„Wir wären gerne schneller gewesen“, räumte Müller ein. Allerdings habe Corona den Planungen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Moment bessere sich die Situation wieder, zeigte sich der Investor optimistisch. Zudem verbuchten Outlet-Center in Deutschland noch immer Umsatzzuwächse.
Zur Kenntnis
„Wir nehmen die Stellungnahme mit ihren Aussagen und Zeiten zur Kenntnis“, äußerte sich Walter Wejmelka (SPD) eher reserviert. „Wir alle wollen, dass es bei beiden Baustellen weitergeht.“ Allerdings wolle er den Zeitplan aus der bisherigen Erfahrung heraus nicht bewerten. Ein dickes Lob hatte er für die Center-Managerin Petra Dierck parat, die sich vorbildlich einbringe. Für den Fortgang hoffe man auf die Firma Roth. Die SPD-Fraktion erwarte allerdings, dass das Gelände im Bürgerpark bis 2023 in einem ordentlichen Zustand und auch der Gehsteig in der Schillerstraße endlich gerichtet sei.
Für die CSU sagte Wolfgang Kreil, dass zumindest beim Bürgerpark die Frage „Wer macht bis wann was?“ relativ deutlich geklärt sei, wenn auch eine gewisse Skepsis bleibe. Dagegen kritisierte er, die Planung für das Outlet sei nicht vollständig und vage, wobei Kreil durchaus anerkannte, dass das bisher Geschaffene „wertig und gut besucht sei“.
Thema Storg
Allerdings habe Müller das Thema Storg und das umgebende Areal gar nicht angesprochen. Geplant sei gewesen, dass Munitor die Häuser dort kaufe, zusammen mit der Stadt abreiße und dann neu baue. Offenbar habe Müller aber aufgehört, Gebäude zu kaufen. „denn die werden jetzt der Stadt angeboten“. So sei der ehemalige Salamander-Beck im Internet inseriert. „Wir haben dort keinen Plan“, so Kreil. Das sei dramatisch. Beim Storg gehe es offensichtlich nicht um Jahre, sondern Jahrzehnte. „Das können wir der Stadt und den Besitzern nicht antun.“ Kreil fordert Pötzsch und Müller dringend auf, die Planungen zu beschleunigen. Bisher sei das Projekt „führungslos wie ein toter Fisch im Wasser“.
Das wollte Müller nicht auf sich sitzen lassen. Er erinnerte daran, dass er bereits 2016 die Baugenehmigung für den zweiten Bauabschnitt beantragt habe. Aufgrund vieler Hürden und Auflagen übergeordneter Behörden (und zwei Architektenwettbewerben) habe er bis heute keine Genehmigung. „Wenn das 2018 erledigt gewesen wäre, wären wir heute wesentlich weiter.“ Wenn er das ehemalige Kaufhaus jetzt abreiße, habe er nur einen Parkplatz.“ Wenn er eine Genehmigung habe, gehe es weiter.
Optimistisch
Schützenhilfe bekam Müller von Klaus von Stetten, Sprecher der Aktive Bürger. Es sei typisch Kommunalpolitik, dass einige offensichtlich enttäuscht seien, dass ein bislang erfolgreiches Projekt auch erfolgreich weiterlaufe. Seine Fraktion sei auf jeden Fall optimistisch, dass es positiv weitergehe. Man wünsche Müller auch weiterhin viel Erfolg.
Zu den Kritikern gehörte Roland Schneider (Freie Wähler Selb). Es sei zwar gut, dass man mit der Firma Roth ein einheimisches und leistungsfähiges Unternehmen gefunden habe. Zu Müllers Corona-Argument merkte Schneider aber an, dass im Landkreis viele andere Baustellen von der Pandemie nicht so beeinträchtigt gewesen seien: „Die waren in kürzester Zeit viel weiter.“ Er hoffe jetzt auf einen zügigen Fortschritt.
Mehr als früher
Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch sah vor allem die frohe Botschaft, dass der Investor trotz aller Hürden am Outlet und dem Bürgerpark festhalte. „Wir haben mehr, als wir früher hatten“, konstatierte Pötzsch. Und wenn man mit Optimismus herangehe, würden die weiteren Schritte gelingen. „Die Innenstadt funktioniert wie seit Jahren nicht“, sagte Pötzsch. Es gebe Metzger, Bäcker und Gastronomie – „Bürger anderer Städte im Landkreis wären glücklich über eine solche Innenstadt.“ Er führte auch neue Nutzungen ins Feld, wie etwa die Hebammenpraxis oder die neuen Gaststätten.
Kai Hammerschmidt sagte, davon könne er vieles unterstreichen. Allerdings habe man sich jetzt fünf Jahre vieles angehört – „die Augen und Ohren der Selber sind müde“. Pötzschs Antwort: „Da sprechen wir aber nicht von allen.“
Ein Bürger, nämlich Volker Seitz, meldete sich in der Bürgersprechstunde zu diesem Thema zu Wort. Er erinnerte daran, dass es die Interimslösung Bürgerpark seit 2004 gebe – er sei sehr wohl müde. Zudem wollte er wissen, welche Mehrkosten durch die Bauverzögerung entstanden seien und wer sie tragen müsse. Der Oberbürgermeister sagte zu, die Zahlen vorzulegen.