Klimastress Wie der heimische Wald überlebt

red
Käfer, Klima, Monokulturen: dem Wald in Fichtelgebirge und Frankenwald geht es nicht gut. Foto: Archiv

Louis von der Borch spricht zum Thema „Waldwirtschaft im Klimastress“. Der Schönwalder weiß, wie es um die Wälder in der Region bestellt ist.

 
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Zum dritten Informationsabend in der Jubiläumsreihe zum Themenkomplex „Wasser – Boden – Humus“ hat in der überfüllten Stadtbücherei Hof Louis von der Borch, Waldbesitzer von Schloss Sophienreuth bei Schönwald, über die Zukunftsperspektiven unserer Wälder gesprochen. „Waldwirtschaft im Klimastress“ sei ein schwieriges Thema, weil es keine einfachen Lösungen gibt“, so von der Borch, der sich dem elterlichen Wald seit seiner Jugend immer mehr verschrieben hat.

Die meisten Wälder im Fichtelgebirge sind von Alters her reine Fichtenforste und werden jetzt schrittweise in artenreiche Wälder umgestaltet. Dieser langfristige und mühsame Prozess sei von einzelnen Forstleuten schon vor Jahrzehnten begonnen worden und ist heute Standard in der staatlichen und privaten Waldwirtschaft. Ganz freiwillig geschah dies jedoch nicht immer, heißt es in einer Pressemitteilung der Ökologischen Bildungsstätte. Die sich mehr und mehr verschärfenden Gefahren fürs Grünes Drittel zwängen Waldbesitzer, neue Wege zu gehen. So bedrohen die Auswirkungen des Klimawandels den Bestand der Wälder. Bilder von verdorrten oder verbrannten Fichten- oder Kieferwäldern haben inzwischen alle Menschen im Kopf. Im Durchschnitt verbrannten in Deutschland bis 2000 etwa 780 Hektar Wald pro Jahr. 2019 waren es 2700 Hektar, also dreimal soviel, und 2022 waren es 4300 Hektar, also das Fünffache des früheren Durchschnittswertes. Dazu kommen Sturmereignisse und Schädlingsbefall, die den Monokulturen zu schaffen machen.

„Wir wollen alle für unsere Kinder einen gesunden Wald pflegen und erhalten. Dies wird aber zunehmend schwieriger, wenn zum Beispiel wegen monatelanger Dürre gepflanzte Bäume nicht anwachsen können.“ So seien Ausfälle von über 50 Prozent durchaus keine Ausnahmen mehr. 2022 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Das achte Jahr hintereinander mit neuen Wärmerekorden. Bundesweit lag die Temperatur 2022 im Schnitt bei 10,52 Grad. Der Vergleich zeigt, dass gegenüber dem Mittel von 1981-2010 die Temperatur um 1,7 Grad gestiegen ist.

Der Feuchtehaushalt der Waldböden, die noch vor Jahren als Wasserspeicher galten, sei sehr gestört. Die Wassereigendynamik großer Wälder ist durcheinander geraten. Damit ist eine wichtige Funktion und Leistung der Wälder, die Speicherung und Reinigung von Wasser, gefährdet. Die großflächige Grundwasserbildung ist im eigentlich regenreichen Mitteleuropa seit Jahren deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. In manchen Gegenden Deutschlands gebe es mittlerweile Wassermangelzeiten. In Italien, Frankreich und Spanien schlage inzwischen auch schon im Winterhalbjahr die Dürre zu.

„Wir wissen nicht, wenn wir heute einen Baum pflanzen, ob der in 50 Jahren noch leben kann“, so von der Borch. Für die Natur und die Bäume, die hunderte von Jahren leben können, ist Zeit eine andere Kategorie als für uns Menschen. „Alles, was wir im Wald machen, ist ein Langzeitversuch mit ungewissen Ausgang.“ Dennoch sei er auch ein bisschen optimistisch, weil er auf die Kraft der Natur hoffe – und auf die Vielfalt. „Ein Wald mit 15 verschiedenen Baumarten steckt den Ausfall von fünf Arten, die nicht mehr mit dem Klima zurecht kommen, besser weg, als eine Monokultur.“

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