Konjunkturumfrage Holpriger Jahresauftakt für Oberfrankens Wirtschaft

red
„Die Einschätzung der Tourismusbranche verschlechtert das Gesamtergebnis spürbar“, sagt Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken. Foto: Visuelle Kommunikation/Armin Straehle

Corona-Krise, explodierende Energie- und Rohstoffkosten sowie Materialengpässe – die Lage vieler Unternehmen ist angespannt. Immerhin gibt es trotz vieler Probleme auch optimistische Stimmen.

 
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Hof/Coburg/Bayreuth - Die oberfränkische Wirtschaft startet holprig ins neue Jahr. Das geht aus den Konjunkturumfragen der beiden Industrie- und Handelskammern in Bayreuth und Coburg hervor.

IHK für Oberfranken in Bayreuth

Die Konjunkturerwartungen für 2022 bleiben verhalten optimistisch, legen gegenüber dem Vorjahr sogar leicht zu. Allerdings wird die aktuelle Geschäftslage spürbar negativer beurteilt, wie die in Bayreuth ansässige IHK mitteilt. Der Konjunkturklimaindex der Kammer verliert deshalb acht Zähler und liegt nun bei 112 Punkten.

IHK-Präsidentin Sonja Weigand kommentiert die Ergebnisse der Befragung wie folgt: „Das vierte Quartal 2021 war für die oberfränkische Wirtschaft ein Quartal der Herausforderungen: Omikron, steigende Energie- und Rohstoffpreise, Materialknappheit sowie mangelnde Planungssicherheit. Diese drücken die aktuelle Geschäftslage der oberfränkischen Unternehmen.“

Aktuelle Wirtschaftslage:

Die aktuelle Geschäftslage im Kammerbezirk wird von den befragten Unternehmen im Saldo positiv beurteilt. 38 Prozent der Befragten melden eine positive, 23 Prozent eine negative Geschäftslage. Damit sinkt der Saldo um 20 Zähler, was vor allem dem Status quo im Tourismus geschuldet ist. Preissteigerungen, nicht verfügbare Waren, die verhaltene Konsumlaune und der Fachkräftemangel bringen den Konjunkturmotor zum Stottern.

Blickt man im Detail auf die Lagebeurteilung, so ergibt sich ein zweigeteiltes Bild. Vor allem das Baugewerbe und der Dienstleistungssektor sind mit der Geschäftslage zufrieden, aber auch Industrie und Großhandel sowie – etwas überraschend – der Einzelhandel. Ganz anders die Situation im Tourismus, wo gerade einmal drei Prozent mit ihrer Geschäftslage zufrieden sind, aber 82 Prozent unzufrieden. Es sind die Maßnahmen und Beschränkungen zur Pandemiebewältigung, die dem Tourismussektor extrem zusetzen. IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner: „Die Einschätzung der Tourismusbranche verschlechtert das Gesamtergebnis spürbar.“

Erfreulich ist nach den Worten Hohenners, dass „wieder vermehrt Impulse aus dem Ausland kommen“. Vor allem aus Europa und Nordamerika steigt die Nachfrage nach oberfränkischen Produkten und Dienstleistungen wieder spürbar an. Das Inlandsgeschäft verzeichnet einzig im Dienstleistungssektor nennenswerte Zuwächse.

Unangefochtene Nummer eins der aktuellen Herausforderungen ist nach Mitteilung der IHK für Oberfranken die Entwicklung der Energie-, Rohstoff- und Warenpreise. „Preiszuwächse von bis zu mehreren Hundert Prozent in einzelnen Sparten sind keine Seltenheit. Sie heben jede langfristige und solide Wirtschaftsplanung aus ihren Angeln und gefährden ganze Branchen“, zeigt sich Hauptgeschäftsführerin Hohenner besorgt. Über 80 Prozent der befragten Betriebe berichten von einer erheblichen oder teilweisen Einschränkung durch die jüngsten Preisentwicklungen.

Zudem haben über zwei Drittel aller Unternehmen – und zwar branchenübergreifend – mit einer Material- und Rohstoffknappheit zu kämpfen. Mit einer Entlastung der Lieferketten rechnen 28 Prozent der Befragten erst in der zweiten Jahreshälfte, 24 Prozent nicht vor 2023.

Erwartungen:

Die Prognose für das Jahr 2022 fällt trotz der aktuell angespannten Lage verhalten optimistisch aus. Im Saldo rechnen 28 Prozent in den kommenden zwölf Monaten mit einer Verbesserung, 20 Prozent mit einer Verschlechterung. Damit hellt sich die Prognose der Wirtschaft im Bezirk der Bayreuther Kammer zum fünften Mal in Folge seit dem Tiefstwert im Mai 2020 auf, wenn auch nur leicht. Das Wachstum wird gleichermaßen von den Inlands- als auch von den Auslandsmärkten getragen.

IHK zu Coburg

Der Konjunkturklimaindikator der IHK zu Coburg fällt um 20 Punkte auf jetzt 107. Er liegt damit nach Auskunft der Kammer wieder unter dem langjährigen Durchschnitt von 114. IHK-Präsident Andreas Engel spricht mit Blick auf die Ergebnisse der Konjunkturumfrage von einem „holprigen Jahresstart“.

Aktuelle Wirtschaftslage:

Die Lage der heimischen Wirtschaft bleibt in Industrie, Dienstleistung und Großhandel trotz des schwierigen Umfelds stabil. Deutlich schwieriger stellt sich die Situation des stationären Einzelhandels und des Gastgewerbes dar, die erneut von Corona-Zugangsbeschränkungen stark getroffen wurden.

Über alle Branchen bezeichnen aktuell 36 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut, 29 Prozent beurteilen ihre Situation als schlecht. Der Saldo aus guten und schlechten Lagebewertungen bleibt mit plus sieben Punkten zwar positiv, verliert aber gegenüber der Vorumfrage 29 Punkte.

Erwartungen

27 Prozent der Befragten gehen in den kommenden Monaten von geschäftlicher Aufhellung aus, zugleich rechnen aber 19 Prozent der Betriebe mit Geschäftseintrübung. Für Unsicherheit bei den Unternehmern sorgen Lieferengpässe, steigende Kosten für Rohstoffe und Energie, zunehmender Fachkräftemangel sowie die Omikron-Welle mit dem Risiko, dass viele Beschäftigte in Quarantäne geschickt werden. Kammerpräsident Engel: „Die Pandemie ist noch nicht vorüber und gleichzeitig stellen Energiepreise, Lieferengpässe und steigende Rohstoffpreise unsere Unternehmen vor neue Herausforderungen. Zusätzlich erfordern Digitalisierung und die Transformation der Mobilität und der Energieversorgung hohe Investitionen.“ Die Bundesregierung müsse alles daransetzen, die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland zu sichern – unter anderem durch Entlastungen der Unternehmen bei Steuern und Bürokratie.

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