Länderspiegel Kampfzone Grafenrheinfeld

Von Sophie Rohrmeier

Der unterfränkische Atommeiler ist inzwischen abgeschaltet. Betreiber Preussen Elektra lässt aber plötzlich offen, ob das Kraftwerk wieder ans Netz gehen könnte.

 
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Das Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld ist abgeschaltet - aber bleibt das auch so? Quelle: Unbekannt

Schweinfurt - Streit will das Umweltministerium vermeiden. "Wir brauchen nicht im Kampfmodus zu sein", betont Hans Heierth von der Abteilung für Kernenergie. Schließlich gehe es doch um den Abbau des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld, nicht etwa um einen Neubau. Heierth moderiert die Debatte zwischen der Betreiberfirma und jenen, die deren Pläne kritisieren - doch einfach ist das nicht.

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"Ganz o hne Kampfmodus wird es nicht gehen", sagt ein Anwalt, der mehrere Kommunen und Privatleute vertritt, über die Pläne von PreussenElektra. Der Betreiber des Meilers im unterfränkischen Grafenrheinfeld im Kreis Schweinfurt hat einen Antrag beim bayerischen Umweltministerium gestellt, um das abgeschaltete AKW zurückzubauen. Einer der pr ominentesten Kritiker ist der Bund Naturschutz (BUND). Der Verband sieht, ganz abgesehen von der ungeklärten Frage der Endlagerung des radioaktiven Materials, eine Sicherheitslücke im Plan des Betreibers. Im atomaren Zwischenlager von Grafenrheinfeld müsse es auch in Zukunft die Möglichkeit geben, hoch radioaktiven Atommüll aus potenziell schadhaften Castoren sicher umzulagern. Derzeit gibt es dafür eine Einrichtung - sie soll aber abgebaut werden. "Sollte die Genehmigung so erteilt werden, müssen wir einfach klagen", droht BUND-Landesgeschäftsführer Peter Rottner. Das Zwischenlager ist zunächst bis 2046 genehmigt, hätte nach einem Abriss des Reaktorgebäudes aber von 2027 an keine geeignete Reparaturstätte mehr, argumentiert auch der Landkreis Schweinfurt.

Preussen Elektra - unter diesem Namen arbeitet der Energiekonzern Eon den Rückbau des Meilers ab - will das AKW direkt abbauen, also demontieren. Den Naturschützern wäre eine Stilllegung mit Abklingphase, ein sogenannter sicherer Einschluss, lieber. Den aber habe man gar nicht eingehend geprüft, räumt der Delegationsleiter des Unternehmens, Christian Müller-Dehn, ein.

Ohne Kampfmod us geht es nur, wenn alle für den Ausstieg aus der Atomkraft arbeiten. Das aber bezweifeln die Kritiker. Denn der Antrag auf den AKW-Abbau soll nach dem Willen des Betreibers nur für den Fall gelten, dass die Energiekonzerne vor dem Bundesverfassungsgericht mit ihrer Klage gegen den Entzug ihrer Betriebsberechtigung verlieren. Töpper bohrt nach: Ist es für Preussen Elektra eine realistische Perspektive, das Kraftwerk wieder anzufahren, falls die Energiekonzerne in dem Verfahren gewinnen? Man werde d ie Entscheidung des Gerichts abwarten, antwortet Müller-Dehn. Erst dann wolle man selbst entscheiden.

Teile des Inventars sollen als hochradioaktive Abfälle im Zwischenlager in Grafenrheinfeld bleiben. Der Bund Naturschutz sieht dort aber keinen ausreichenden Schutz des Materials, zum Beispiel gegen Flugzeugabstürze oder Terror. "Grüne Wiese hieße in meinen Augen, dass der Landkreis radiologisch frei ist", sagt Edo Günther, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Atomenergie und Strahlenschutz. "Und das werden wir alle hier nicht mehr erleben.

Grüne Wiese hieße in meinen Augen, dass der Landkreis radiologisch frei ist. Und das werden wir alle hier nicht mehr erleben.

Edo Günther, BUND


Gut zu wissen

Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld steht südlich von Schweinfurt am linken Mainufer. Baubeginn war 1974, die Inbetriebnahme erfolgte am 9. Dezember 1981. Am 27. Juni 2015 folgte die Stilllegung des weithin sichtbaren Werkes.

Das Kernkraftwerk hat zwei weithin sichtbare Kühltürme mit einer Höhe von jeweils 143 Metern. Ein am Standort neu erbautes Zwischenlager für abgebrannte Kernbrennelemente ging am 1. März 2006 in Betrieb. Quelle: Wikipedia