im Freistaat aktuell pro Jahr eine halbe Milliarde Euro aus, um Wasserstoff voranzubringen. Die Wunsiedler Elektrolyse ist das beste Projekt, das Bayern derzeit in Zusammenhang mit Wasserstoff vorzuweisen hat.“ Fast zwangsläufig für einen bayerischen Ministerpräsidenten der Vergleich mit der Champions League, in der Wunsiedel auf dem Feld der Energietechnik mitspiele.

Tatsächlich findet der federführend vom Geschäftsführer des lokalen Energieversorgers SWW, Marco Krasser, konzipierte Wunsiedler Weg Nachahmer weltweit. Delegationen aus Pakistan, Südamerika, Polen und allen Teilen Deutschlands haben sich in der Kleinstadt über die Energiezukunft informiert. Dabei ist grüner Wasserstoff lediglich ein, wenn auch wichtiger Baustein.

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Zukunft ist dezentral

Außer Söder sind am Mittwoch zahlreiche lokale und regionale Vertreter der Politik und drei Vorstände des Technologiekonzerns Siemens nach Wunsiedel gekommen. Die Elektrolyse-Anlage stammt von Siemens Energy. Matthias Rebellius, Vorstand für Smart Infrastructure bei Siemens, sieht Wasserstoff stellvertretend für den Wandel der Energiesysteme. „Große, fossile Kraftwerke und eine zentrale Energieversorgung – das war gestern. Für das Morgen brauchen wir lokale, dezentrale Systeme und eine regenerative Erzeugung. Dieses Morgen ist schon heute – hier in Wunsiedel“, wählte er poetische Worte.Das Besondere am Wunsiedler Weg ist die Kombination unterschiedlicher regenerativer Energien mit Batteriespeichern oder neuerdings der Umwandlung in Wasserstoff. Dank einer ausgeklügelten Steuerung nutzt Wunsiedel jede Form der Energie für die Erzeugung von Wärme und Strom und könnte damit rein rechnerisch die beiden Flächenlandkreise Wunsiedel und Hof versorgen.Da Wunsiedel als beispielgebend für andere Kommunen gilt, fördert der Freistaat den Aufbau eines Energiecampus (Future-Energy-Lab) in der Stadt mit 15,5 Millionen Euro. Hier sollen schon in nächster Zeit Wissenschaftler unter anderem der Universität Bayreuth zusammen mit Akteuren aus der Wirtschaft Grundlagenforschung für eine dezentrale Energiewende ebenso betreiben wie maßgeschneiderte Energie-Konzepte für Kommunen erstellen. Im Endausbau, so Wunsiedels Bürgermeister Nicolas Lahovnik, werden voraussichtlich mehr als hundert Mitarbeiter die Energiewende voranbringen.

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