Kulmbach Serie: BMW-Diebe scheitern diesmal in Kulmbach

In Oberfranken seit Wochen besonders im Visier der Autodiebe: Fahrzeuge der Marke BMW. Foto: Sebastian Gollnow/dpa Quelle: Unbekannt

Seit sechs Wochen hat es eine Bande in Oberfranken immer wieder auf Luxuskarossen abgesehen. Am Donnerstag haben die Kriminellen Pech. Ein Nachbar rettete den Auto-Besitzer.

 
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Kulmbach - Los ging es Ende September. Seither haben Autodiebe es in Oberfranken regelmäßig auf hochwertige BMW abgesehen. Rund ein Dutzend Fälle verzeichnet die Polizei mittlerweile, der Schaden geht in die Hunderttausende. In der Nacht zum Donnerstag aber scheiterte ein Diebstahl. Beim Versuch, im Kulmbacher Stadtteil Petzmannsberg gleich zwei Fahrzeuge zu knacken, passte ein Nachbar zu gut auf. Wie die oberfränkische Polizei mitteilt, verständige der Mann sie und die Täter mussten ohne Beute flüchten.

Der Anwohner hatte gegen 2.15 Uhr bemerkt, dass sich unbekannte Personen auf einem benachbarten Grundstück in der Göretzenstraße verdächtig verhalten und zum Telefonhörer gegriffen. "Als kurz darauf mehrere Streifenbesatzungen eintrafen, waren sie bereits geflüchtet", sagt Polizeisprecherin Anne Höfer.

Nach Angaben der Ermittler hatten die Täter gewaltsam das verschlossene Zugangstor zum Grundstück geöffnet, auf dem zwei hochwertige BMW geparkt waren - und sich an diesen zu schaffen gemacht.

Die Polizei erkannte ihre Chance. Mehrere Streifen, ein Hubschrauber und zahlreiche Diensthunde waren im Einsatz, um die Diebe zu schnappen. Ohne Erfolg. Die Täter blieben verschwunden. Beamte der Kripo Bayreuth übernahmen die Ermittlungen und sicherten vor Ort Spuren. Die Ermittler hoffen auf weitere Zeugen. Sie wollen wissen:

Wer hat am Donnerstagmorgen, insbesondere in der Zeit von zirka 2 Uhr bis 2.30 Uhr, verdächtige Personen und/oder Fahrzeuge in der Göretzenstraße, nahe der Straße "Hutschwinkel", gesehen?

Wer hat zuvor Beobachtungen in Petzmannsberg gemacht, die im Zusammenhang mit dem versuchten Diebstahl stehen könnten?

Zeugen werden gebeten, sich mit der Kripo unter Telefon 0921/506-0 in Verbindung zu setzen.

In fast allen bisherigen Fällen sind Autos betroffen, die mit dem Keyless-Komfortsystem ausgestattet sind. Damit können Fahrzeugbesitzer ihr Auto öffnen und starten, ohne den Schlüssel aus der Hosen- oder Handtasche nehmen zu müssen. Über Funkwellen erkennt ein Modul im Auto, wenn sich der Schlüssel nähert. Meist ist für das Starten kein Zündschlüssel notwendig, ein Knopfdruck genügt.

Weil die Besitzer ihren Autoschlüssel in der Regel im Eingangsbereich von Haus und Wohnung ablegen, korrespondieren die Funkschlüssel wegen der kurzen Entfernung mit dem Wagen. Es entsteht eine Lücke im Sicherheitssystem, die die Kriminellen ausnutzen. Sie täuschen mit sogenannten Funkverstärkern das Signal vor und können so die Wagen öffnen - das Auto verschwindet geräuschlos, weil auch die Wegsperre außer Kraft gesetzt wird.

Die Polizei Oberfranken empfiehlt den Besitzern solcher Fahrzeuge, sich zu wappnen. "Sie sollen den Schlüssel nie in der Nähe der Haus- oder Wohnungstür ablegen. Und sie sollten versuchen, das Funksignal zum Beispiel mithilfe von funkdichten Aluminiumhüllen abzuschirmen", sagt Sprecherin Anne Höfer- und hat noch zwei Tipps: Beim Aussteigen sollte aus dem Auto auf Personen mit Aktenkoffern in der Nähe geachtet werden. Dabei könnte es sich unter Umständen um Autodiebe handeln. Und beim Fahrzeughersteller sollte man nachfragen, ob der Komfortzugang temporär deaktiviert werden kann. Manche Hersteller bieten am Schlüssel die Funktion an, durch zweimaliges Drücken auf die Verriegelungstaste am Schlüssel, die Keyless-Funktion ganz abzuschalten.

Dass die Autodiebe gerade in Oberfranken und zuletzt immer wieder im Raum Kulmbach aufgetreten sind, führt die Polizei auf die guten Verkehrsverbindungen nach Osteuropa zurück. "Sowohl über die A 73 als auch über die A 9 sind die Täter schneller weg."

Erst im Frühjahr hatte die Polizei in Baden-Württemberg eine entsprechende Diebesbande geschnappt. Sie soll mindestens 27 Autos im Wert von 1,4 Millionen Euro geknackt haben. Auf die Spur der siebenköpfigen Bande aus Polen kamen die Ermittler nach monatelanger Suche. Dabei half eine technische Besonderheit: Die Diebe können den Wagen nämlich unterwegs nicht mehr abschalten, weil dann der Schlüssel und somit das Funksignal zu weit weg sind. Deswegen rasen sie meist nonstop Richtung Ziel. Sollten sie etwa zum Tanken anhalten müssen, lassen sie den Motor laufen. So war das auch im Fall der polnischen Verdächtigen.

Der ADAC sieht die Autohersteller in der Pflicht. Technisch sei das möglich. Der Verband hatte im vergangenen Jahr etwa 300 Modelle getestet. "Mit einer selbst gebauten Funkverlängerung konnten fast alle bisher untersuchten Fahrzeuge sekundenschnell entsperrt und weggefahren werden", so ein Sprecher.

Die oberfränkische Polizei gibt unterdessen folgende Tipps:

- Verschließen Sie auch bei kurzer Abwesenheit alle Fenster und Türen und das Schiebedach Ihres Fahrzeugs sorgfältig.

- Achten Sie darauf, dass Ihr Fahrzeug das Verriegeln der Türen mit der Funkfernbedienung durch ein optisches Signal quittiert. Funkblocker können das Funksignal Ihrer Fernbedienung stören, so dass Ihr Fahrzeug dann nicht verschlossen ist.

- Lassen Sie vor allem keine Mobiltelefone, Geld, Schlüssel, mobile Navis und andere Wertsachen oder Taschen im Auto zurück.

- Parken Sie hochwertige Fahrzeuge wenn möglich nicht am Straßenrand und wenn, dann zumindest an gut beleuchteten oder belebten Straßen.

- Steht das Fahrzeug auf dem Grundstück im Freien, ist im Bereich des Parkplatzes ein Bewegungsmelder an einer Außenlampe eine gute Investition. Nutzen Sie am besten eine abschließbare Garage.

- Eine sinnvolle elektronische Sicherung ist beispielsweise eine geprüfte Alarmanlage mit Innenraumüberwachung.

- Achten Sie auf Personen oder Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen, die mehrmals langsam durch die Straße fahren und notieren Sie sich das Kennzeichen. Informieren Sie anschließend die Polizei.

- Achten Sie auch auf Personen, die Ihr Fahrzeug fotografieren. Dies kann bereits eine Vorbereitungshandlung für einen späteren Diebstahl sein. Hochwertige Fahrzeuge werden oft auf Bestellung gestohlen.

- Informieren Sie sofort die Polizei über Notruf 110, wenn sich Personen in verdächtiger Weise an geparkten Fahrzeugen zu schaffen machen.

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