Kauerndorfer Tunnel im BR Überraschungen fehlen bei „Quer“-Beitrag

Klaus Rössner

Das Satire-Magazin Quer des Bayerischen Rundfunks nimmt in einem sechsminütigen Beitrag das Millionen-Projekt in Kauerndorf aufs Korn. Viel Neues war darin nicht zu sehen, höchstens einige journalistische Unschärfen. Und auch von Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann kamen nur allzu bekannte Argumente.

 
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Hier soll der 90 Millionen Euro teure Tunnel durch den Mühlberg führen. Foto: Redaktion

Tunnelangst ist in der Psychologie eine bekannte Störung. Sie beschreibt das beklemmende Gefühl von Verkehrsteilnehmern, die mit ihren Fahrzeugen einen Tunnel durchqueren müssen. In Kauerndorf jedoch kann dieser Begriff umgedeutet werden: Die einen, nämlich die Anrainer der B 289, haben Angst davor, dass der geplante Tunnel nicht gebaut wird. Andere Zeitgenossen aber fürchten genau das Gegenteil. „Quer“, das Satire-Magazin des Bayerischen Fernsehens, befasste sich mit dem Thema - nicht ohne ein gerüttelt Maß an Zynismus.

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Am Donnerstagabend zur besten Sendezeit nahm BR-Autorin Beate Brehm das Projekt aufs Korn. Sie schilderte die Chronologie des Vorhabens, das die verkehrsgeplagten Anwohner seit Jahrzehnten fordern. Pläne, Drohnenaufnahmen und Interviews prägten die Sendung - leider auch journalistische Unschärfen: So wurden als Beleg der Kauerndorfer Proteste großzügig Einspielungen verwendet, die bei den Demonstrationen der Untersteinacher Bürgerinitiative zum Bau der dortigen (längst fertiggestellten) Umgehung gedreht worden waren. Satire darf zwar viel, die Fakten und das Basismaterial aber sollten dann schon stimmen.

Ansonsten hatte der Beitrag wenig Erhellendes zu bieten: Die sattsam bekannten Argumente des Für und Wider kamen einmal mehr aufs Tapet. „Schwachsinn“, „Quatsch“ oder „Irrsinn“ lauteten die Wortmeldungen der Gegner der Röhre durch den Mühlberg. Und mit 90 Millionen viel zu teuer. Überhaupt das Geld. Dreieinhalb Millionen könnte man jedem Hausbesitzer zahlen für eine Umsiedlung, so das Rechenexempel. Dann bräuchte man die Mega-Maßnahme nicht. Was könnte man mit dem Geld alles an Sinnvollem anstellen? Die Bahnlinie Kulmbach – Hof elektrifizieren etwa.

Die Verantwortung für die Mittelvergeudung wurde Ex-Verkehrsminister Alexander Dobrindt zugeschoben, der von keinem Geringeren als Ex-Ministerpräsident Horst Seehofer gelobt wurde - als ein Politiker, der die Kohle nach Bayern bringt: „Wenn die CSU den Verkehrsminister stellt, ist das gleichbedeutend mit Überweisung.“

Aber auch auf örtlicher Bühne spielt der Mammon eine große Rolle. Kulmbachs OB Ingo Lehmann durfte dazu seinen bereits bekannten Ausgabenvergleich anstellen, mit dem er sich auf lokaler Ebene viel Kritik eingehandelt hatte. Der Tunnelbau mit 90 Millionen einerseits, der Umbau des Kulmbacher Bahnhofs zu einer barrierefreien Station mit nur zehn Millionen andererseits. Theoretische Erwägungen. Denn die Mittel für den Bau der Umgehung – soviel haben wir gelernt – lassen sich nicht einfach umwidmen. Wohl im Wissen um das bereits genehmigte Vorhaben fielen die Stellungnahmen der Befürworter gelassen aus.

Da brach Bürgermeisterin Anita Sack eine Lanze fürs den längsten Tunnel Oberfrankens, und die Mitglieder der Interessengemeinschaft klagten über die „Lärmbelästigung ohne Ende“ bei rund 17 000 Fahrzeugen täglich. „Wir hoffen, dass alles gut geht“, meint ein Betroffener.

Diese Hoffnung ist begründet: Rein faktisch gesehen, ist die Umsetzung der Maßnahme nur noch Formsache. Alle rechtlichen Schritte sind vollzogen, die Mittel stehen bereit. Ein Zurück undenkbar. „Versprochen ist versprochen“, so ein Interviewpartner. Vor diesem Hintergrund geraten neuerliche Debatten über das polarisierende Projekt zu einer rein akademischen Diskussion. Die Röhre wird gebaut, da beißt die Maus keinen Faden mehr ab. Die „normative Kraft des Faktischen“ nennt Kabarettist Gerhard Polt so etwas. Oder wie es bei uns Franken heißt: „Es is, wie´s is.“ Seite 2