Klau mit Konsequenzen Kein Maibaum in Weißenstadt

Tanz ja, aber nicht unter dem Maibaum: Der Trachtenverein „Almrausch“ verzichtet darauf, den gestohlenen und eventuell beschädigten Baum am 1. Mai aufzustellen Foto: /Florian Miedl

Der Trachtenverein „Almrausch“ verzichtet auf die Aufstellung, nachdem der Baum geklaut worden ist. Die Verantwortlichen befürchten eine Beschädigung. Das Maifest wird dennoch stattfinden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Aus allen Wolken sind die Weißenstädter Trachtler gefallen, als sie am Montag die Nachricht erhielten, dass ihr Maibaum gestohlen worden war. Das hat jetzt bittere Konsequenzen, denn wie es in einer Mitteilung des Trachtenvereins „Almrausch“ Weißenstadt heißt, findet zwar das Maifest am 1. Mai statt, ein Maibaum wird aber nicht aufgestellt.

Maibaumklau sei ein alter Brauch, heißt es in der Mitteilung. „Da die Weißenstädter Trachtler ein Traditionsverein sind, haben sie diesen bisher auch immer unterstützt und ihren Maibaum gegen ein ordentliches Bierfass und Bratwürste für die Diebe ausgelöst.“

Ganz anders stelle es sich allerdings in diesem Jahr dar: Der Maibaum sei zu einer Zeit gestohlen worden, als er noch gar nicht fertig war. Mit anderen Worten: Es waren noch keine Zunftzeichen am Baum montiert, und der zweite Anstrich fehlte auch. „Ein ungeschriebenes Gesetz gibt vor, dass der Baum erst dann geklaut werden darf, wenn er wirklich fertig ist, sprich in den beiden Nächten vor dem Aufstellen“, schreibt der Verein.

Weite Reise

Die Aufgabe der Trachtler sei es dann zunächst gewesen, herauszufinden, wo sich der Baum überhaupt befindet. Schnell sei klar geworden, dass er eine sehr weite Reise hinter sich hatte. „Der Baum wurde von einer professionell organisierten Truppe, die selbst keinen Baum aufstellt, 40 Kilometer durch den Landkreis transportiert und dort in einer Halle mit sechs weiteren geklauten Bäumen untergebracht.“

Leider sei den Weißenstädter Trachtlern damit nicht nur der Baum an sich, sondern auch das Aufstellen dieses Maibaumes geklaut worden. „Es kann nicht mehr sichergestellt werden, dass der Baum während des langen Transportes durch unkontrolliertes Durchschwingen Risse bekommen hat oder in einer Kurve gebogen wurde. Diese sind von außen durch den Anstrich nicht wahrzunehmen. Es besteht die Gefahr, dass der Baum brechen könnte – und so eine Gefahr für Leib und Leben darstellt.“

Gutschein als Auslöse

Auch über die Auslösebedingungen seien die Mitglieder des Vereins erstaunt gewesen: Es sei nämlich nicht wie üblich eine zünftige Brotzeit, sondern auch ein Geldwert in Gutscheinform gefordert worden. „Da das wenig mit dem eigentlichen Brauchtum zu tun hat, hat der Verein schweren Herzens eine Entscheidung gefällt: Dieser Baum kann am 1. Mai nicht aufgestellt werden, es findet aber trotzdem ein Maifest statt, das den schlimmen Zeiten der letzten beiden Jahre trotzen soll. Die Mitglieder des Vereins werden alles dafür tun, um den Gästen ein schönes Fest mit Blasmusik und Tanz auf dem Marktplatz zu bescheren.“

Um den Brauch des Maibaumklaus dennoch nicht ganz außer Acht zu lassen, geht die Auslöse laut Mitteilung nicht an die Maibaumdiebe, sondern aufgestockt als Spende in Höhe von 500 Euro an die Lebenshilfe Marktredwitz. „Mit dieser Lösung hoffen alle Verantwortlichen auf ein fröhliches und friedliches Maifest auf dem Marktplatz.“

Zu jeder Maß Bier wird es in diesem Jahr ein Los geben. Verlost werden Bänke, die die Aktiven in den Corona-Jahren aus dem Holz des alten Maibaumes gebaut haben. „So kann man in diesem Jahr dann zwar keinen Maibaum in der üblichen Form bewundern, aber vielleicht bald mit etwas Glück vor seinem Haus darauf sitzen.“ red

Gemeinsames Bierchen in Dorf Plößberg
Auch den Maibaumfreunden im Selber Ortsteil Dorf Plößberg ist in der Nacht zum Dienstag der Maibaum abhanden gekommen. Der Vorsitzende der Maibaumfreunde, Guido Kiesl, sieht die Sache allerdings gelassen: „Es ist halt Tradition.“ Auch seien die Maibaum-Entführer bekannt, sagt Kiesl. Denn auch in diesem Fall war es die Gruppe aus Steinselb, die schon in Thiersheim zu Gange war und die in den vergangenen Tagen offensichtlich den Lagerraum in Plößberg ausgekundschaftet hat. „Die Entführer wollen acht Kisten Bier und eine Brotzeit für 15 Mann“, sagt der Vorsitzende der Plößberger Maibaumfreunde. Man habe schon miteinander geredet und sei sich auch einig geworden. Am Donnerstag gegen 18 Uhr soll der Maibaum also zurücküberführt werden. „Dann werden wir ein bisschen den Grill anschüren und zusammen ein Bierchen trinken“, lacht Kiesl. Damit steht der Aufstellung des Maibaumes am Samstag, 30. April, in Dorf Plößberg nichts mehr im Wege. Zwischen 17 und 17.30 Uhr wollen die Mitglieder der Maibaumfreunde, unterstützt von der Feuerwehr, den geschmückten Bau neben dem Dorfteich in die Senkrechte hieven. ago

Autor

Bilder