Für Finnland sei der russische Gas-Stopp sei "kein Grund zur Panik", schrieb die Finnland-Expertin Minna Ålander von der Stiftung Wissenschaft und Politik am Freitag bei Twitter. "Selbst in der Chemieindustrie, Forstwirtschaft und bei Bäckereien, die einige der größten Verbraucher von Erdgas sind, scheint es kein Problem zu sein."
Auch Jukka Leskelä, der Vorsitzenden des finnischen Energie-Branchenverbands, erwartet im Sommer zunächst keine Versorgungsprobleme. "Bis zum Herbst und Winter ist noch viel Zeit. Die Situation hat sich sehr verändert", sagte Leskelä der finnischen Nachrichtenagentur STT. "Viele Unternehmen haben schon Sicherheitsvorkehrungen getroffen und suchen nach Alternativen zum russischen Gas." Eine solche Alternative könnte das Flüssiggas-Terminal sein, das die Finnen gemeinsam mit Estland leasen und ab Herbst betreiben wollen.
Zusammenhang mit Nato-Antrag unklar
Am Mittwoch hatte Finnland gemeinsam mit Schweden einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft in Brüssel eingereicht. Russland hatte bereits eine Antwort darauf angekündigt. Ob es einen Zusammenhang mit dem Energiestopp gibt, ist aber nicht klar. Bereits Ende April hatte Gazprom Polen und Bulgarien den Gashahn zugedreht, weil sie ebenfalls nicht in Rubel zahlen wollten.
Das von Kremlchef Wladimir Putin angewiesene neue Zahlungssystem sieht vor, dass Kunden bei der russischen Gazprombank ein Konto eröffnen. Dort können sie wie bisher ihre Rechnungen in Euro oder Dollar begleichen, die Bank konvertiert das Geld und überweist es an Gazprom. Nach Angaben der russischen Führung folgen viele Gaskunden in der EU dem neuen System, demnach auch in Deutschland.
Am vergangenen Freitag hatte das in Helsinki ansässige russische Unternehmen Rao Nordic kurzfristig einen Strom-Lieferstopp nach Finnland angekündigt. Grund dafür sei eine ausgebliebene Zahlung. Rao Nordic ist nach eigenen Angaben einer der führenden Importeure russischer Elektrizität in die nordischen Länder und gehört zu Inter Rao, Russlands größtem Energiekonzern im Import-Export-Geschäft.
Nach Angaben von Gazprom sollen die Streitigkeiten um die Bezahlung von Gas-Lieferungen nun auf dem juristischen Weg geklärt werden. Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte am Freitag einmal mehr, dass Putins Erlass ohne Abstriche gelte und durchgesetzt werde. Geliefert wird demnach nur noch, wenn der Rubel rollt.