Keller in Wunsiedel Baudenkmal und Rückzugsquartier für Fledermäuse

red
Die Wunsiedler Keller dienten eins zur Lagerung von Bier; heute sind sie wichtige Fledermaus-Quartiere. Foto: Florian Miedl

Die Wunsiedler Kellergasse ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Weitere Sanierungen sind geplant – auch dank der Förderung von gut einer halben Million Euro aus München.

 
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Sie ist die größte ihrer Art in Bayern und ein Teil der Geschichte des Fichtelgebirges – die Kellergasse am Katharinenberg in Wunsiedel. Insgesamt 51 historische Keller reihen sich dort aneinander. Elf von ihnen wurden, wie das Landratsamt mitteilt, bereits 2021 saniert, heuer können weitere zwölf folgen. Möglich macht das vor allem die Unterstützung durch den Freistaat Bayern. Thorsten Glauber, Staatsminister für Umwelt- und Verbraucherschutz, hat gestern den Förderbescheid persönlich übergeben.

Win-win-Situation

Umweltminister Glauber betonte in Wunsiedel: „Heute ist ein guter Tag für Oberfranken. Das Projekt ist eine Win-win-Situation: Wir liefern einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt im Fichtelgebirge und bewahren gleichzeitig ein bayerisches Baudenkmal. Die Kellergasse am Katharinenberg ist eines der größten Fledermauswinterquartiere in Oberfranken und damit eine wichtige Attraktion für die Stadt Wunsiedel. In der Kellergasse finden gefährdete Fledermausarten einen Rückzugsort. Das Umweltministerium unterstützt das Projekt gerne mit 515 000 Euro.“

Ihre Ursprünge hat die Kelleranlage in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals waren die Keller mit ihren zahlreichen Seitengängen und Nischen in die Felsen des Wunsiedler Hausbergs hineingetrieben worden. Landrat Peter Berek nennt sie einen „Kühlschrank der Vergangenheit“: „Die Temperatur in den Kellern beträgt konstant etwa acht Grad, und das ist ideal zum Lagern von Bier. Genau dafür haben die Bürgerinnen und Bürger die Räume ab dem Jahr 1832 auch genutzt. Erst 1918 endete diese Tradition – nach 86 Jahren. Die meisten Familien nutzten ihre Keller danach noch einige Zeit zum Lagern von Kartoffeln. Im Laufe der Jahre verfielen die Gemäuer aber leider immer mehr. Ich freue mich sehr, dass jetzt dort wieder Leben einzieht.“

Einzigartiges Labyrinth in der Tiefe

Schon jetzt geben die bisher sanierten Keller einen ersten Einblick in alte Zeiten. Wenn abschließend noch weitere 23 hinzukommen und alle alten Verbindungsgänge wieder freigelegt sind, wird ein einzigartiges 900 Meter verzweigtes und zwölf Meter in die Tiefe reichendes Labyrinth entstanden sein.

Die bereits sanierten Keller sind zudem eine willkommene Anlaufstelle für zahlreiche Fledermäuse geworden und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz im Fichtelgebirge und darüber hinaus. Durch den Erhalt und die Weiterentwicklung der historischen Anlagen wird ein überregionaler Lebensraum mit Sommer- und Winterquartieren für europaweit bedrohte Fledermausarten geschaffen.

Keller erlebbar machen

Organisiert und durchgeführt werden die Maßnahmen in der Kellergasse von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Wunsiedel. Dort hat Stefan Schürmann das Projekt ins Rollen gebracht und betreut es seitdem federführend. Schürmann will die kulturhistorische Anlage ebenso erhalten, wie das Winterquartier für die Fledermäuse. Zudem sollen die Keller für die Wunsiedler und Interessierte erlebbar werden.

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