Die Klinikverantwortlichen verweisen aber auch auf Faktoren, die den digitalen Fortschritt bremsen. Jürgensen nennt als Beispiel die eingeschränkten Abrechnungsmöglichkeiten für telemedizinische Angebote. Alscher beklagt, dass es in den Kliniken so viele unterschiedliche IT-Systeme gebe. „Was wir bräuchten, ist eine gemeinsame Cloud, aus der sich alle Krankenhäuser bedienen können“. Die Softwareanbieter hätten jedoch wenig Interesse an so einer gemeinsamen Lösung. „Da ist der Gesetzgeber gefragt“, sagt der RBK-Chef.
Die Techniker Krankenkasse (TK) hält es für wichtig, dass die Kliniken keine digitalen Insellösungen schaffen. „Nur wenn Patientinnen und Patienten Unterlagen und Daten von allen medizinischen Einrichtungen in einer elektronischen Patientenakte speichern können, ist der flächendeckende Aufbau eines digital vernetzten Gesundheitswesens möglich“, betont Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg.
Digitalisierung im Fokus
Erhebung
Die Ergebnisse des Digitalradars Krankenhaus beruhen auf einer Selbstauskunft der Kliniken im Rahmen einer Online-Befragung mit anschließender Qualitätsprüfung. Teilgenommen haben rund 1600 der insgesamt knapp 1900 Kliniken in Deutschland. Im Südwesten wurden 163 Kliniken unter die Lupe genommen.
Kriterien
Zu den Bewertungskriterien zählen unter anderem die Leistung und Sicherheit der IT-Systeme, die Dokumentation und der Zugriff auf medizinische Daten. Hinzu kommt der Informationsaustausch innerhalb der Belegschaft sowie mit externen Stellen. Weitere Kriterien sind die telemedizinische Ausstattung und der Zugang der Patienten zu medizinischen Informationen.
Ergebnisse
Die Größe der Kliniken hat einen deutlichen Einfluss auf die digitale Reife. Während sich Häuser mit mehr als 600 Betten von 41 auf 51 Punkte steigern konnten, verbesserten sich die Häuser mit weniger als 300 Betten von 30 auf 37 Punkte.
Finanzierung
Bund und Land investieren kräftig in die Digitalisierung der Krankenhäuser. Mit Hilfe des Digitalradars wird erhoben, inwieweit diese Mittel zu Verbesserungen führen. Das Geld kommt aus dem 4,3 Milliarden Euro schweren Krankenhauszukunftsfonds. Die Bundesländer haben dafür 1,3 Milliarden Euro bereitgestellt, davon 167 Millionen Euro aus Baden-Württemberg.