Heute dreht sich im Eltern-Integrationskurs alles um das Thema Umzug. „Ich beziehe eine neue Wohnung – was nehme ich mit?“, fragt Lehrkraft Natalia Iaroshevych. Zwölf Mütter und Väter tragen zusammen, was ihnen auf Deutsch einfällt.
Wer in Deutschland lebt, muss sich verständigen können. Im Kreis Wunsiedel offerieren drei Anbieter Integrationskurse, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert.
Heute dreht sich im Eltern-Integrationskurs alles um das Thema Umzug. „Ich beziehe eine neue Wohnung – was nehme ich mit?“, fragt Lehrkraft Natalia Iaroshevych. Zwölf Mütter und Väter tragen zusammen, was ihnen auf Deutsch einfällt.
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Es erfordert viel Konzentration, als Erwachsener eine fremde Sprache zu lernen – da sind sich die Teilnehmer einig, die seit Oktober beim Bildungsinstitut Pscherer in Marktredwitz die Schulbank drücken. „Unsere Kinder lernen viel schneller“, erzählen Yasmine Alyakoub und Shadi Shammout. Was dem Paar aus Syrien besonders schwerfällt: Im Gegensatz zur arabischen Sprache wird im Deutschen von links nach rechts geschrieben, außerdem sind die lateinischen Buchstaben fremd. Mit der komplizierten deutschen Grammatik und den Artikeln kämpfen alle Kursteilnehmer, die zwischen elf Monaten und sechs Jahren im Fichtelgebirge leben und nun einen der vielen Integrationskurse besuchen.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, erklärt Bernhard Krist vom Bildungsinstitut Pscherer, berechtige drei Anbieter, Integrationskurse im Landkreis Wunsiedel umzusetzen: das Berufliche Fortbildungszentrum (Bfz) Hochfranken, das Bildungsinstitut Pscherer und die Volkshochschule Fichtelgebirge. Dieses Trägernetzwerk plane und terminiere die Kurse in gegenseitiger Abstimmung so, dass Lernwilligen mit Migrationshintergrund schnellstmöglich etwas Passendes angeboten werden könne, versichert Krist.
Ziel der intensiven Deutschkurse sei die Integration in die Gesellschaft und ins Arbeitsleben. Offen stünden all diese Angebote jetzt auch den Ukrainern, die täglich hier einträfen.
Wer eine Berechtigung oder Verpflichtung für einen solchen Kurs besitze (von der Ausländerbehörde, dem Jobcenter, der Agentur für Arbeit oder dem Bundesamt für Migration ), könne sich bei einem der Träger melden. Dort entscheide ein Einstufungstest darüber, in welchen Kurs ein Interessent passe, erläutert Krist.
Je nach Sprachniveau und zeitlicher Verfügbarkeit können Lernwillige in Marktredwitz und Selb aus verschiedenen Integrationskursen auswählen:
Wer die lateinische Schrift lernen muss, wird einem Alphabetisierungskurs oder „Zweitschriftlernerkurs“ mit 900 Unterrichtsstunden zugewiesen.
Wer Kinder im Kindergarten- oder Schulalter hat, besucht in der Regel einen Eltern-Integrationskurs (ebenfalls mit 900 Unterrichtseinheiten). Hier wird Rücksicht auf Ferien- und Betreuungszeiten genommen. Zudem behandelt dieser Kurs auch elternspezifische Themen. Alphabetisierte Lernende besuchen den allgemeinen Integrationskurs mit 600 Unterrichtseinheiten, die sich auf ein halbes Jahr verteilen. Junge Leute im Alter bis 25 Jahre haben die Möglichkeit, einen Jugendintegrationskurs mit 900 Stunden zu wählen, in den berufsorientierte Inhalte integriert sind.
Wer im Einstufungstest beweise, dass er bereits über Sprachkenntnisse verfüge, könne auch erst zu einem späteren Zeitpunkt in alle Angebote einsteigen, erklärt Bernhard Krist.
Ziel aller Kurse sei das Ablegen einer speziellen Prüfung, des Deutschtests für Zuwanderer. Dieser bestehe aus mehreren Prüfungsteilen und unterliege sehr strengen Auflagen. Zum Beispiel dürften die Prüfer die Teilnehmenden nicht vorher unterrichtet haben, berichtet Krist. Außerdem nähmen immer unabhängige, zertifizierte Prüfer die mündliche Prüfung ab. In ganz Deutschland seien die Aufgaben gleich und vorher weder Lehrkräften noch Prüfern bekannt. Die Termine würden ebenfalls bundesweit einheitlich festgelegt.
Wer den Deutschtest bestehe, habe das Sprachniveau „B1“ des europäischen Referenzrahmens erreicht. Krist zufolge reicht dieses Niveau aus, um im Alltag gut zurechtzukommen und einfache berufliche Tätigkeiten zu übernehmen.