Steht eine Strategie hinter der Dissonanz?
Die Dissonanz in den Äußerungen erklären sich Beobachter jedoch nicht unbedingt mit internen Meinungsverschiedenheiten. Katz steht inzwischen fest an Netanjahus Seite. Der Politiker der Netanjahu-Partei Likud hatte seit 2003 zahlreiche Ministerposten inne und wurde zwischenzeitlich als Konkurrent Netanjahus gehandelt. Als Außenminister während des Gaza-Kriegs vor seiner Ernennung zum Verteidigungsminister verfolgte er Netanjahus Linie aber vehement. Auch dabei sorgte er mit Äußerungen weltweit für Empörung.
Der israelische Journalist Yaron Avraham vom TV-Sender N12 sieht in der Dissonanz eher eine Taktik, in der Netanjahu und seine Minister Katz, Ben-Gvir und Smotrich die sprichwörtlichen Rollen des "Good Cop" und "Bad Cop" einnehmen: der eine betont harmlos, die anderen betont böse. "Vielleicht ist es eine Strategie, dass der Ministerpräsident es einfach nicht ausspricht und es im Vagen belässt und es den anderen überlässt", sagte Avraham.
Wenn Netanjahu wolle, könne er seine Minister erfahrungsgemäß schnell zum Schweigen bringen. Es sei daher auffällig, dass Netanjahu die drei offenbar gewähren lässt. Avraham ist sich jedoch nicht sicher, ob die Strategie sinnvoll ist. "Wenn du schießen willst, schieße. Rede nicht", sagte Avraham und deutete auf frühere Tötungen von Feinden wie die der Hamas- und Hisbollah-Chefs. Damit sei Israel bisher gut gefahren, mit dieser Strategie könne man auch fortfahren.