Hof - Davon, dass sie "zittern", ist viel die Rede. Sie zittern vor Verlangen und Wut. Sie zittern vor Angst und haben allen Grund dazu. Auf leerer Bühne, so kahl und kühl,
dass man frösteln möchte, klopfen ihnen die Herzen: vor Tatendrang, vor Liebe und Eifersucht, vor
Furcht. Giuseppe Verdis "Aida": seit Freitag im Theater Hof - wer in den Übertiteln die (orthografisch nicht ganz einwandfreie) Übersetzung des italienischen Textes verfolgt, der sieht ein, dass in der Ägypter-Oper Wüstensand und Nil-Oasen ruhig fehlen können. Nicht zwischen
Palmen entspinnt sich das Trauerspiel, sondern zwischen Pflicht und Neigung, Sklavendasein und Freiheit, der Liebe zum Vater oder Vaterland und der Anbetung geliebter Menschen.