Kulmbach Zoff unter Tierschützern

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Eine selbst ernannte Katzenschützerin greift das Tierheim an. Sie kritisiert die Haltung von verwilderten Katzen und macht öffentlich mobil. Alle Argumente helfen nichts: Der Tierschutzverein erstattet Anzeige.

 
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Kulmbach - Auf Facebook geht es heiß her. Eine Frau, die eigenen Angaben zufolge seit vielen Jahren Tag für Tag an verschiedenen Plätzen im Landkreis wild lebende Katzen füttert, sie fängt und kastrieren lässt, hat jetzt den Kulmbacher Tierschutzverein ins Visier genommen. Dort leben drei  wilde Katzen. Weil sie sich, wie die Betreiber des Heims sagen, nicht anfassen, ja meistens nicht einmal blicken lassen, wenn Menschen in die Nähe kommen und in geschlossenen Räumen vor lauter Angst regelrecht die Wände hochgehen,  hat sich der Tierschutzverein vor einigen Jahren für solche Fälle zu einer ungewöhnlichen Haltungsform entschieden. Die Tiere leben  auf einem sicher eingezäunten etwa 450 Quadratmeter großen Grundstück im Wald neben dem Tierheim. Mittendrin steht eine Hütte, die die Katzen nutzen können. Sie werden täglich vom Tierheimpersonal mit allem versorgt, was sie brauchen. Alles in Ordnung, sagen Heimleitung und Vereinsvorstand.  Doch  das dies sieht die selbst ernannte Tierschützerin ganz anders.


Auf ihrer Facebook-Seite schreibt die Frau davon, die Katzen lebten auf einem „relativ kleinen“ Grundstück. umzäunt sei es wie ein „tatsächliches Gefängnis“.  Sie schreibt von Stacheldraht, der bei einer Nachsicht allerdings nicht vorhanden ist. Im Sommer wie im Winter sei das Grundstück schattig, der einzige Schutz sei eine kalte Hütte. Die Frau findet, dass die Tiere vermittelt werden müssen, ihre Freiheit brauchen. Das Tierheim kontert: Das sei bei diesen Tieren nicht möglich. Sie seien zu scheu. Doch die Frau kontert: Die drei Katzen haben ein Leben „in Freiheit und Wärme“ verdient. Völlig unverständlich sei es ihr,  warum ein Tierschutzverein „seine Tiere bei nächtelang bis zu minus 18 Grad frieren lässt“ und wirft dem Verein vor, er könne diesen Tieren jederzeit ein besseres Zuhause verschaffen, wenn er nur auf die Vermittlungsangebote der Frau eingehen würde. Sie beklagt auch, dass alle ihre Angebote vom Tierschutzverein ausgeschlagen worden seien. Nur nach heftigem Kampf sei ihr Zutritt zu dem Gelände gewährt worden, auf dem die Tiere untergebracht sind.   „  Alle Beteiligen verfangen sich in Lügen, seit Monaten“ schreibt die Frau und bekommt Recht von etlichen Katzenfreunden.  Es gibt unter den inzwischen mehr als 120 Antworten auch Facebook-User, die  den Tierschutzverein Kulmbach mit anderen Punkten kritisieren.  Es gibt aber auch welche, die  Contra geben und den Verein verteidigen.


Die Leitung des Kulmbacher Tierschutzvereines will das aus ihrer Sicht vereinsschädigende Verhalten der Frau nicht länger hinnehmen. Vorsitzender Wolfgang Hain hat am Donnerstag gesagt, man fürchte nicht nur um den guten Ruf des Heims und des Vereins, sondern auch um Spenden, die für den fortbestand des Tierheims zwingend gebraucht werden.  Hain hat für den Verein inzwischen Strafanzeige wegen übler Nachrede und allem, was an Strafdelikten sonst in Frage kommt, gestellt. „Vorstand und Tierheimleitung werden belästigt und beschimpft. Es wird Dreck über den Tierschutzverein ausgeschüttet und (fast) jeder springt auf den Schlammschlachtzug auf, ohne sich mal die andere Seite anzusehen“, schreibt Schatzmeister Hans Beyer.


Die Frankenpost hat nachgeschaut. Die drei Katzen haben ein Grundstück zur Verfügung, das größer ist als in den meisten Reihenhaus-Siedlungen. Die Holzhütte in der Mitte des Areals bietet in einem überdachten Vorbau Schlaf- und Liegeplätze. Durch eine Katzenklappe geht es ins Innere. Dort finden sich weitere „Betten“, Futter und Wasser und auch Katzentoiletten. Ein Teil der Hütte ist abgezäunt. „Falls es mal neue wilde Katzen gibt, die wir so besser sozialisieren können“, erklärt die Tierheimleiterin.


An der Katzenhaltung gebe es nichts zu beanstanden, machen die ganze Vorstandsriege, Tierheimleiterin Carina Wittmann, ihre Vorgängerin Susanne Schilling und auch stellvertretende Tierheimleiterin Angelika Enzmann deutlich. Vorsitzender Hain verweist darauf, dass das Veterinäramt in Kulmbach die Haltung kontrolliert und abgenommen habe. Und auch der Deutsche Tierschutzbund  habe das Gehege abgenommen. Andreas Brucker vom Landesverband des Tierschutzbundes bestätigt das. Die Hütte und das Gelände sei auch nicht viel anders gestaltet als in anderen Tierheimen. Und auch die Tatsache, dass es in der Hütte keine Heizung gibt, sei nicht zu beanstanden.  Das habe auch der Bundesverband bestätigt. „Hätten Katzen bei Frosttemperaturen wie in den vergangenen Tagen Probleme, hätten wir in Deutschland nicht rund zwei Millionen wild lebende Katzen.“ Brucker macht auch deutlich: Man kann wilde Katzen nicht mit der Mieze vergleichen, die man auf der Couch kuschelt. „Rund fünf Prozent der wild lebenden Katzen werden definitiv nie zugänglich.“ Auch mit der Frage nach der Heizung räumt Brucker auf: Die neue Tierheimverordnung, die gerade in Arbeit sei, lasse diesen Aspekt aus dem Spiel. Man habe erkannt, das sei nicht nötig.


Mit „Katzen-Ladys“ wie der aus Kulmbach geht Brucker hart ins Gericht: „Diese Damen investieren so viel Energie und blockieren mit ihren vollkommen schwachsinnigen Forderungen ein ganzes Tierheim.“ Für Brucker sind solche Menschen „Pseudo-Tierschützer, die ihr eigenes Ego in den Vordergrund stellen und von der Sache keine Ahnung haben“. Solche „Tierschützer“, findet der Mann vom Tierschutzbund, seien überflüssig.

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