Roitzschjora/Leipzig Am Wochenende fanden sich auf dem Flugplatz im sächsischen Roitzschjora bei Leipzig, auch wieder zahlreiche fränkische Metalheads und Hardcore-Kids zum traditionellen musikalischen Treffen der härteren Gangart ein. Die Wettervorhersage kündigte schon frühzeitig einen Hitze-Rekord für das Wochenende an, welcher drei Tage 35 Grad, Sonnenschein, Staub, Wind und anschließende Wärmegewitter mit sich brachte - was leider zum frühzeitigen Abbruch des Festivals führen musste.

Bereits Freitag war der Großteil der Festivalgänger anwesend, um sich mit geballten Bühnen-Sound, die heiße Luft um die Ohren wehen zu lassen. Die Italiener um „Destrage“ hatten die Ehre, das Festival gebührend auf der Main-Stage zu eröffnen - und sie waren mehr als nur ein Geheimtipp. Im weiteren Tageslauf folgten Auftritte namhafter Bands mit ansteigendem Beliebtheitsgrad aus den unterschiedlichen Genre wie, „Fear Factory“ (Thrash), der Dauergast aus Kalifornien „Terror“ (Hardcore), „Carcass“ (Death) und Headliner "Parkway Drive" (Metalcore). Besonders letztgenannter australische Überflieger um einen bestens aufgelegten Frontsänger Winston McCall konnte beim Festivalpublikum punkten. Nach ihrem ersten Auftritt 2008 haben sich die fünf Aussie-Surfer zu einem Aushängeschild in der Szene entwickelt. Nach drei erfolgreichen Alben folgen nun regelmäßig Headliner-Posten als weitere Höhepunkte in der Bandgeschichte.

Auch am Samstag glühte die Sonne ohne Rücksicht. Der sich im Hard-Bowl-Zelt bietende Schatten wurde jederzeit vollständig benötigt, um Schutz vor der noch immer ansteigenden Hitze zu nehmen. Das kam vor allem den ersten Bands am Tage zugute, die dadurch die Chance hatten, vor großem Publikum ihr Können zu zeigen, und den ein oder andere neuen Zuhörer zu gewinnen. So sprang bei „Texas in July“ oder „Nasty“ der Funke frühzeitig aufs Publikum über, was die Stimmung, nicht zuletzt durch den sehr gut abgestimmten Sound der Technik-Crew, zum Beben brachte. Am Festivalabend folgten mit dem Auftritt von „Kreator“, dem Vorreiter des deutschen Thrash-Metal und anschließenden Auftritt der Wunschband „Heaven Shall Burn“ aus Thüringen weitere Ausnahmebands als Festivalheadliner, die keinen Besucher nur annähernd still stehen ließen. Die deutschen Thrasher um Mille Petrozza feuerten ihre Hits aus mehr als 30 Jahren Bandgeschichte ab - ohne Rücksicht auf Hitze, Staub oder sonstige Barrikaden. Das immer seltener gesehene Headbangen im Publikum feierte sein Comeback. "Heaven Shall Burn" verdiente sich dann im Anschluss endgültig den Status With-Full-Force-Kultband. Von Beginn an zeigten die Fans lautstark ihre Freude und trieben bei den traditionellen Circle Pits und Walls of Death die letzte Energie aus ihren Beinen. Es ist erstaunlich, wie es dieser Band immer wieder gelingt, mit ihrer Lockerheit die Massen zu begeistern. Wie bereits am Vortag waren die Auftritte der Headliner mit ansehnlichem Bühnenbild, Feuer- und Pyro-Show umrahmt und mit einem gut abgestimmten Sound, wieder eine Augenweide, genau wie das anschließende traditionelle "With Full Force"-Feuerwerk vom Veranstalter, welches einen gelungenen Festivalsamstag abschloss.

An allen drei Tagen lockte der Metal-Hammer- und Impericon-Stand nicht nur mit Merchandise und Gratis-Artikeln für die Festivalbesucher, sonder brachte die Fans auch mit ihren Lieblingsbands in Kontakt: durch die veranstalteten Autogrammstunden. Durch zusätzliche eingerichtete Wasserstellen auf dem Camping- und dem Festivalgelände, konnte man sich die nötige Abkühlung am heißesten Festivaltag holen. Schatten gab es wieder nur im Hard-Bowl-Zelt. So haben die Briten von „Silent Screams“ oder auch die Nachwuchshoffnung aus dem Ruhrpott, „Any Given Day“, die sich vor einigen Jahren noch selbst, mit eigens produzierter und verteilter CD, auf dem Festivalgelände promoteten, beim Publikum auf sich besonders aufmerksam gemacht. Vor den Main-Stage gab es trotz sehenswertem Line-up („Obituary“, „Arch Enemy“, „Lamb of God“, u.v.m.) weniger Besucher, was sicherlich dem dritten heißen Tag in Folge geschuldet war.
Nur die New-York-Hardcore-Legende „Sick Of It All“ mit 22jähriger-Festivalzugehörigkeit als diesjähriger Co-Headliner zu Gast, konnte noch die letzten Energiereserven beim Publikum mobilisieren und den härtesten Acker Deutschlands in Staub und Asche legen. Einen würdigen Abschluss erlebten alle Deathcore-Fans bei "Suicide Silence" im brechend vollen Hard-Bowl-Zelt. Diese Band ist, nach dem tragischen Tod von Mitch Lucker, mit ihrem neuen Frontsänger Eddie Hermida (Ex-"All Shall Perish") wieder ganz klar zurück auf dem Weg zum Deathcore-Thron. Während des Auftritts kam es allerdings bereits zu starken Windböen, die zu dem dreckigen Auftritt der Kalifornier noch einen staubigen und stürmischen Beigeschmack lieferten.

Während der Umbaupause zu „In Flames“ wurden dann alle anwesenden Festivalbesucher zu ihrem Auto gebeten und der Beginn des Auftritts um eine Stunde verschoben. Bereits am Nachmittag war die Unwetterwarnung bekannt. Wenig später zogen schwerste Gewitter auf, die eine Fortsetzung des Festivals unmöglich machten. Hier hat man vor allem aus den Erfahrungen der letzten Unwetter auf dem "With Full Force 2011" gelernt. Allen anwesenden Festivalbesucher zollt ein gebürtiger Respekt, dieser Gluthitze Stand gehalten zu haben. Das "With Full Force"-Team kann weiterhin auf die besten Fans zählen, bei denen jederzeit die gemeinschaftliche Feier mit begeisternden Bands im Vordergrund steht. Dieses Festival ist im Kalender nicht mehr wegzudenken und wichtiger Bestandteil der deutschen Metal- und Hardcore-Szene. Hier trifft sich weiterhin Alt und Jung, vermehrt auch weiblich, um die Party des Jahres zu feiern.


Aus dem Statement des Veranstalters INMOVE zum Festivalabbruch:
"...wir haben sicher eins der härtesten Full Force Feste aller Zeiten durchgemacht und Ihr habt uns wieder einmal extrem beeindruckt! 4 brutal heiße Tage, die jeden auf dem Platz, ob vor oder hinter den Bühnen, an seine Grenzen gebracht haben. Ihr habt dennoch das Letzte aus Euch rausgeholt und für unglaubliche Stimmung auf dem Platz gesorgt. Rücksichtsvoll, verständnisvoll und besonnen habt Ihr agiert und reagiert und wir schulden Euch dafür ein dickes Danke. Wir mussten gestern, nachdem sehr kurzfristig erhebliche Unwetter über einen Zeitraum von ca. 3 Stunden angekündigt worden sind, die letzten 4 Konzerte absagen. Wir werden auf jeden Fall versuchen, die Auftritte der Bands In Flames, Eisbrecher, Rotting Christ und The Ruins Of Beverast nachzuholen. Glücklicherweise ist niemand bei den Unwettern zu Schaden gekommen und auch die Einsätze der Sanitäter während des Festivals haben sich im normalen Rahmen gehalten. Das freut uns sehr und zeigt, wie besonders unser Full Force Publlikum ist! Unser aufrichtiger Dank geht aber auch an das gesamte Team des WFFs, an alle Securities, Sanitäter, Crewleute, Gastromitarbeiter, Polizei, Feuerwehr, Künstler und alle, die es ebenfalls verdient haben, hier aber nicht erwähnt worden sind. Wir sind stolz, so eine Familie seit 22 Jahren um uns herum zu haben."