Hof - Den Weltfrauentag kennt jeder. Auch der internationale Tag des Baumes dürfte dem einen oder anderen ein Begriff sein. Aber wussten Sie, dass tatsächlich auch ein Welttag des essbaren Buches existiert? Diesen begeht eine kleine Schar bibliophiler Menschen jedes Jahr am ersten April, indem sie kunstvoll gefertigte Torten in Buchform verzehrt - und das in immerhin 15 Nationen.

Was läge näher, als sich gerade an diesem Tag mit einem Lebewesen zu beschäftigen, das sich ebenfalls Seite für Seite durch alle literarischen Gattungen beißt: Mit dem Bücherwurm. Ihm nähert sich der Journalist, Fernsehregisseur, freie Autor und Professor für Kulturjournalismus Dr. Micha Hektor Haarkötter in seinem gleichnamigen Büchlein, das er an besagtem Welttag in der Lounge des Altstadthofs im Rahmen des Literaturfestivals "Wortspiele" des Bezirks Oberfranken vorstellte.

In einer multimedialen Performance beschäftigt sich der äußerst belesene Bücherfreund zunächst mit der Frage: Wie kommt es eigentlich, dass der beste Freund des Buches sein verbissenster Feind ist? In den ersten Kapiteln betreibt er "literarische Zoologie" und enttarnt Nagekäfer, Holzwurm, Termite und Silberfischchen als äußerst destruktive Bücherwürmer. Eindrucksvoll demonstriert er in einem Tonbeispiel das Klopfen des gemeinen Nagekäfers, auch "Totenuhr" genannt, in der Paarungszeit, ein Geräusch, das "Benutzer von Bibliotheken um jede Konzentration bringen" kann, und präsentiert Mikroskopaufnahmen diverser Nagekäferarten nebst ihrer zerstörerischen Spuren.

Mit dem Pathos eines wissenschaftlichen Vortrags berichtet Haarkötter von bizarren Sexualpraktiken diverser bibliophiler Käferarten, bevor er den Bogen schlägt zur Metapher des Bücherwurms als Mensch, der ebenfalls Bücher "verschlingt". Er spricht vom Menschen, der - analog zum tierischen Bücherwurm - gleichfalls die Umwelt zerstört, in der er lebt. Von Menschen, die in Büchern leben, sei es als Sammler oder als Dichter (wie Jean Paul, der seine Autobiografie mit den Lebensbeschreibungen seiner Figuren verschmolz). Und von Ritualen, in denen Bücher tatsächlich verspeist werden, ist die Rede, nach wie vor mit pathetischem Ernst, jedoch im Zeichen geistreich-hintergründiger Ironie - immerhin trägt das Buch den Untertitel "Vergnügliches für den besonderen Leser".

Kunstvoll kreierte Torten- und Eisbücher, spendiert von Marlene Hofmann (Buchgalerie im Altstadthof) und Haarkötters eigener Mutter, stillen den ersten Heißhunger auf Literatur, nachdem der Autor ein gutes Stündchen lang Appetit gemacht hat. Wer mehr Hunger bekommen hat, kann hier weiterlesen: Hektor Haarkötters "Bücherwurm" erschien im Primus-Verlag, umfasst 144 Seiten und kostet gebunden 12,90 Euro.