Interview Stand-up-Paddeling „gefährlich für ungeübte Schwimmer“

Stand-up-Paddeling ist auch in heimischen Gewässern ein Sommer-Trendsport. Der tödliche Unfall vergangene Woche auf dem Weißenstädter See gibt den Rettern zu denken.

 
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Auch Stand-up-Paddeling sollte man erst einmal trainieren. Foto: dpa/Arne Dedert

Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) hat vor wenigen Tagen eine bedrückende Statistik veröffentlicht. Demnach sind in den ersten sieben Monaten in Bayern deutlich mehr Menschen beim Baden ertrunken (42) als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres (29). Auch in der Region sind die Retter tief betroffen, nachdem vergangene Woche beim Stand-up-Paddeling auf dem dem Weißenstädter See eine 73 Jahre alte Frau aus der Oberpfalz ins Wasser gefallen und ertrunken ist. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden der Wasserwacht Nagel, Klemens Pöllmann, über die Gefahren des Stand-up-Paddelings.

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Stand-up-Paddeling wird immer beliebter. Was halten Sie als Wasserretter davon?

An sich ist es kein allzu schwieriger Sport, jeder kann sich da nach einiger Übung daraufstellen und losfahren. Aber genau hierin besteht die große Gefahr. Auch ungeübte Schwimmer fühlen sich mitunter ziemlich sicher und treiben weit auf das offene Wasser hinaus. Wenn sie dann ins Wasser fallen, geraten sie schnell in Panik und drohen zu ertrinken.

Jedes Stand-up-Board hat an sich eine Schlaufe an einer Leine, die man sich um den Fuß schnallen kann, sodass man mit dem Teil immer in Verbindung ist.

Die Leinen sind eigentlich mehr dazu gedacht, dass die Boards beim Paddeln auf Flüssen oder im Meer nicht abtreiben, wenn man runterfällt. Ich selbst habe mal im Meer das Stand-up-Paddeling probiert. Bei Wellengang ist es gar nicht so einfach, überhaupt auf das Board zu kommen. Auf stehenden Gewässern hingegen haben viele Sportler die Leine nicht umgelegt.

In den vergangenen Monaten ist es zu mehreren Unfällen mit Stand-up-Boards gekommen. In Bregenz in Österreich ist ein junger Mann ertrunken und erst vergangenen Woche eine Frau im Weißenstädter See.

Grundsätzlich sollten ungeübte Schwimmer immer in der Nähe des Ufers bleiben, das sie im Notfall noch erreichen können. Außerdem ist es wichtig, sich abzukühlen. Wer längere Zeit in der prallen Sonne paddelt und erhitzt ins kühle Wasser fällt, der kann unter Umständen einen Herzschlag erleiden. Dies sollte man sich immer vor Augen halten, bevor man auf das Board steigt und loslegt.

Wie ist die Situation am Nagler See?

Auch hier vergnügen sich immer mehr Badende mit Stand-up-Paddels. Unser See ist aber relativ klein, daher ist die Szene mehr auf größeren Gewässern zu finden.

Die Nagler Wasserwacht hat selbst ein eigenes Stand-up-Board.

Ja, wir haben uns eines zugelegt und nutzen es zur Wasserrettung. Man gelangt damit relativ schnell zu einem Menschen, der im Wasser in Gefahr gerät. An dem Board sind mehrere Extra-Schlaufen angebracht, an denen sich der in Gefahr Geratene festhalten kann. Das ist sinnvoll, da sich Ertrinkende in ihrer Panik an den Retter klammern und diesen ebenfalls in Gefahr bringen können. Mit dem Board hingegen kann der Wasserretter die Person sicher und schnell ans Ufer bringen.