Zu verdanken haben die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses dieses Projekt einem ehemaligen Polizeibeamten aus Kulmbach, dem schon vor Jahren auffiel: "Irgendetwas fehlt hier!" Und der am Folgetag eines Einsatzes den Frauen einen Umschlag mit wichtigen Informationen in den Briefkasten steckte.
Und was ist das "Täschla" eigentlich? Das Frauenhaus Bayreuth hat in Zusammenarbeit mit der Interventionsstelle, der Polizeiinspektion Stadt und von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen ein Informationstäschchen entwickelt, das eine Art Erste Hilfe bei häuslicher Gewalt leisten soll. Es wird direkt vor Ort von den eingesetzten Polizeibeamten an die Frauen übergeben. Inhalt dieses Täschchens sind die wichtigsten Basisinformationen, verständlich zusammengefasst auf einer Seite, die in Fällen häuslicher Gewalt notwendig und hilfreich sind. Diese Informationen gibt es in 17 verschiedenen Sprachen - alle in einer Broschüre.
Wie Christa Bialas-Müller aufzeigte, haben langjährige Erfahrungen bei Einsätzen in Fällen von häuslicher Gewalt gezeigt, dass in der akuten Situation wichtige Informationen und Hilfsangebote nicht nachhaltig vermittelt werden können. Angst, Stress, die Anwesenheit von Kindern, mangelnde Deutschkenntnisse sowie eine hochemotionale Situation verhindern die Aufnahmefähigkeit des Opfers.
Entwickelt wurde die Broschüre im Rahmen des einmaligen Projektes in Bayern "Intensive Betreuung von Frauen mit Migrationshintergrund und Aufbau eines Netzwerkes", gesponsert durch die Adalbert-Raps-Stiftung. Es flossen ganz besonders Erfahrungen betroffener Frauen mit Migrationshintergrund ein. Bezeichnend ist, dass gerade diese Frauen über keine oder mangelnde Kenntnisse der bestehenden Schutzangebote, Rechte und Handlungsstrategien verfügen. Dieses Defizit wird damit behoben. Zusätzlich ist an der Außenseite der Tasche das Formular der Interventionsstelle angebracht, das immer ausgefüllt werden muss.
Die Interventionsstelle ist ein Beratungsangebot für Frauen, die häusliche Gewalt erlebt haben. Die Polizei leitet das ausgefüllte Formular an die Mitarbeiterin der Interventionsstelle weiter, die zeitnah Kontakt zu den betroffenen Frauen aufnimmt und ihnen ein Unterstützungsangebot unterbreitet.