Länderspiegel Das Geheimnis von 70 Jahren Ehe

Gertraud und Hans Schwenk aus Bayreuth feiern Gnadenhochzeit. "Ich möchte keinen Tag dieser langen Zeit missen", sagt Gertraud. Ihr Mann stammt aus Issigau.

 
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Münchberg/Bayreuth/Issigau - Es sind die kleinen Dinge, die diese lange Ehe groß gemacht haben. Keinen Tag dieser langen Zeit möchte sie missen, sagt Gertraud Schwenk (91) immer wieder. Sie und ihr Mann Hans Schwenk (95) haben am Mittwoch das sehr seltene Fest der Gnadenhochzeit gefeiert. Vor 70 Jahren haben sie sich das Jawort gegeben. Das Bild der Hochzeiter zeigt ein glückliches junges Paar. Sie war gerade 21 Jahre alt, er 25 - ein ganzes Leben lag noch vor ihnen. Und es sollte ein glückliches und erfülltes werden, das Gertraud und Hans Schwenk lebten und auch ihren beiden Söhnen vorlebten. Davon erzählt der ältere Bruder, Theodor Schwenk (69), denn seine Eltern leben im BRK-Ruhesitz in Bayreuth. Sie für ein Gespräch zu besuchen, ist zurzeit schwierig.

Sohn Theodor Schwenk erzählt die Geschichte eines für die heutige Zeit außergewöhnlichen Paares, das vor allem eines nicht sein möchte: außergewöhnlich. Es ist die Geschichte zweier Menschen, die sich nach dem Krieg lieben gelernt haben und in allen Lebenslagen zueinanderstanden. "Ertragt einander in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens." Dieser Vers aus dem Brief des Paulus an die Epheser war der Hochzeitsspruch der beiden. "Und das haben sie auch gelebt", sagt Sohn Theodor. Gefragt, was die Ehe über diese 70 Jahre am Laufen hält, sagt er: "Jeden Abend, wenn es Probleme und Streitigkeiten gegeben hat, haben sie es miteinander ausgeräumt."

Hans Schwenk wurde in Issigau als Sohn eines Polizeibeamten geboren. Mit 17 Jahren, nach der Mittleren Reife in Münchberg, musste er in den Krieg. Danach wurde er Forstbeamter. Als Forstanwärter kam er nach Warmensteinach. Dort wurde seine spätere Ehefrau Gertraud geboren, die in Bayreuth die damalige Handelsschule in der Friedrichstraße besucht und danach im Betrieb ihres Vaters gearbeitet hat.

Irgendwann trafen sich die beiden in Warmensteinach und lernten sich kennen und lieben. 1949 haben sie sich verlobt, am Geburtstag des Vaters. Am 25. November 1950 haben sie in Warmensteinach geheiratet. Sie lebten die ersten Jahre bei den Großeltern, 1952 hat Hans Schwenk die Forstdienststelle in Fichtelberg zugewiesen bekommen. Bis 1990 war er Förster in Fichtelberg. Die Mutter kümmerte sich um die Familie, die fortan in Fichtelberg lebte.

Wenn Theodor heute an seine Kindheit und Jugend denkt, spricht er von einem "behüteten Leben" mit "viel Freiheit, aber auch klaren Grenzen". Die Freiheit, das war auch die Natur, die der Vater so liebte. Die junge Familie wohnte bis 1964 in einem alten Forsthaus, erst danach zogen sie in das neue Forsthaus um. Sohn Theodor sagt: "Die Eltern haben Gemeinschaft vorgelebt und Gastfreundschaft und vor allem, für den Nächsten da zu sein."

Große Reisen gab es nicht. Auch hier war es das Bescheidene, was die Ehe der beiden Gnadenhochzeiter durchzog. "Auch Zufriedenheit und Genügsamkeit", sagt der Sohn. "Urlaube, die wir gemacht haben, waren auf Diensthütten vom Forst." Das sei preisgünstig gewesen, rustikal und romantisch. Nur ausnahmsweise gab es Strom, normalerweise hingen Gaslichter an den Wänden, geheizt wurde mit Holz. Wasser schaffte man vom Brunnen in 100 Meter Entfernung her. "Die kleinen Dinge konnten sie genießen", sagt der Sohn über seine Eltern. Seien es die Wanderungen oder das Pilzesuchen. Heute seien beide sehr stolz auf ihre Söhne, den Mediziner Theodor Schwenk und den Theologen Udo Schwenk-Bressler (62), beide promoviert. Zur Familie gehören fünf Enkelkinder und eine Urenkelin. Seit vier Jahren lebt das Ehepaar im BRK-Ruhesitz. Die beiden, sagt der Sohn, haben nach 70 Jahren noch einen Wunsch: "Sie wünschen sich nichts mehr, als weiterhin beisammen sein zu können." Otto Lapp

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