Die Touristin hat er Daisy getauft. Mit Anglerhut und Handtasche, die neben der Wohlstandswampe baumelt, steht sie da und guckt ins Handy. Und wieder weiß man nicht, was sie tut: den Taubenschwarm fotografieren, alte Bilder im Smartphone angucken oder sich gerade an einen anderen Ort der Welt surfen? Instagramable ist anders, dafür hängen Socken und Schultern der Dame zu schief. Daher hatte Bernd Rössler sie auch fotografiert, irgendwann mal, um dereinst künstlerisch auf sie zurückzukommen. „Die Ideen für meine Bilder sind meist sehr real, sie begegnen mir zum Beispiel auch beim Zeitungslesen.“ Und ja: Freilich formt und verfremdet er sie, wie er mag. Wichtig dabei: „Ich habe eine Urangst, ein Bild ‚drüber’ zu malen, also zu weit zu malen – deshalb sind die meisten meiner Bilder absichtlich unfertig.“ Weil das für ihn gleichermaßen Signatur und Beitrag ist.