Papst Franziskus betete damals mit Kiir und Machar und flehte sie um ein Ende des Konflikts an. Dann kniete er sich vor den beiden nieder und küsste ihnen die Füße. Seit 2020 ist Machar - sieben Jahre zuvor noch wegen eines Putschversuchs in Ungnade gefallen - wieder Vizepräsident des Südsudans. Franziskus bat um ein Einlenken in der aktuellen Lage, "damit dieses Land nicht zu einem Friedhof verkommt".
Im permanenten Krisenmodus
Doch noch immer ist das Land im permanenten Krisenmodus. Zuletzt eskalierten Auseinandersetzungen in den Bundesstaaten Jonglei und Pibor im Osten. Auch in den Regionen Warrap oder Zentral-Äquatoria kommt es zu Gewalt. Ethnische Spannungen und der Kampf um knappe Ressourcen entladen sich fast täglich in tödlichen Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen. Die Zahl der Patienten, die mit Schussverletzungen behandelt werden mussten, ist nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) zuletzt erneut in die Höhe geschossen.
"Die Auswirkungen der bewaffneten Konflikte und der Gewalt auf die Menschen im Südsudan ist verheerend", sagte Pierre Dorbes, der Leiter der IKRK-Delegation in Juba. Das Rote Kreuz stockte seine Notfallhilfe auf, denn die Gewalt wird immer brutaler. "Immer häufiger müssen wir Verletzte aus den ländlichen Gebieten ausfliegen, weil es die einzige Möglichkeit ist, ihr Leben zu retten", so Dorbes.
Auch im Norden des Landes an der Grenze zum Sudan ist die Lage sehr angespannt. Dabei geht es nicht nur um Konflikte zwischen dem islamisch geprägten Norden und dem christlichen Süden, sondern auch um Ölvorkommen im Grenzgebiet.
Klimawandel als neue Bedrohung
Neben den alten Konflikten kämpft das Land längst auch mit einer neuen Bedrohung: dem Klimawandel. "Der Südsudan ist eines der ersten Musterbeispiele für die Auswirkungen des Klimawandels", sagt Ania Okinczyc, die Büroleiterin der Welthungerhilfe im Südsudan. Das Land erlebte 2022 das dritte Jahr in Folge mit schweren Überschwemmungen. "Allein im letzten Jahr war rund die Hälfte der Landesfläche vollkommen unter Wasser", sagte Okinczyc. Zwar habe die Trockenzeit begonnen und es gebe keinen neuen Regen mehr, doch das Wasser stehe weiterhin auf den Feldern und in den Dörfern. Laut Angaben der UN sind mindestens 900.000 Menschen von den Fluten betroffen.
Ein Ende des Leids der Menschen im Südsudan ist nicht in Sicht. Nach Schätzungen der Hilfsorganisation International Rescue Council (IRC) dürfte die Zahl der Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, in diesem Jahr auf 9,4 Millionen Menschen steigen. Schon jetzt sind drei Viertel der gut elf Millionen Südsudanesen auf humanitäre Hilfe angewiesen.