Kreisvorstand übt Kritik: „In der Kulmbacher AWO ist nicht alles in Ordnung“

Horst Linhardt spricht von einem „ungeheuerlichen Vorgang“ bei der Kulmbacher Arbeiterwohlfahrt. Das Mitglied des Kreisvorstandes stößt gerade so einiges übel auf.

 
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Horst Linhardt Foto: /Dieter Hübner

Trebgast/Kulmbach - Als ehrenamtliches Mitglied des erweiterten Vorstands des AWO-Kreisverbands Kulmbach sei es ihm ein Anliegen, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass keineswegs alle Vorstände mit den Vorgängen im Kreisverband einverstanden sind, wie die Kreisvorsitzende das darstellen möchte, sagt Horst Linhardt. Der Trebgaster ist Mitglied im Kreisvorstand der Arbeiterwohlfahrt Kulmbach. Seine Meinung: „In der AWO ist alles in Ordnung? Nein, das ist es leider nicht.“ In einer Stellungnahme äußert sich Horst Linhardt nun erstmals zu den Vorgängen in der AWO und zu den Vorwürfen gegen die Kreisvorsitzende Inge Aures, die Linhardt in seinen schriftlichen Äußerungen kein einziges Mal namentlich erwähnt. Stellungnahme im Wortlaut:

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Ausgelöst wurde das Ganze durch einen vom Bundesverband der AWO in Auftrag gegebenen internen Bericht eines Wirtschaftsprüfungsunternehmens, der klärungsbedürftige Vorgänge aufzeigte, die im Zusammenhang mit der Vergabe von Bauaufträgen an das Architekturbüro ihres Ehemannes sowie die Vorgänge im Zusammenhang mit der „Beschäftigung“ eines „Bauherrenvertreters“ bei der letzten großen Baumaßnahme des Seniorenheimes Am Rasen vorgefunden worden waren. Es wurde anlässlich einer Sitzung des erweiterten Kreisvorstandes von der Kreisvorsitzenden der Eindruck vermittelt, dass dieser Bericht den Vorstandsmitgliedern vorenthalten werden sollte. Erst durch meine Einlassung wurde schließlich dieser Bericht allen Vorständen zugänglich gemacht. Über die angemerkten Vorgänge wurde im dafür zuständigen erweiterten Vorstand bisher noch nicht gesprochen. Ein Vorgang der aber unerlässlich ist, um die gesamte Angelegenheit intern aufzuklären. Trotzdem nahm die Kreisvorsitzende, das Ergebnis der nicht stattgefundenen Untersuchung, in einem Radio-Interview schon vorweg: In der AWO ist alles in Ordnung. Für mich ein ungeheuerlicher Vorgang, der mich zu dieser Stellungnahme veranlasst hat.

Die von der Kreisvorsitzenden in der Öffentlichkeit immer wieder gemachte Aussage, der erweiterte Vorstand sei allein für alle getroffenen Entscheidungen verantwortlich, stimmt so einfach nicht. Auch wenn sie jeweils den Abstimmungsraum verlassen hat, und damit nicht an der eigentlichen Abstimmung teilnahm, war sie mehr als die Mitglieder des erweiterten Vorstandes dafür verantwortlich was entschieden wird, weil die zur Entscheidung vorgelegten Unterlagen jeweils im Detail immer ausschließlich im geschäftsführenden Vorstand, in dem nur sie und ihr Stellvertreter/ihre Stellvertreter stimmberechtigt waren, vorbesprochen und entschieden wurden.

Ein gutes Beispiel dafür ist hier insbesondere der angeblich vom gesamten Vorstand genehmigte Vertrag für den „Bauherrenvertreter“, den früheren Kreisvorsitzenden. Niemand wurde über die Dimension oder Details dieses Vertrages aufgeklärt. Als darüber in der Presse öffentlich berichtet wurde, konnte man das gesamte Ausmaß der „Tätigkeit“ und deren „Kosten“ erkennen. Ich hatte zum einen geglaubt, dass es sich dabei um eine ehrenamtliche Tätigkeit handle, oder dass die evtl. dafür anfallenden Kosten vom Architekturbüro übernommen würden. Ich war ja immer der Meinung, dass es allein Sache des Architekten sei, für eine Baumaßnahme die Verantwortung zu tragen. Bei anderen Baumaßnahmen hatte es so etwas auch noch nie gegeben.

Und kritisch muss schließlich auch die Äußerung der Kreisvorsitzenden in diesem Zusammenhang angemerkt werden. Als ihr nämlich der AWO-Bundesvorsitzende „angeraten“ hatte, keine Aufträge mehr an das Architekturbüro ihres Ehemannes zu vergeben, äußerte sie sich dahingehend, dass man das künftig schon tun könne, man müsse das halt nur entsprechend dokumentieren.

Und dass in der AWO-Kulmbach nach alledem vielleicht doch nicht alles so ist, wie es sein sollte, zeigt sich für mich nunmehr insbesondere dadurch, dass sich jetzt sogar die Staatsanwaltschaft für die Vorgänge in der AWO interessiert. Für mich ist das nun schon „eine Nummer größer“. Ich bin bisher nämlich immer davon ausgegangen, dass diese Vorgänge keine strafrechtliche Relevanz beinhalten. Warten wir das Ergebnis der Untersuchung ab.

Ich bin deshalb sehr gespannt, wie sich die “Causa AWO Kulmbach” weiter entwickeln wird. Vor allem aber auch, ob die derzeitig amtierende Kreisvorsitzende auch künftig diesem für die Stadt Kulmbach und den Landkreis so sehr wichtigen Unternehmen vorstehen wird. mbu