Außergewöhnlich Abiturientin mit Notenschnitt 0,77

Werner Reißaus

Für die Absolventen der Kulmbacher Gymnasien war es kein einfaches Jahr. Dennoch haben fast alle ihr Abitur bestanden – und das sogar noch besonders gut. Eine 17-Jährige schafft einen außergewöhnlichen Notendurchschnitt.

 
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Es war ein außergewöhnlicher Abiturjahrgang des Caspar-Vischer-Gymnasiums (CVG), der am Freitag in der Dr.-Erich-Stammberger-Halle verabschiedet wurde. Außergewöhnlich deshalb, weil es in der nunmehr 129-jährigen Geschichte der Schule der zweitbeste Jahrgang mit einem Notendurchschnitt 2,10 war.

Von den 94 Schülern, die ihr Abitur bestanden, hatten 42 eine Eins vor dem Komma und davon wiederum 19 Abiturienten die Note 1,5 oder besser. In die Glückwünsche bezog Oberstudiendirektorin Ulrike Endres auch die Eltern, Familien und Freunde sowie die Lehrkräfte mit ein: „Sie alle können sich zu Recht mit euch freuen.“

Für Corona gibt es kein Drehbuch

Die Schulleiterin gab zu, dass das Abimotto „Abiversal – zwölf Jahre im falschen Film“ bei ihr zunächst etwas Verwunderung ausgelöst hat, aber dennoch, irgendwie bekannt vorkam: „Fühlen wir uns nicht seit knapp zweieinhalb Jahren irgendwie in so einem Film, im falschen Film? Ratlos? Verunsichert? Dann wäre euer Motto passend. Zumindest geriet mit Corona auch in den Schulen das gewohnte Drehbuch durcheinander.“ Vieles, was für frühere Abiturjahrgänge noch selbstverständlich war, fiel auf einmal weg oder fand nur unter Einschränkungen statt.

Allerdings: „Wie gut und erfolgreich ein Film wird, hängt nicht allein vom Drehbuch ab, sondern jeder trug und trägt dazu bei. Es geht ja nicht nur um Zahlen, Daten, Fakten, die man auswendig lernt und wiedergibt. Es geht um viel mehr: Im Rückblick auf eure Schule stellt ihr fest, dass eure Lehrer für euch da waren, nicht nur, um den Stoff zu vermitteln, sondern auch, um Denkanstöße zu geben, das Denken zu lehren, euer Urteilsvermögen und auch euren Widerspruchsgeist zu wecken“, betonte Endres. Landrat Klaus Peter Söllner (FW) sprach von einer überragenden Leistung des Abiturjahrgangs 2022 mit Blick auf den Notendurchschnitt von 2,10, der in einer ganz schwierigen Zeit zustande gekommen ist: „Unsere jungen Leute haben diese Problemstellungen in der Pandemie gemeistert. Sie haben diese Schwierigkeiten auf sich genommen und nicht resigniert.“

Kein Jahrgang wie jeder andere

„Wir sind wirklich sehr stolz auf Euch, auf unseren Abschlussjahrgang, der im wahrsten Sinne des Wortes ein ganz besonderer geworden ist.“ Dieses Lob zollte Oberstudiendirektor Horst Pfadenhauer nicht von ungefähr, denn von den 63 Abiturienten des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums (MGF) erreichten 28 einen Notendurchschnitt von 1,9 oder besser. 19 Schüler sogar einen Schnitt von 1,5 oder besser und fünf Schüler schafften die Traumnote 1,0. Jahrgangsbeste war Elena Brandl mit einem „rechnerischen“ Abiturschnitt von 0,77. Schulleiter Pfadenhauer: „Ihr seid unser dritter „Corona-Jahrgang“. Hatten wir im vorletzten Jahr Angst, den Abiturjahrgang überhaupt zu einem regulären Abschluss zu bringen, so waren wir beim zweiten Coronajahrgang schon viel optimistischer.“ Es war aber kein „normales“ Schuljahr, wie der Schulleiter betonte, denn immer wieder kamen die Querschläger durch auftretende Coronainfektionen, die zu Nachholterminen und zu einer nie ganz ausgeräumten Daueranspannung geführt haben. Neben dem Kampf gegen Corona waren die Abiturienten auch mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges konfrontiert.

„Der im Februar erfolgte historische Überfall Russlands auf die Ukraine wurde von uns allen als die entscheidende Zäsur der Nachkriegsordnung empfunden. Ohne Euch dazu explizit aufgefordert zu haben, kamen gerade zuerst aus Euren Reihen sofort Anregungen, gegen das Leid der Vertriebenen und Flüchtlinge aktiv anzugehen“, sagte Schulleiter Pfadenhauer. Doch damit nicht genug: „Ihr wart aber für mich und viele meiner Kollegen auch der Jahrgang, der besonders stark bei außerschulischen Aktivitäten aktiv war: Schule mit Courage, Schule gegen Rassismus, der Bau der Außenanlagen und der Ruhebänke, die P- und W-Seminare zum Klimawandel. Das hätten auch die hervorragenden Ergebnisse bei unterschiedlichen Wettbewerben gezeigt, wie zum Beispiel bei „Jugend forscht“ oder bei „Jugend musiziert“, wo das Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium erneut Landes- und sogar Bundessieger stellen konnte.

Das sind die Jahrgangsbesten CVG Kulmbach:

Laurin Hennies, Sara Pfaffenberger, Anna-Lena Preußinger, Andreas Sartison, Merle Schiffel, Marie-Louisa Schmitt (alle 1,5), Lea Büttner, Thomas Hagen (beide 1,4), Larissa Grampp, Xenia Hofmann, Sina Lechner, Jasmin Prawitz, Alisa Rhein, Elisabeth van Püren (alle 1,3), Marie-Elise Blumtritt, Katharina Piel (beide 1,1), Lukas Ewald, Giuliano Lattus und Oliver Miering (alle 1,0).

MGF Kulmbach:

Elena Brandl, Paul Deichsel, Jannis Dörfler, Tim Eichhorn, Gloribel Geißler, Paula Günther, Julian Heinz, Tim Hollweg, Leonie Liebenwald, Linus Liebenwald, Lucas Nützel, Laurenz Peetz, Theresa Rief, Patricia Schmidt, Fabio Siegele, Bastian Steinlein, Mika Stübinger und Jana Trier.

Notenschnitt: 0,77 - Medizinstudium ist geplant

Die 17-jährige Elena Brandl aus Kulmbach hatte schon eine kleine „Vorahnung“, dass sie zu den Jahrgangsbesten am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium (MGF) gehören würde: „Ich habe in den zurückliegenden Jahren viel gelernt und war zwar nicht immer die Klassenbeste, aber ich war bei den Besten dabei. Dieses Ziel habe ich mir auch für das Abitur gesetzt. Ich habe mein Bestes gegeben und dieses Ziel auch erreicht.“ Die Freude über diese außergewöhnliche Leistung ist bei Elena Brandl natürlich riesengroß: „Ich freue mich wirklich sehr, dass ich das geschafft habe. Das gibt mir viele Möglichkeiten für meine Zukunft.“ Zwei Lieblingsfächer waren es, mit denen Elena Brandl auch Preise gewann, Latein und Biologie.

Elena Brandl will sich für ein Medizinstudium bewerben und ist guter Hoffnung, dass es mit ihrem Notendurchschnitt auch möglich ist. Am liebsten würde Elena Brandl ihr Medizinstudium in Erlangen beginnen, aber für sie sei Würzberg und Regensburg ebenso akzeptabel. In welche Fachrichtung ihr Weg dann führt, das wird die Kulmbacherin erst nach dem allgemeinen Studium der Medizin entscheiden.

Die Einser-Abiturientin ist gern in der Natur und fotografiert auch gerne. Diese Hobbys gerieten im Abiturstress natürlich etwas ins Hintertreffen: „Ich lese auch sehr viel. Daneben ist es mir wichtig, mich mit meinen Freunden zu treffen, mit denen ich auch das Abitur gemacht habe.“ Die Zeiten, in denen eine Einser-Schülerin bei ihren Mitschülern nicht sehr beliebt war, sind längst vorbei. „In der Grundschule hatte ich da schon Probleme, aber mittlerweile glaube ich, dass dieses Denken aufgehört hat. Meine Freunde freuen sich mit mir und ich habe viel Wertschätzung erfahren.“ Die Freude wurde bei Elena Brandl noch größer, als sie auch die Prüfung zum Führerschein mit Erfolg ablegte und der Papa sie mit der Nachricht überraschte, ihr ein Auto zu schenken.

Wie geht es für die Schüler weiter?

Für jeden Schüler stellt sich nach dem bestandenen Abitur die Frage, wie es danach weiter gehen soll. Die Frankenpost hat mit den drei Jahrgangsbesten des CVG Kulmbach über ihre Wünsche, Ziele und darüber gesprochen, wann sie sich vom „Durchschnittsschüler“ zum Klassenbesten entwickelt haben.

Der Kulmbacher Giuliano Lattus: „So gut hatte ich es nicht eingeschätzt, aber eine Eins vor dem Komma hatte ich mir schon vorgestellt.“ Oliver Miering aus Himmelkron gab zu, in die Nähe der Traumpunktzahl von 800 zu kommen: „Mehr oder weniger hatte ich es so erwartet, dass ich in dem Bereich liegen werde.“ Und Lukas Ewald – er ist in Kulmbach zu Hause – hatte die Traumnote von 1,0 nicht erwartet: „Dass ich so eine Note erreichen werde, das hat sich erst in den vergangenen paar Jahren entwickelt.“ Der Knoten platzte bei Lukas Ewald in der 11. Klasse im Alter von 17 Jahren, bis dahin waren die Noten eher „durchwachsen“, wie er selbst einräumte.

Bei Oliver Miering war es ähnlich: „Bei mir ging es auch erst in der 11. Klasse mit den Einsern los. Von da an war ich dann relativ weit vorne.“ Giuliano Lattus erinnert sich, dass er durchgehend „relativ“ gut war: „Ich war auch vor dem Abi schon ein paar Mal Klassenbester, aber jetzt hatte ich noch einmal einen besonderen Ansporn.“ Die künftige Studienwahl ist bei den drei Jahrgangsbesten unterschiedlich. Giuliano Lattus hat sich für das Studium der Meteorologie entschieden: „ Ich habe mich mit der Thematik nicht wirklich beschäftigt, aber mein Interesse daran ist sehr groß. Die Uni, die ich mir ausgewählt habe, wäre Leipzig, aber es gibt auch im Norden Universitäten, die dieses Studienfach anbieten. Alternativ habe ich auch über das Lehramtsstudium nachgedacht.“

Oliver Miering will im Herbst ein Studium der Pharmazie aufnehmen: „Einfach deshalb, weil ich naturwissenschaftlich interessiert bin. Da bieten sich später als Apotheker oder auch in der Forschung berufliche Möglichkeiten.“ Lukas Ewald hat sich für ein Studium der Medizin entschieden: „Biologie war schon immer ein Schulfach, für das ich mich in den vergangenen Jahren sehr interessiert habe. Besonders die Dermatologie, ein Teilgebiet der Medizin, finde ich sehr spannend. Ich könnte mir gut vorstellen, nach meinem Studium einmal in diesem Bereich der Medizin zu arbeiten.“

 

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