Trump dürfte von der Rede gehört haben. Der US-Präsident und die Kanzlerin hatten noch nie eine herzliche Verbindung, doch in Portsmouth wirkt ihr Aufeinandertreffen besonders kühl. Nach der Gedenkfeier treffen sich die beiden zu einem kurzen persönlichen Gespräch. Fotografen machen zum Auftakt Bilder, doch die beiden verzichten auf die übliche Plauderei und den Handschlag für die Kameras. Die Situation wirkt hochgradig unlocker.
Nach dem Treffen heißt es von deutscher Seite, die beiden hätten etwa 20 Minuten zusammengesessen, die US-Seite spricht von 10 Minuten. Die Themen: die Lage in Libyen und in Westafrika, die Lage in Europa nach der Wahl.
Merkel tritt danach kurz vor die Presse, erwähnt das Treffen mit dem Präsidenten aber nicht. Sie spricht vom D-Day. Die Landung der Alliierten in der Normandie habe Deutschland letztlich die Befreiung vom Nationalsozialismus gebracht und die Grundlage für die Nachkriegsordnung gelegt, sagt sie. "Dass ich als deutsche Bundeskanzlerin heute dabei sein kann und dass wir heute gemeinsam für den Frieden und die Freiheit eintreten, das ist ein Geschenk der Geschichte, das es zu schützen und zu pflegen gilt."
Die sanfte Sorge, die dabei mitschwingt, haben auch andere. Nationalstaatliches Denken ist in Europa und anderswo auf der Welt wieder im Aufwind. Auch Trump hat seit seinem Amtsantritt einen neuen Ton gesetzt. Für ihn kommen die Vereinigten Staaten an erster Stelle. Er ist kein Freund von Multilateralismus, sondern ein bekennender Nationalist.
Immer wieder säte Trump Zweifel auch an dem Militärbündnis Nato und drohte sogar mit einem Austritt der Amerikaner, sollten die Partner ihre Verteidigungsausgaben nicht nach oben schrauben. Hauptziel seiner Kritik hier: Deutschland. Um die Harmonie der westlichen Verbündeten steht es 75 Jahre nach dem D-Day nicht zum Besten.