Kritiker werfen Netanjahu vor, einen Geisel-Deal nicht ernsthaft anzustreben, um die ultra-religiösen und rechtsextremen Partner in seiner Koalition nicht vor den Kopf zu stoßen. Der Regierungschef macht die aus seiner Sicht unnachgiebige Haltung der Hamas für das Ausbleiben eines Verhandlungserfolgs verantwortlich.
Die Proteste gegen Netanjahu haben in den letzten Wochen an Intensität zugenommen. Die machtvollsten Demonstrationen finden in der Küstenmetropole Tel Aviv statt. Aber auch die private Villa der Netanjahus im Seebad Caesarea, 50 Kilometer nördlich von Tel Aviv, ist immer wieder Schauplatz von Kundgebungen gegen den Regierungschef.
Palästinenser: Mehrere Tote bei Angriffen in Gaza
Bei Angriffen der israelischen Armee auf Ziele in der Stadt Gaza sollen palästinensischen Angaben zufolge sieben Menschen getötet worden. Dutzende weitere Palästinenser seien zudem bei der Bombardierung des Viertels Schedschaija verletzt worden, teilte der von der islamistischen Hamas kontrollierte Zivilschutz mit. Palästinensische Medien berichteten von heftigen Angriffen auf die Gegend. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee sagte auf Anfrage: "Wir können dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht bestätigen."
Israels Armee hatte zuvor die Bewohner mehrerer Viertel der Stadt Gaza zur Flucht aufgefordert. Alle Anwohner und Vertriebenen sollten die Ortsteile Schedschaija, Al-Turkman und Tuffah sofort verlassen und sich in eine als "humanitäre Zone" ausgewiesenes Gebiet im Süden des Küstengebiets begeben, hieß es in einem Aufruf, den ein israelischer Militärsprecher in arabischer Sprache veröffentlichte. Dies ist meist ein Anzeichen für bevorstehende neue israelische Militäreinsätze in den betroffenen Vierteln.
Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mindestens 37 765 Menschen im Gazastreifen getötet und weitere 86 429 verletzt. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten und lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Auslöser des Kriegs war das Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten.
Libanon: Tote Hisbollah-Kämpfer nach israelischen Angriffen
Bei israelischen Luftangriffen wurden im Libanon nach israelischen Angaben drei Kämpfer der Schiiten-Miliz Hisbollah getötet. Die erste Attacke galt demnach einem Milizionär aus Sohmor in der Bekaa-Ebene, der für den Abschuss von Drohnen zuständig gewesen sein soll.
Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, dass der Angriff auf ein Motorrad in Sohmor in der Bekaa-Ebene im Osten des Landes zielte, etwa 40 Kilometer von der israelischen Grenze entfernt. Die Hisbollah gab den Tod eines ihrer Kämpfer, der aus dem Ort stammte, bekannt. Für gewöhnlich führt die Miliz nicht weiter aus, wann, wo und wie ihre Mitglieder ums Leben gekommen sind.
Später am Abend gab das israelische Militär bekannt, zwei weitere Hisbollah-Kämpfer im südlibanesischen Al-Tiri mit einem Luftangriff getötet zu haben.
Am Donnerstagabend schoss die Hisbollah rund 35 Raketen auf den Norden Israels ab, wie die israelische Armee mitteilte. Die meisten Geschosse seien abgefangen worden. Menschen seien nicht verletzt worden. Die Schiiten-Miliz bekannte sich zu dem Angriff und bezeichnete ihn als Antwort auf die Tötung ihres Kämpfers wenige Stunden zuvor.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee mit der proiranischen Hisbollah und anderen Gruppierungen im Libanon. Zuletzt hatten sich die Gefechte deutlich zugespitzt. Tote gab es dabei auf beiden Seiten.