Jede Menge Anfeindungen
Widerspruch und Kritik, oft aus Unwissenheit, habe er immer schon bekommen, sagt Latif. "Diese Beleidigungen und Beschimpfungen, dieses in Abrede stellen von wissenschaftlichen Fakten, das habe ich ganz früh gesehen." Es werde immer mehr und die Gewaltbereitschaft nehme zu. "Es ist mir nicht egal, aber ich ignoriere es einfach." Bei ihm komme der Rassismus noch dazu.
Schlechte Nachrichten zum Stand des Klimawandels
Zum Stand des Klimawandels hat Latif schlechte Nachrichten. Von den vergangenen 14 Monaten hätten 13 bereits das 1,5-Grad-Ziel überschritten. Das Ziel könne daher nur noch sein, unter zwei Grad zu bleiben. Das wäre theoretisch möglich, wenn die Welt bis 2060 oder 2070 klimaneutral werde. Latif hofft darauf, dass die erneuerbaren Energien so konkurrenzlos billig werden, dass sie sich flächendeckend durchsetzen. "Der Gamechanger ist die technologische Entwicklung." Dabei denkt der Professor aber nicht an Technologien wie die Abscheidung und unterirdische Speicherung von Kohlendioxid. Denn: "Das verlängert künstlich das Falsche."
Geburtstag ganz in Ruhe
Viel Zeit bleibt Latif neben seiner wissenschaftlichen Arbeit nicht. Er fahre gerne Fahrrad, in Hamburg oder an der Ostsee. Aber er könne sich nicht vorstellen, den ganzen Tag Golf zu spielen. Schon die Akademie der Wissenschaften in Hamburg, die ganz Norddeutschland abdeckt, biete so viele spannende Themen. Seinen 70. Geburtstag will Latif gemeinsam mit seiner Frau in Ruhe verbringen.
Der frühere Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, Hartmut Graßl, würdigt seinen Kollegen als einen herausragenden Wissenschaftler. Bei der Vorhersage von Klimaanomalien im Bereich von mehreren Jahren seien Latif und seine Mitarbeiter in der internationalen Spitzengruppe. Als besondere Stärke sieht auch Graßl Latifs Öffentlichkeitswirksamkeit. "Er kann allgemeinverständlich und druckreif in Mikrofone oder Kameras sprechen." Das bewundere er, so Graßl.