In ihren eigenen Räumen, dem Cobüro, findet, wie Martina Schlittenbauer fortfährt, samstagsvormittags eine Malstunde für Kinder statt. „Der Künstler Frank Graf hat das selbst angeboten, und nun malt er – mit Unterstützung einer Mama – mit den Kindern. Und die Kinder lernen dabei so ganz nebenbei auf spielerische Weise ein wenig Deutsch.“ Das Cobüro ist außerdem ein Treffpunkt für ukrainischen Mütter, die sich dort kennenlernen können. „Sie treffen sich mittlerweile mit ihren Kindern zum Spaziergang oder am Spielplatz.“
Auch die Schlittenbauers sind begeistert von der unkonventionellen Art der Zusammenarbeit. „Jeder bietet seine Fähigkeiten an, und jeder kümmert sich um einen anderen Bereich“, lobt Martina Schlittenbauer und erzählt von Viktor Garder, der gespendete Fahrräder für die Kinder wieder herrichtet. Die Gruppe helfe auch bei Behördengängen.
Musikinstrumente gespendet
„Es ist toll, dass sich auch junge Leute engagieren“, sagt sie und meint Daniils Visnakovs aus Selb. Der 17-Jährige packt nicht nur mit an, wenn es ein gespendetes Möbelstück abzuholen gilt; er hat in den sozialen Netzwerken der Gruppe auch einen Aufruf gestartet, Musikinstrumente zu spenden. „Viele haben doch eine alte Gitarre irgendwo stehen, die sie nicht mehr brauchen.“ Darauf habe es sehr viele Rückmeldungen gegeben, und nun versorgt er ukrainische Kinder mit Noten.
„Wir fragen die Flüchtlinge auch gezielt nach ihren Hobbys, um sie ihnen hier auch zu ermöglichen“, fährt Martina Schlittenbauer fort. Auf diese Weise trainiert ein Junge nun beim FC Schönwald mit – der Verein sammelt darüber hinaus Fußballschuhe für die Flüchtlinge – und eine Frau, die zu Hause im Chor gesungen hatte, fand über das Netzwerkt sofort Anschluss an einen Chor.
Gelebte Nachbarschaftshilfe
Christian Schlittenbauer, der gerade in einer städtischen Wohnung, die die Helfergruppe für Flüchtlinge herrichtet, Schäden in einer Wand verspachtelt, spricht von gelebtem Solidargefühl und Nachbarschaftshilfe. „Das zeigt doch auch: Wir sind die Stadt Schönwald.“
Von solchen städtischen Wohnungen, teilt Bürgermeister Klaus Jaschke mit, würden aktuell drei hergerichtet, eine sei schon belegt. Den anderen werden, wenn sie fertig sind, vom Ankerzentrum Bamberg über das Landratsamt Wunsiedel Bewohner zugeteilt.
„Das ist“, freut sich auch Michael Rehwagen, „über die reine Aufnahmearbeit hinaus pure Integrationsarbeit.“ Und er deutet auch an, dass diese private Hilfsaktion mit dem Ende des Ukraine-Krieges nicht beendet sein muss. „Wir wollen das künftig nicht nur für Flüchtlinge anbieten, sondern auf für Leute von hier, die Hilfe brauchen“, kündigt Rehwagen an. Mit seiner Begeisterung hält er nicht hinterm Berg: „Es ist eine wunderschöne Erfahrung, dass man ein Teil von diesem Netzwerk von Anpackern ist.“