Hoher Stromverbrauch
Theologin Puzio betont aber auch: KI-Anwendungen verursachten durch die nötige Rechnerleistung mit viel Strom hohe Emissionen. Das sei mit der Verantwortung für die Schöpfung kaum in Einklang zu bringen. Besser sei es weniger, aber verantwortungsvolle KI-Projekte zu entwickeln.
Für die Evangelische Kirche Deutschland geht das Kunstprojekt "sicherlich an eine Grenze", wie ein Sprecher auf Anfrage sagt. Dennoch: "An Weihnachten begibt Gott sich als zerbrechliches Kind in die Futterkrippe eines Stalls. Warum also sollte Gott einen Beichtstuhl mit KI meiden?", sagt er. "In jedem Fall fordert das Kunstprojekt zur Frage heraus: Wo rechnen wir heute mit Gott?"
KI-Jesus als Brücke
Das Projektteam wertet die rund 900 Gespräche von 18- bis 70-Jährigen nun weiter aus. Für Datenschutz hat KI-Jesus selbst gesorgt: "Er hat am Anfang erklärt, dass alles aufgenommen wird und dass man bitte keine persönlichen Informationen geben soll, das haben Besucher per Knopfdruck bestätigt."
KI in der Kirche könne helfen, wenn Menschen sich aus Scham erst mal keinem Seelsorger anvertrauen wollen, meint Schmid. So ein Gespräch könne ein erster Schritt zur Öffnung sein. Eine Autistin habe ihm gesagt, das Gespräch mit dem KI-Jesus sei einfacher für sie gewesen, weil sie sich schwer auf andere Menschen einlassen könne. In Schulklassen, die mit dem KI-Jesus über Videolink sprachen, sei anschließend rege über Religion diskutiert worden.
In der Kapelle waren immer Seelsorger zur Hand, falls jemand von der Begegnung aufgewühlt gewesen wäre. Das sei nicht passiert, aber viele Leute hätten Gesprächsbedarf gehabt, weil sie neugierig und fasziniert waren.
Wo KI-Jesus sprachlich scheitert
Die Kunstinstallation in Luzern fand im Rahmen des 100. Geburtstags der Lukasgesellschaft statt, die Menschen aus Kunst, Architektur, Kunstgeschichte und Theologie zu Projekten im Bereich Kunst und Kirche vereint. Schmid könnte sich eine Weiterentwicklung vorstellen. Allerdings hätte der KI-Jesus dann noch einiges zu lernen. Er konnte zwar in 100 Sprachen antworten, aber nicht in allen. "Wenn jemand schweizerdeutsch gesprochen hat, hat er auf Niederländisch oder Hebräisch geantwortet," sagt Schmid.