Das Problem: Dieses Gefühl erreicht den Zuschauer leider nicht. Viel zu unvermittelt flammt die Liebe des seit seinem halben Leben getrennten Paares wieder auf, viel zu sehr bleibt im Unklaren, was die beiden trennte und was sie dann so schnell wieder verbindet. Und so reihen sich Szenen an Szenen, die durchaus rührend sein könnten, aber keine glaubwürdigen Emotionen vermitteln.
"Da geht es um leise Töne und ganz sensible Momente", sagte Ochsenknecht im dpa-Interview. "Extreme Momente – Wut, Weinen – sind leicht zu spielen. Aber hier kommt es auf kleine Nuancen an." Diese und die hervorragende Harmonie zwischen den Hauptdarstellern bekommen aber gar nicht so viel Raum wie sie brauchen, weil der Film manchmal zu krampfhaft versucht, die ganz großen Emotionen darzustellen. So bleiben sie viel zu sehr an der Oberfläche, weil sie nicht aus den Figuren und ihrer Motivation heraus entstehen, sondern ihnen übergestülpt scheinen.
Und das gilt nicht nur für die viel zu schnell zur Romanze übergehenden Beziehung von Eva und Edgar, sondern auch für die zwischen Edgar und den gemeinsamen Kindern Melli (Emilia Schüle) und Patrick (auch im wirklichen Leben Harfouchs Sohn: Robert Gwisdek).
Vaterkomplexe, Wut - und schnelle Versöhnung
Melli verarbeitet ihren Vaterkomplex damit, dass sie sich selbst als Komikerin auf Youtube versucht und fällt Edgar, an den sie sich nicht erinnern kann, weil er die Familie verließ, als sie noch ganz klein war, dann doch zeitnah um den Hals. Schließlich kann er sich endlich dazu aufraffen, ihre Videos anzuschauen und kommt dann auch noch zu einem ziemlich gnädigen Urteil. Das entschädigt Melli offenbar überraschend schnell für Jahrzehnte der väterlichen Abwesenheit. Patricks Wut ist ein wenig hartnäckiger, hält aber selbstverständlich auch nur bis zur Versöhnung am Sterbebett der Mutter.
Produzent Oliver Ziegenbalg, der auch das Drehbuch geschrieben hat, hat diesem eine sehr persönliche Geschichte zugrunde gelegt: Als sein Onkel an Krebs erkrankte, sich nicht behandeln lassen wollte und schließlich starb, sei es zu Versöhnungsszenen am Sterbebett gekommen, sagt er bei der Premiere.
Die Charaktere im Film aber bleiben - bei aller Tragik - holzschnittartig. Was sie bewegt, bleibt zuweilen offen und weil auch der Schrecken der tückischen Krebserkrankung höchstens anklingt, als Eva sich einmal schmerzverzerrt auf dem Hotelbett krümmt, wird aus einer Geschichte, die individuell und emotional sein könnte, ein sehr klischeehafter und vorhersehbarer Film, bei dem man das Gefühl nicht loswird, all diese Bilder schon einmal gesehen, all die Dialoge schon einmal irgendwo gehört zu haben. "Die Ironie des Lebens" ist ein Film, der berühren soll, dafür bewährte Klischees und Bilder bemüht, nahezu mechanisch auf die Tränendrüse drückt, aber nicht unter die Haut geht.