Klimaschutz 1,2 Millionen Euro fließen in Nahwärme-Projekt Haag

Viele Menschen sind in den Bau der Nahwärme im Ortsteil Haag involviert. Foto: /Peggy Biczysko

Der ganze Ort nebst neuem Baugebiet wird von der Abwärme der Biogasanlage Heuschmann versorgt. Betreiber der Anlage ist das städtische KUM. Ab Herbst wird geliefert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Marktredwitz - Quer durch Haag zieht sich ein tiefer Graben. Im positiven Sinn. Ein Graben für ein zukunftsweisendes Projekt: Für 1,2 Millionen Euro wird hier das Nahwärmenetz für den Marktredwitzer Ortsteil und das neue Baugebiet Hammerberg-West geschaffen. „Ein vorbildliches Modell zum Klimaschutz“, betont Oberbürgermeister Oliver Weigel auf der Baustelle, umringt von zahlreichen Menschen, die alle irgendwie am Bau beteiligt sind.

Alle an einem Strang

„Wir können dieses Projekt nur deshalb verwirklichen, weil viele an einem Strang ziehen“, verdeutlicht Weigel. Einer, „der von Anfang an für dieses Projekt gebrannt hat“, sei Baudirektor Franz Kamhuber vom Amt für Ländliche Entwicklung in Oberfranken. Im Auftrag des Kommunalunternehmens Marktredwitz (KUM) verlegt die Firma Markgraf aus Weiden gerade die Leitungen. Das bisher ungenutzte Potenzial der Abwärme aus der Biogasanlage der Familie Heuschmann reiche aus, den Wärmebedarf sowohl für Haag als auch für das Baugebiet Hammerberg-West zu decken.

Von entscheidendem Vorteil sind laut OB Weigel die laufenden Dorferneuerungen in Haag und Wölsau. Mit dem Ausbau der Dorfstraße sollten einige Anwesen in der Haager Ortsmitte an eine private Wärmeversorgung angeschlossen werden. Als dann der Hammerberg-West als neues Baugebiet auf dem Plan stand, hat die Teilnehmergemeinschaft der Dorferneuerung die Fäden in die Hand genommen und eine Studie in Auftrag gegeben, die die Energieversorgung des Ortsteils erörtern sollte. Und eben jene Studie war es, die ans Licht brachte, dass die Abwärme der Heuschmann’schen Biogasanlage für den Ortskern ebenso ausreicht wie für das neue Baugebiet.

Baubeginn im September

„Da können hoffentlich im September die ersten mit dem Bau ihrer Häuser beginnen“, blickt Oliver Weigel zuversichtlich nach vorn. Damit sei Hammerberg-West das erste Neubaugebiet von Marktredwitz, das mit Nahwärme versorgt werden kann. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung, die das KUM in Auftrag gegeben hatte, habe bestätigt, dass sämtliche Gebäude im Baugebiet angeschlossen und wirtschaftlich betrieben werden könnten. „Die Stadt Marktredwitz sieht hier die große Chance, ein Baugebiet mit vorbildlicher, klimafreundlicher Wärmeversorgung zu etablieren.“

100 000 Liter Heizöl werden eingespart

Als „modellhaft“ bezeichnet auch Franz Kamhuber die Nahwärmeversorgung in Haag, wo bereits die Firma Hirsch von der Biogasanlage Heuschmann versorgt werde. „Wichtig war uns, dass die Nahwärme nicht teurer ist als eine konventionelle Heizung“, unterstreicht Kamhuber. „Das ist sachlicher, analytischer und wirtschaftlicher Klimaschutz – eine runde Sache.“ Umgerechnet auf das komplette Gebiet, das hier versorgt wird, würden 100 000 Liter Heizöl pro Jahr eingespart, „die nicht verbrannt werden“.

Ein dickes Lob hat Baudirektor Kamhuber für die privaten Partner Christian und Reiner Heuschmann, mit denen die Zusammenarbeit Hand in Hand perfekt funktioniere. „Auch mit der Stadt Marktredwitz zusammenzuarbeiten, macht Spaß“, betont der Vertreter des Amts für Ländliche Entwicklung in Oberfranken. „Es gibt fast keinen besseren Partner.“

Zeitplan passt

KUM-Vorstand Markus Brand erinnert an der Großbaustelle mitten im Dorf daran, dass das Kommunalunternehmen schon seit vielen Jahren im Bereich erneuerbarer Energien tätig sei. „Für die Bürger und die Versorgung von Einfamilienhäusern mit Nahwärme aber haben wir Neuland betreten.“ Etliche KUM-Mitarbeiter seien in das Projekt involviert, und die Firma Markgraf gebe gerade Vollgas, dass der Zeitplan eingehalten werde.

Für die technischen Details beim KUM ist der Abteilungsleiter für erneuerbare Energien, Gerald Hoch, zuständig, der davon spricht, dass man noch einen zweiten Spitzenlastkessel auf Flüssiggas-Basis betreibe, wodurch in Spitzenzeiten – bei strengen Wintern – doppelt besetzt werden könne. Als Vorteile für die Bauherrn, die den Anschluss an die Nahwärme schriftlich hätten fixieren müssen, hebt Hoch hervor, „dass sie keinen Kamin, keine Heizung und keinen Heizraum brauchen“. KUM stelle die Übergabestation für Heizung und Warmwasser im Haus. Damit begehe man neue Wege, die den Hausbesitzern auch noch den Zugang zu einer staatlichen Förderung vereinfache, wenn es um Wärmedämmung geht, versichert Gerald Hoch.

Wärme reicht für alle

Christian Heuschmann, Juniorchef des landwirtschaftlichen Anwesens in Haag und Betreiber der Biogasanlage, blickt zurück ins Jahr 2006, als seine Familie die Anlage in Betrieb genommen hat. Ein Jahr später habe man die komplette Firma Hirsch angeschlossen. Heuschmann blickt schon in die Zukunft : „Es gibt noch Wege, die Wärmeeffizienz zu erhöhen. Das werden wir in nächster Zeit realisieren.“ Sollten nicht wirklich ganz kalte Winter kommen, dürfte die Wärme für die Firma Hirsch und das gesamte Dorf gut ausreichen, meint der Betreiber der Biogasanlage.

Bauleiter Heiko Kellner von der Firma Markgraf freut sich darüber, wie reibungslos die Zusammenarbeit mit der Stadt und auch der Teilnehmergemeinschaft aus Haag funktioniert. Er rechnet damit, in vier bis fünf Wochen mit den Arbeiten fertig zu sein. „Sobald die ersten Häuser am Hammerberg-West stehen, liefern wir“, versichert KUM-Abteilungsleiter Gerald Hoch.

Autor

Bilder