Inzidenz in Kulmbach bleibt hoch Landrat mahnt weiter zur Vorsicht

Zahlreiche Abstriche hat das Gesundheitsamt in den vergangenen Tagen gemacht. Foto:  

Das Ausbruchsgeschehen auf der Mainleuser Baustelle hält weiter die Gesundheitsbehörden auf Trab. Das Problem: Die britische Mutante ist im Spiel.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach - Landrat Klaus Peter Söllner redete bei der jüngsten Pressekonferenz des Landkreises zum Thema Corona am Freitagnachmittag nicht drumherum: „Wir leiden immer noch unter einem nennenswerten Ausbruch auf der sattsam bekannten Baustelle.“ Rund um diese Baustelle auf dem Spinnstuben-Areal in Mainleus hatte es, wie berichtet, vergangene Woche zahlreiche Coronafälle gegeben. ein neuer Hotspot war entstanden. Das Problem: Es besteht der konkrete Verdacht, dass die britische Mutation des Coronavirus für diese Infektionen verantwortlich ist.

Das sehe man, wie Amtsärztin Dr. Camelia Fiedler erklärt, auch daran, dass sich viel mehr Kontaktpersonen als positiv herausgestellt haben, als das bislang der Fall gewesen ist. Bei rund 50 Prozent aller aktuellen Fälle geht das Gesundheitsamt inzwischen davon aus, dass die als viel ansteckender geltende Version des Virus verantwortlich ist. „Wir haben es mit der Mutante zu tun“, machte der Landrat deutlich: „Das heißt, wir müssen verstärkt wachsam sein.“ Söllner erinnerte daran, dass Kulmbach noch vor einiger Zeit auf dem letzten Platz in Bayern stand, was die Inzidenz angeht. Jetzt habe sich das Blatt gewendet. Kulmbach liege jetzt auf Platz 5. „Das ist eine Entwicklung, die uns überhaupt nicht gefällt.“

Die Menschen im Landkreis Kulmbach werden wohl damit noch eine Weile leben müssen. Auch am Freitag hat das Gesundheitsamt wieder 21 neue Corona-Fälle ermittelt. Weil mehr Infizierte aus der Sieben-Tage-Frist herausgefallen sind, ist die Inzidenz leicht auf aktuell 188,64 gesunken. Ein Grund zum Aufatmen sei das aber keineswegs, machten die Behördenvertreter am Freitag deutlich. 188 aktive Fälle gebe es derzeit im Landkreis Kulmbach. 135 davon fallen in die vergangenen sieben Tage. Daraus wird die Inzidenz errechnet. Und davon hängen auch die Lockerungen ab.

Wer schließen muss und wer öffnen darf, sagte Landrat Klaus Peter Söllner, sei vielen nicht verständlich. Aber jetzt dürfen am Montag wenigstens neben den Friseuren unter anderem die Blumenläden, die Gärtnereien und auch die Baumärkte wieder aufmachen. Er habe Verständnis, wenn die Menschen angesichts der vielen Einschränkungen und der langen Dauer müde geworden sind. Doch nachlassen dürfe man jetzt nicht in dem Bestreben, die Pandemie zurückzudrängen. Alle Regeln aufzuheben hält Söllner nicht für verantwortbar. „Natürlich müssen wir versuchen, die Zahlen so einzugrenzen, dass das Geschehen beherrschbar ist.“

Dafür tut das Team des Gesundheitsamts alles, betont Dr. Camelia Fiedler. Seit dem 16. Februar steige die Inzidenz wieder. Das Gesundheitsamt habe seither 2100 Abstriche gemacht. 226 Infektionsfälle wurden dadurch bestätigt. Dass trotz diesen hohen Zahlen das „Contact-Tracing“ in Kulmbach funktioniert, liege unter anderem daran, dass die Mannschaft aus dem Gesundheitsamt personelle Verstärkungerhalten habe. Auch aus dem Landratsamt helfen Mitarbeiter aus. Kontaktverfolgung sei alles, bestätigt auch der Landrat. Er lobt die Mannschaft, die es selbst an dem Tag, als in Kulmbach 96 Fälle binnen 24 Stunden entdeckt wurden, geschafft habe, alle Kontaktpersonen zu ermitteln.

Oliver Hempfling, Chef des Krisenstabs am Landratsamt, richtete einen dringenden Appell an alle Bürger. Dass am Montag einige Geschäfte wieder aufmachen dürfen. Viele werden, da ist sich Hempfling sicher, die Gelegenheit nutzen, etwas für den Garten zu kaufen in einer Zeit, „in der man sowieso nicht viel machen darf.“

Hempfling bat darum, dass am Montag nicht gleich alle am Morgen loslaufen und es dann in den Geschäften zu Menschentrauben kommt. Er erinnerte daran, dass es weiterhin zahlenmäßige Beschränkungen gibt, was die Zahl an Kunden in den Läden angeht.

„Wir haben inzwischen bei den Infektionen eine Quote von 50 Prozent Mutationen im Landkreis. Diese Version des Virus ist enorm viel ansteckender. Wo man auf Menschen trifft, gilt es, sich vernünftig zu verhalten, damit wir den Trend umkehren können.“ Hempfling kündigte an, dass die Behörden am Montag mit der Polizei zusammen auch in den Geschäften Präsenz zeigen werden. „Nicht mit Ahndungsabsicht, sondern mit dem besten Willen, es gemeinsam hinzukriegen.“

Julia Hasenfuß, die stellvertretende Leiterin des Impfzentrums, informierte, dass im Landkreis inzwischen 4540 Menschen ihre erste Impfung erhalten (3,96 Prozent) haben. Das entspricht einer Quote von 6,34 Prozent. Bei 2835 Personen ist die Impfung mit der zweiten Spritze bereits abgeschlossen. Eine weitere gute Nachricht: Mit einer letzten Impfung am Freitag ist die Immunisierung der Altenheimbewohner im Landkreis nun vollständig.

Anders als in manchen Nachbarkreisen habe sich der Landkreis entschieden, kein zweites Impfzentrum aufzubauen. Das Zentrum im „Fritz“ in Kulmbach liege verkehrstechnisch optimal, mitten in der Stadt und die wiederum mitten im Landkreis Kulmbach. Zudem sei die Kapazität, die das Zentrum bietet, bei Weitem nicht ausgeschöpft, sagte Landrat Klaus Peter Söllner. Oliver Hempfling kündigte an, dass es im Landkreis bald auch ein Impfmobil geben wird. Damit könne man nicht nur Menschen anfahren, die das Haus nicht verlassen können. Es bestehe auch die Möglichkeit, mobile Impftage in einzelnen Gemeinden zu organisieren. Die Verantwortlichen halten es für sinnvoller, die vorhandenen Kapazitäten auszuschöpfen. „Sollten wir mit Impfstoff überschüttet werden, können wir neu entscheiden“, sagt Landrat Söllner.

Autor

Bilder