Alle vier Sekunden ein Mord. 36 Stunden lang. 33 771 Menschen, penibel genau von der Bürokratie des Grauens vermerkt. Eins – zwei – drei – vier – tot. Eins – zwei – drei – vier – tot. Wie können wir heute, nach 80 Jahren, den Nachkommen der Opfer ins Gesicht sehen, ohne uns ins Bodenlose zu schämen? Vor 80 Jahren erschossen deutsche Soldaten Kinder, Frauen und Männer im ukrainischen Babyn Jar in einer Schlucht – jene 33 771 Jüdinnen und Juden. Bis zur Befreiung der Ukraine von den Nazis im November 1943 starben mehr als 100 000 Menschen an diesem Ort. Kaum jemand außerhalb der Ukraine erinnert sich noch an Babyn Jar, das größte Massengrab Europas. Umso wichtiger ist es, dass Deutschland sich in Person von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor den Opfern und deren Nachkommen in bitterer Demut und im Eingeständnis nicht endender Schuld verneigt und um Vergebung bittet. Die Verbrechen der Nazis gegen die Menschheit dürfen niemals vergessen werden. Sie dürfen durch niemanden und auf keine Weise relativiert werden. Wer heute Neonazis unterstützt oder das Gedenken an die Gräueltaten der Nazis verhöhnt – wie es aus der AfD immer wieder geschieht –, wiederholt deren Verbrechen.