Innenstadt Marktredwitz Im Zentrum bald ein Gigant weniger

Während es an fast jeder Ausfallstraße in Marktredwitz ein oder mehrere Lebensmittelmärkte gibt, droht die Innenstadt in diesem Segment zu veröden. Die Hoffnung ruht nun auf dem KEC.

 
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Marktredwitz - Die SPD-Stadträtin Gisela Wuttke-Gilch spricht aus, was viele Bürger befürchten: Wird es bald in der Marktredwitzer Innenstadt keinen Lebensmittelmarkt mehr geben? In der jüngsten Stadtratssitzung hat sie diese Frage aufgeworfen. Sie hoffe daher, dass sich im Untergeschoss des Kösseine-Einkaufszentrums (KEC) wieder ein Markt niederlasse.

Spätestens Ende 2022 wird der Kaufland-Markt das KEC verlassen und den neuen Standort an der Bayreuther Straße beziehen. Die Baufirma hat das wegen der ansteigenden Form topografisch als schwierig geltende Gelände mittlerweile weitgehend planiert. Von oben aus betrachtet, sind die Dimensionen des neuen Marktes zu erkennen. 90 mal 56 Meter Grundfläche wird das sieben Meter hohe Gebäude messen. Die Verkaufsfläche wird unterhalb der hier zulässigen 3000 Quadratmeter liegen und außer von Kaufland noch von einem Imbiss und einer Bäckerei belegt werden.

5000 Quadratmeter Verkaufsfläche

Noch ist zumindest rein rechnerisch die Marktredwitzer Kernstadt gut versorgt. Der Kaufland-Markt im KEC verfügt derzeit über eine Verkaufsfläche von 5000 Quadratmetern. Die fallen künftig weg – mit drastischen Auswirkungen. So listet die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung in ihrer Standort- und Marktanalyse für die geplante Verlagerung des Kaufland-Marktes vom Herbst 2019 für die Innenstadt eine Gesamt-Verkaufsfläche von 5990 Quadratmetern für das Segment Nahrung- und Genussmittel auf. Die Händler erzielten seinerzeit zusammen einen Umsatz in Höhe von 17,9 Millionen Euro (Anmerkung: Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2018). Zur Innenstadt zählt das Gebiet von der Dammstraße im Westen bis zum Ende der Egerstraße im Osten sowie von der Martin-Luther-Straße im Norden bis zur Ottostraße an der Kösseine im Süden. In diesem Areal lagen vor zwei Jahren 35 Prozent der Verkaufsfläche für Nahrungs- und Genussmittel im gesamten Stadtgebiet. Wenn die 5000 Quadratmeter von Kaufland für die Innenstadt wegfallen, bleiben gerade noch rund 1000 übrig. Darüber, ob dies noch mit dem 2015 verabschiedeten Einzelhandels- und Innenstadtentwicklungskonzept der Stadt Marktredwitz im Einklang ist, werden sich die Experten streiten. Seinerzeit lautete die sicherlich noch heute gültige Forderung: „Sicherung einer möglichst flächendeckenden Nahversorgungsstruktur im Stadtgebiet.“ Oberbürgermeister Oliver Weigel ist guter Dinge, dass sich nach dem Auszug des Kauflands aus dem KEC wieder ein Lebensmittelhändler ansiedelt. Er und seine Mitarbeiter stünden in engem Kontakt mit dem neuen Centermanager Nico Helmdach. Wie Weigel wisse, gebe es Gespräche über Pläne für eine Umgestaltung der bisherigen Kaufland-Flächen.

Enger Kontakt zum Centermanager

In einem Gespräch mit der Frankenpost sagte Helmdach vor Kurzem, dass es seit Jahren immer wieder Forderungen gibt, das Untergeschoss besser an das übrige KEC anzubinden. Auch der Bau einer Rolltreppe war im Gespräch.

Auffällig ist im Marktredwitzer Markt, dass es hier im Gegensatz zu vergleichbaren oder selbst kleineren Städten keinen Bäcker mehr gibt. In den vergangenen Jahren sind sämtliche Läden geschlossen worden, zuletzt Kutzer, der im Frey-Centrum das Brücken-Café betrieb.

Schöne Fassaden in Marktredwitz

Zu einer attraktiven Innenstadt tragen zweifellos schöne Fassaden bei. Daher gibt es in Marktredwitz ein Programm, mit dem die Stadt dazu beitragen will, das Ambiente zu verbessern. 31 Hausbesitzer nutzten bislang die Beratungsangebote zur Sanierung der Fassaden. Neun Maßnahmen sind bislang bewilligt, drei abgeschlossen worden. Unter anderem erstrahlt seit Kurzem wieder ein Haus in der Klingerstraße in einer prachtvollen Farbe. Zuletzt ist der Straßenzug mit den an sich interessanten Fassaden sichtbar in die Jahre gekommen. Daher fällt nun jeder Farbtupfer umso mehr auf. Das Programm mit hohen Zuschüssen von der Regierung und einer Co-Finanzierung der Stadt läuft bis Ende 2023.

Der Bauleitplanung für das Gebiet „Am Reichelsweiher, Schloss-, Kirch-, Wunsiedler und Bayreuther Straße“ in Oberredwitz steht nichts mehr im Weg. Wie berichtet, wird das Areal künftig als „urbanes Gebiet“ eingestuft. „Urbane Gebiete“ dienen lauf Definition der Unterbringung von Gewerbebetrieben und sozialen, kulturellen und anderen Einrichtungen, die die Wohnnutzung nicht wesentlich stören. Im Gegensatz zum herkömmlichen Mischgebiet müssen die unterschiedlichen Nutzungen nicht gleichwertig verteilt sein. Ein weiterer Unterschied ist der Lärmschutz. Die Immissionsrichtwerte für „Urbane Gebiete“ liegen über denen eines Misch- oder Kerngebiets.

Wunsch geht in Erfüllung

Für die Menschen in Haag geht bald ein Wunsch in Erfüllung: Das Dorf, das unter anderem wesentlich von einem Industriebetrieb und der Pferdewirtschaft geprägt ist, erhält demnächst eine Art neue Mitte. Möglich macht dies der Abriss der alten Gemeinschaftsgefrieranlage. Diese stammt noch aus der Nachkriegszeit, in der sich die wenigsten Privathaushalte eine eigene Tiefkühltruhe leisten konnten. Aus diesem Grund entstanden vielerorts Gemeinschafts-Gefrieranlagen in Gefrierhäusern. Hier gab es viele kleine Tiefkühlfächer für die Familien. Im Falle von Haag befand sich die Gefrieranlage in einer Art Garage. Diese hat die Stadt Marktredwitz gekauft und will sie laut Stadtbaumeister Stefan Büttner demnächst abreißen. Der angrenzende alte Weiher soll hingegen in seinem ursprünglichen Zustand hergerichtet werden. „Dadurch können wir für Haag einen Dorfplatz entwickeln“, sagte Büttner. Dies sei für den verkehrsbelasteten Ort eine echte Verbesserung.

Insgesamt kostet die Maßnahme, die im Dorferneuerungsverfahren läuft, 54 000 Euro. Die Stadt erhält eine 60-prozentige Förderung.

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