Kulmbach Ködnitz gegen Buchwald-Trasse zur Burg

Werner Reißaus
Eine Erschließung der Plassenburg vom Ködnitzer Ortsteil Leithen aus stößt im Gemeinderat auf Widerstand. Foto: Archiv

Bürgermeisterin Anita Sack will dieses "Geschenk der Natur" erhalten. Aber der Weg vom Ortsteil Leithen aus wäre die einzige Möglichkeit, das Kulmbacher Wahrzeichen besser zu erschließen.

 
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Ködnitz - Nicht weniger als fünf Varianten zur besseren, verkehrsmäßigen Erschließung des Wahrzeichens der Stadt Kulmbach, der Plassenburg, hat der Präsident Bernd Schreiber der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen am Montagabend in der Sitzung des Gemeinderates Ködnitz präsentiert. Ein eigens dafür beauftragtes Gutachten kommt dabei zu dem Ergebnis, dass nur die Erschließung vom Ködnitzer Ortsteil Leithen aus über den Buchwald infrage kommt.

Aber genau die Variante stößt nicht nur bei den unmittelbar betroffenen Anliegern auf Widerstand, sondern auch im Gemeinderat. Es war zwar nur eine der möglichen Varianten, aber eine Erschließung über den Buchwald erscheint derzeit nicht nur für die Anlieger von Leithen aussichtslos, sondern auch für den Gemeinderat. Bürgermeisterin Anita Sack (FW) bezog am Ende auch klar Position: "Der Buchwald ist ein Geschenk der Natur und das sollten wir auch so erhalten."

Präsident Bernd Schreiber verwies darauf, dass die Erschließung der Plassenburg vor allem für den Gruppentourismus ein uraltes Thema ist, denn bereits vor genau 25 Jahren wurde der Bau einer Standseilbahn zur Burg mit einem Bürgerentscheid in der Stadt Kulmbach zu Fall gebracht. Größten Wert legte Präsident Schreiber darauf, dass die unmittelbar betroffenen Anlieger persönlich informiert und angehört wurden.

Präsident Bernd Schreiber: "Die Erschließung der Plassenburg ist in der Tat ein Dauerbrenner. Ich beschäftige mich seit 20 Jahren damit. Vor genau einem Vierteljahrhundert hat die Stadt Kulmbach die Errichtung einer Standseilbahn abgelehnt, obwohl das Geld und die Genehmigung schon vorhanden waren." Schreiber erklärte auch die Vorgabe für die Erstellung des Gutachtens. Demnach ist für die Staatsregierung die Sicherung des Denkmals "Plassenburg" von großer Bedeutung, und auch dem Landesdenkmalrat ist daran gelegen, dass das Erscheinungsbild der Burg nicht beschädigt wird. Für das Gutachten wurden auch beträchtliche Mittel des Freistaates bereitgestellt.

In dem Gutachten wurden die einzelnen Alternativen der Erschließung ausreichend untersucht, beginnend von der Nordhangstraße (Variante 1), der Umfahrung des Schieferturmes (Variante 2), den Forstweg von Fölschnitz aus (Variante 3), die Erschließung über den Kasernenhof (Variante 4) bis hin zur Erschließung über den Buchwald (Variante 5), beginnend vom Ködnitzer Ortsteil Leithen. Was die ersten drei Varianten angeht, machte Präsident Schreiber deutlich, dass sie sowohl aus der Sicht der hohen Investitionskosten als auch der Beeinträchtigung des Landschaftsschutzgebietes nicht zu verwirklichen sind: "Die Gutachter konnten diese Varianten nicht empfehlen." Vertieft untersucht wurden dann allerdings die Variante 4, die Erschließung durch den Kasernenhof, und die Variante 5, die Erschließung über den Buchwald. Wie Präsident Bernd Schreiber feststellte, ist bei der Variante 5 eine voll funktionsfähige und verkehrssichere Parkplatzerschließung bei jeder Nutzungsfrequenz der Plassenburg gegeben.

Zu den möglichen Investitionskosten dieser Erschließung durch den Buchwald könne allerdings erst dann eine Aussage getroffen werden, wenn ein ausgearbeiteter Bauentwurf vorliegt. Der jetzige Forstweg weist zwar bereits eine Schotterschicht auf, aber er müsste - ausgehend von einer Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometer - nach Ansicht der Gutachter auf eine Breite von 4,25 Metern ausgebaut und mit Ausweichstellen versehen werden.

Zu den möglichen Verkehrszahlen, die bei einer Erschließung über den Buchwald erreicht werden, verwies Präsident Bernd Schreiber auf eine Prognose von täglich 55 Besuchern auf das ganze Jahr verteilt, die die Plassenburg besuchen werden. Das ist nach den Worten des Präsidenten keine "erschreckende Zahl", aber mit einer verbesserten Erschließung wolle man die Plassenburg auch attraktiver machen.

Entscheidend ist nach Worten des Präsidenten, ob die örtliche Gemeinschaft und auch die Region eine neue Erschließung der Burg will oder nicht: "Es muss eine gemeinsam getragene Überzeugung der Region da sein, nicht nur in der Gemeinde Ködnitz, sondern auch in der Stadt Kulmbach und im Landkreis Kulmbach, wo jeder sagt, jawohl, die Plassenburg muss besser erschlossen sein. Wir drängen aber der Gemeinde keine Entscheidung auf und die Staatsregierung reicht nur die Hand." Die Idee der Plassenburg-Freunde, einen "Burggipfel" zur besseren Erschließung der Plassenburg einzuberufen, hielt Präsident Schreiber für gut: "Ich persönlich würde mich dafür aussprechen!"

Die anschließende Diskussion eröffnete Gemeinderat Michael Heisinger (Rangen) mit der Frage an Präsident Schreiber: "Sind Sie davon überzeugt, die Plassenburg mit einer besseren Erschließung attraktiver zu machen?" Schreiber verwies hier auf den Gruppentourismus: "Dafür ist die Burg gegenwärtig nicht attraktiv." Heisinger hielt entgegen: "Die Straße durch den Buchwald macht die Burg nicht attraktiver, aber der Wald wird zerstört." Zweiter Bürgermeister Heinz Mösch (CSU) brachte die Standseilbahn ins Gespräch. Die ist aber nach den Worten von Präsident Schreiber heute nicht mehr genehmigungsfähig. Für Willi Kolb (SPD) stellt der derzeitige Bus-Pendel-Verkehr vom Marktplatz zur Plassenburg kein Problem dar. Dazu gab Präsident Schreiber aber eine klare Antwort: "Er hat einen entscheidenden Nachteil für den Gruppentourismus!" Anita Sack hielt den "Burggipfel" für ein gutes Instrument, um am Ende gemeinsam mit der Stadt Kulmbach und auch den "Freunden der Plassenburg" zu einem guten Ergebnis zu kommen. Auch die Bürgermeisterin würde eine Standseilbahn zur Plassenburg begrüßen.

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