Wie wird die Sonne kollabieren?
Wird der kosmische Kollaps der Sonne ein dramatischer Todeskampf, ein plötzlicher Exitus oder ein sich dahinhinschleppendes Siechtum? Einer, der den Sonnenuntergang berechnet und beschrieben hat, ist der amerikanische Planetologe und Geophysiker Jeffrey Kargel von der University of Arizona. Nach seinen Berechnungen beginnt die erste ungemütliche Phase im Sonnensystem in 1,5 Milliarden Jahren.
Wann beginnt der Countdown zum solaren Finale?
Nichts ist so zuverlässig wie die Sonne. Seit mehr als fünf Milliarden Jahren spendet sie der Erde und den anderen Planeten unseres Sonnensystems Licht und Wärme. In ihrem Innern verschmelzen Wasserstoffkerne zu Helium und liefern die nötige Energie. Ein gigantisches, unerschöpfliches Kraftwerk – so scheint es. Doch irgendwann ist Schluss mit der komfortablen interstellaren Energieversorgung.
Seit ihrer Entstehung nimmt die Größe und Helligkeit der Sonne stetig zu – um rund ein Prozent in 100 Millionen Jahren. Wenn sie in 1,5 Milliarden Jahre 15 Prozent heller strahlt als heute, könnten die Temperaturen auf der Erde auf 60 bis 70 Grad Celsius steigen.
In den folgenden Milliarden Jahren wird die Sonne ihre Brennstoffvorräte vollends aufzehren. Um den schwindenden Wasserstoff auszugleichen, werden sich die Fusionsprozesse im solaren Glutofen drastisch erhöhen.
Wann wird die Sonne zum Roten Riesen?
Der Brennofen Sonne glüht folglich heißer mit weniger Brennstoff. Dadurch wiederum steigt die Temperatur im Innern des Gasballs, so dass auch der Wasserstoff in den äußeren Sonnenregionen – der Photo- und Chromosphäre sowie der Korona – zündet und der Stern immer heller strahlt.
Schließlich bläht sich der Stern zu einem Feuerball auf, der das 256-Fache seines heutigen Radius von 1 91 400 Kilometern (zum Vergleich: die Erde hat einen Durchmesser von 12 742 Kilometern) erreicht. Irgendwann wird die Sonne – so die Computersimulationen – zum Roten Riesen, einem Himmelskörper von gigantischen Ausmaßen und extrem hoher Temperatur, der die Planeten Venus und Merkur komplett vernichtet.
Was geschieht mit der Erde?
Die Erde wird durch das Siechtum der Sonne in ihre planetarische Urzeit zurückkatapultiert. Auf der Oberfläche wird es unerträglich heiß, etwa 1000 Grad Celsius. Das Gestein beginnt zu schmelzen, Mineralien lösen sich auf, tödliche Wolken aus Schwefelsäure umhüllen die Atmosphäre wie einst auf der Venus. Nach Angaben von Kargel werden Eisen-Regen und Schnee aus Siliziumoxid, Natrium und Kalium fallen.
In sieben Milliarden Jahren soll das Ende Jeffry Kargel zufolge ganz nahe sein. Der Rote Riese, der einst unsere Sonne war, hält die Erde im Klammergriff, so dass er ihr immer nur eine Seite zuwendet. Auf der einen Seite herrscht ewiger Tag mit Temperaturen wie in einer Stahlschmelze, die selbst Magma-Seen verdampfen lässt. Auf der abgewandten Seite herrscht dagegen ewige Nacht mit Temperaturen von bis zu minus 240 Grad Celsius.
Wenige hundert Millionen Jahre später ist es dann so weit: Die Erde nähert sich der Sonne aufgrund ihrer Anziehungskraft und Masse immer mehr an, bis sie schließlich in deren Hülle eintaucht.
Und die Sonne?
Nach der Erde wird irgendwann auch die Sonne sterben. Der Rote Riese mutiert zu einem Weißen Zwerg – den Überresten ausgebrannter Sterne, die völlig erloschen sind. Dann wird sich die ehemalige Sonne wie Janus in den Tiefen des Universums ihren Weg bahnen.