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Klärschlamm In Holenbrunn soll es nicht stinken

Klärschlamm stinkt, aber nicht wenn er richtig behandelt wird. Foto: /N. Armer

Die Klärschlammtrocknung im Energiepark unterscheidet sich deutlich von der umstrittenenAnlage in Schirnding. Betreiber ist ein privates Unternehmen.

 
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Holenbrunn - So ganz wohl ist vielen Bürgern in Holenbrunn derzeit nicht, wenn sie in Richtung Energiepark blicken. Hier entsteht derzeit eine große Klärschlammtrocknungsanlage. Und bei diesem Wort schrillen die Alarmglocken: In Schirnding gibt es ebenfalls eine derartige Anlage, und die stinkt im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel (wir berichteten mehrfach). Bereits im Frühjahr werden die ersten Fuhren Klärschlamm in den Energiepark geliefert. Wird es dann auch in dem Wunsiedler Ortsteil mit der guten Luft vorbei sein?

„Nein“, versichert Marco Krasser, Geschäftsführer der Wunsiedler Stadtwerke SWW und geistiger Vater des Energieparks. Wie er in der Bürgerversammlung in Holenbrunn am Donnerstagabend sagte, unterscheiden sich die Anlagen in Holenbrunn und Schirnding fundamental. Beide Trocknungen stammten zwar von dem Unternehmen Burkhardt, im Energiepark seien allerdings die Betriebsabläufe von der Umgebung völlig abgeschottet. Das fängt schon beim Entladen der stinkenden Fracht an, die aus den Kläranlagen der Region stammt. In Wunsiedel fahren die Lastwagen in eine Anlieferungshalle, in der Unterdruck herrscht. Das bedeutet, der Gestank wird innerhalb des Gebäudes festgehalten. In Schirnding hingegen luden die Laster bisher den Schlamm im Außenbereich ab (derzeit ist die Anlage nicht in Betrieb).

Mit Aktivkohlefilter

Im Energiepark verfügt die Trocknung zudem über drei, in Schirnding über zwei Abluftreinigungsverfahren. Vor allem auf den Aktivkohlefilter setzt Burkhardt in Wunsiedel.

„Es ist klar, wenn Klärschlamm falsch behandelt wird, stinkt er. Und dies ist dann richtig ekelhaft“, sagte Krasser. Die Gebäude in Wunsiedel erhalten daher eine komplette Isolierung. „Dadurch kann kein Kondenswasser entstehen, das den getrockneten Klärschlamm wieder befeuchten würde. Dies ist eine der häufigsten Ursachen für den Gestank. Bei uns ist Kondenswasser ausgeschlossen.“

Auch wenn Krasser von „uns“ spricht, so meint er damit lediglich den Energiepark. Weder die Stadt Wunsiedel noch die SWW sind Betreiber der Anlage. Verantwortlich dafür ist die Firma Burkhardt aus Mühlhausen bei Neumarkt. Die meisten Mitgliedskommunen der Zukunftsenergie Nordostbayern (Zenob) wollen den bei ihnen anfallenden Klärschlamm in den Energiepark liefern. „Wir pachten Anteile, die wir nutzen können. Das heißt die Fuhren kommen aus dem Landkreis Wunsiedel und aus kleineren Kommen aus den Kreisen Hof, Bayreuth und Tirschenreuth.“

Schlamm wird verbrannt

Noch gibt es keine befriedigende Verwertung des Klärschlamms. Bislang haben die Städte und Gemeinden den in ihren Kläranlagen anfallenden Schlamm lediglich gepresst und noch in die Müllverbrennungsanlagen nach Bamberg oder Schwandorf gefahren (früher durften ihn Landwirte nutzen). Da nach Tonnen abgerechnet wird, kommt dies relativ teuer. Getrockneter und pulverisierter Schlamm ist leichter, zudem fallen weniger Fuhren an. Mittelfristig hoffen Krasser und der Wunsiedler Bürgermeister Nicolas Lahovnik auf eine sinnvollere Verwertung des Schlamms. „Er ist im Grunde eine riesige Ressource für Phosphor.“ Noch rentieren sich für Wunsiedel die Verfahren nicht, mit denen aus dem Schlamm wertvoller Phosphor und die übrigen Schadstoffe getrennt werden können. Gut möglich, dass dies schon in einigen Jahren der Fall sein wird.

16 000 Tonnen

Die Anlage im Energiepark, die pro Jahr 16 000 Tonnen Schlamm in Pulver verwandelt, hat einen riesigen Wärmebedarf von rund 12 000 Megawattstunden pro Jahr. Diesen decken wiederum die umliegenden Unternehmenim Energiepark. „Wir nutzen die Trocknung als Wärmesenke“, sagte Krasser. Er erklärte den rund 40 anwesenden Bürgern im Langbräu-Saal den Energiepark und die Philosophie der hier praktizierten Kreislaufwirtschaft. „Wir verwewrten hundert Prozent der reingesteckten Energie.“ Energie ist in diesem Fall auch sämtliches Holz, also etwa die Gipfel der Bäume und die Äste, die in früheren Zeiten nicht genutzt worden sind. Im Energiepark werden sie als Hackschnitzel für die Trocknung der Holzpellets in den Werken Wun-Bio und Wun-Pellets verwendet.

Bürgermeister Nicolas Lahovnik und Marco Krasser baten alle Bürger, sich zu melden, sollten aus der Anlage doch einmal unangenehme Gerüche entweichen. Beide gehen jedoch davon aus, dass das Betreiberunternehmen einen absolut geruchsneutralen Betrieb gewährleistet. Auch ein Tag der offenen Tür, bei dem die Wunsiedler Einblicke in die Hintergründe des Energieparks erhalten, werde im kommenden Jahr stattfinden. Matthias Bäumler

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