Konradsreuther Finanzen Ein Haushalt zum vorsichtigen Aufatmen

Konradsreuth gleicht seine Verschuldung immer weiter dem Landkreis-Durchschnitt an. Einstimmig verabschiedete der Gemeinderat den Haushaltsplan für 2022.

 
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So sollen Hort und Kita aussehen, die in Konradsreuth geplant sind. Es handelt sich um die bestimmende Investition. Foto: /Architekturbüro Hermann Beyer

Bereits seit 2021 ist Konradsreuth nicht mehr die Gemeinde mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung im Landkreis Hof. Auch im neuen Haushaltsjahr möchte sie ihren Schuldenstand weiter zurückfahren – auf ein Niveau, das es hier zuletzt vor der Jahrtausendwende gab: Während die Pro-Kopf-Verschuldung zum Ende des Haushaltsjahres 2021 noch bei rund 970 Euro lag, sollen es Ende 2022 nur noch etwas mehr als 873 Euro sein.

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Zum Vergleich: Der Durchschnitt aller Landkreis-Gemeinden liegt bei derzeit 559 Euro. Läuft alles, wie in der Finanzplanung vorgesehen, will die Kommune von diesem Wert bereits 2025 nur noch vergleichsweise hauchdünn entfernt sein: Nach Kalkulation von Kämmerer Bastian Schreiner liegt die Pro-Kopf-Verschuldung in Konradsreuth dann bei 677 Euro. Das angepeilte Idealziel ist noch ambitionierter: bestenfalls sollten es bis dahin weniger als 500 Euro sein. Seit 2017 ist es der Gemeinde gelungen, selbstverständlich auch mithilfe von Zuweisungen des Freistaats, den Schulden-Höchststand aus dem Jahr 2017 (Pro-Kopf-Verschuldung vom 1323 Euro) zu überwinden. Für 2022 ist keine Neuverschuldung notwendig.

Sowohl den Haushaltsplan für 2022 als auch den Finanzplan für die Jahre 2023 bis 2025 hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Dem Kämmerer ist mit dem Zahlenwerk der Spagat zwischen der notwendigen Sparsamkeit und der Finanzierung ebenso notwendiger Investitionen gelungen. Möglich macht es unter anderem die Straffung einiger Ansätze im Verwaltungshaushalt (Volumen 2022: 7 375 370 Euro), aus dem Gemeinden ihre laufenden Kosten finanzieren. So ist es in diesem Jahr auch gelungen, mehr Geld aus dem Verwaltungshaushalt in den Vermögenshaushalt, aus dem Gemeinden ihre Investitionen finanzieren, einzuzahlen, als notwendig gewesen wäre, um Schulden zu begleichen (687 000 Euro bei einer sogenannten Mindestzuführung 262 800 Euro). Geholfen hat zudem, dass die Konradsreuther Unternehmen offenbar gut durch die Corona-Pandemie gekommen sind und die Gewerbesteuer wieder merklich anziehen dürfte (von 200 000 Euro in 2021 auf eingeplante 550 000 Euro in 2022). Allerdings wird es wohl auch notwendig sein, der allgemeinen Rücklage rund 839 000 Euro zu entnehmen. Insgesamt hat der Haushaltsplan 2022 mit 10 360 795 Euro für Konradsreuth ein Rekord-Volumen. „Ich bin momentan eigentlich ganz zufrieden“, kommentierte Bürgermeister Matthias Döhla (SPD) sowohl den Haushaltsplan als auch das Arbeiten in der Verwaltung. Der Kämmerer mahnte den Gemeinderat dennoch weiterhin dazu, die Notwendigkeit von Projekten abzuwägen.

Stichwort Investitionen: Nach wie vor beherrscht ein Großprojekt den Vermögenshaushalt, der 2022 ein Gesamtvolumen von 2 985 425 Euro besitzt. Dabei handelt es sich um die Generalsanierung der Grundschule und die Errichtung einer Kindertagesstätte samt Kinderhort. Von den Gesamtkosten, die sich auf geplante 5,3 Millionen Euro (Eigenanteil der Kommune: 3 Millionen Euro) belaufen, sind bisher knapp 4,056 Millionen Euro beglichen. Im Haushaltsvorbericht für 2022 heißt es: „Durch die Übertragung von Haushaltsausgaberesten aus den Vorjahren und der erneuten Ansparleistung im Haushaltsjahr 2022 sieht es nach derzeitigem Stand danach aus, dass die Maßnahme ohne weitere Darlehen finanziert werden kann.“

Eingeplant ist im Haushalt aber auch ein nicht unwesentlicher Ansatz von 120 000 Euro für den Abbruch des Anwesens Ringstraße 2 und die Nachnutzung der so frei werdenden Fläche. Dem gegenüber stehen Haushaltsausgabereste, also noch nicht genutzte Mittel, von 70 000 Euro. Ingenieur Reinhard Schnabel stellte hierzu in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats die Neuplanung der Verkehrssituation vor. Weitere Berichterstattung folgt.

Für den Abbruch des alten Feuerwehrgerätehauses stehen noch Haushaltsausgabereste von 150 000 Euro zur Verfügung. Den Auftrag hierfür wird der Gemeinderat im Juni vergeben, wie Bürgermeister Döhla in der Sitzung bekannt gab.

379 000 Euro fließen in schnelles Internet: Mithilfe des Förderprogramms „Höfebonus“ baut die Gemeinde das Breitbandnetz auch in dünn besiedelten Gebieten aus.

Für den Ausbau des Eichenwegs im Ortsteil Wölbersbach stehen noch 145 000 Euro zur Verfügung.

Darüber hinaus investiert die Gemeinde in ihre Feuerwehren: Die Konradsreuther Wehr erhält ein neues Hilfeleistungsfahrzeug (HLF20). Dafür fallen 50 000 Euro in 2022 an. 6500 Euro fließen in Schutzanzüge und in Maßnahmen aus dem Förderprogramm Sirenen. Für die Wehr in Ahornberg sind für letztere beiden Bereiche gesamt 15 500 Euro eingeplant. Für die Feuerwehren Martinsreuth, Silberbach, Oberpferdt, Weißlenreuth, Wölbersbach und Reuthlas sind jeweils 2500 Euro für die Modernisierung der Sirenen veranschlagt.

Keine riesige Investition, aber ortsbildprägend: 15 000 Euro möchte die Gemeinde in diesem Jahr in die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik investieren.

Eine große Diskussion zum ohnehin ausführlich vorberatenen Haushalt gab es nicht. Alle Fraktionen zeigten sich zufrieden und lobten die Ausführungen des Kämmerers. Florian Fiedler (CSU) erkundigte sich, ob die finanziellen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den kommunalen Haushalt bereits absehbar seien. Das verneinte der Bürgermeister. Alles hänge davon ab, wie lange der Krieg noch andauere und was das mit den Lieferketten verschiedener Firmen mache.