Im Rinnstein in der Brandenburggasse in Wunsiedel gedeiht eine Cannabis-Pflanze. Die Polizei sieht die Angelegenheit entspannt.
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„Ja, aber nur, wenn sie einen bestimmten THC-Gehalt hat“, sagt auf Nachfrage der Frankenpost der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Wunsiedel, Hubert Schricker. THC ist eine sogenannte psychoaktive Substanz, die in Marihuana – also den getrockneten, harzhaltigen Blüten der weiblichen Cannabis-Pflanze enthalten ist.
Das Formale wäre damit geklärt. Nicht jedoch, warum die Polizei zwar allen illegalen Cannabis-Plantagen den Garaus macht, aber mitten in der Festspielstadt ein einzelnes Exemplar munter vor sich hinwachsen darf. Hierzu gibt es unterschiedliche Theorien. Ein Wunsiedler Stadtrat, der die Frankenpost auf die Pflanze aufmerksam gemacht hat – wir nennen seinen Namen nicht -, vermutet, dass ein Drogenkonsument seinen „Stoff“ in der Brandenburggasse entsorgt hat, als er der nahenden Polizei gewahr wurde.
Stellvertretender Inspektionsleiter Hubert Schricker hat eine harmlosere Erklärung: „Hanfsamen (Cannabis ist der lateinische Name für Hanf) sind in Vogelfutter-Mischungen enthalten. Vielleicht sind Körner auf die Straße gefallen und aufgegangen.“
Wie dem auch sei, so ganz geheuer ist die Pflanze den Ordnungshütern dann offenbar doch nicht. Die Beamten wollten sie sich am Freitag ansehen. Zu welchen Schlüssen sie gekommen sind, ist nicht bekannt. „Drogenkonsumenten können damit nichts anfangen. Der höchste THC-Gehalt ist in den Dolden“, erklärt Schultes. Daher dürfte es kaum Konsequenzen nach sich ziehen, wenn jemand den Stängel pflückt. Eine höhere Hanf-Ausbeute gibt es bei Friedenfels. Hier baut ein Landwirt ab und an die Pflanze an. Allerdings sollten sich Freunde des schnellen Rausches nicht zu früh freuen. Bei dem Hanf handelt es sich um eine Sorte mit minimalem THC-Gehalt. „Der Anbau muss vom Landwirtschaftsamt genehmigt werden“, erläutert Schricker. Im Berufsalltag haben es Polizisten aber nicht mit Landwirten, sondern mit Drogenkonsumenten zu tun. „Ja, gefühlt ist Cannabis wieder in Mode“, sagt Schricker.