Baerbock: Sicherheit Israels Staatsräson - aber nicht die einer Regierung
Baerbock betonte, die Sicherheit Israels "bleibt deutsche Staatsräson". Es gehe um die Sicherheit des Landes und seiner Menschen, "und nicht um die Sicherheit einer Regierung konkret oder um einzelne Regierungsmitglieder". Dafür und für den Frieden in der Region brauche es Partner. "Wenn diese Partner immer mehr wegbrechen, dann hat der Frieden keine Chance." Auch deswegen sei sie nach Saudi-Arabien und Jordanien gereist.
Nach den Massenprotesten vom vergangenen Wochenende, als Hunderttausende nach dem Fund der sechs Geisel-Leichen gegen die Regierung Netanjahu auf die Straße gingen, hat die Zahl der Teilnehmer der Demonstrationen deutlich abgenommen. Netanjahu gibt sich unnachgiebig. Es sei kein Deal in Sicht, sagte er dem US-Sender Fox News.
UN: Lage im Gazastreifen katastrophal
Laut Vereinten Nationen ist die humanitäre Lage im Gazastreifen "mehr als katastrophal". Die Partner der UN verfügten nicht über ausreichende Nahrungsmittelvorräte, sagte UN-Sprecher Stéphane. Die Zahl der täglich gekochten Mahlzeiten sei im Vergleich zum Juli zurückgegangen. Grund dafür seien auch die Evakuierungsbefehle der israelischen Armee.
In Ramallah im Westjordanland wollte Baerbock zum Abschluss ihrer Reise mit dem Ministerpräsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mohammed Mustafa, sprechen. Die Behörde könnte aus Baerbocks Sicht in einer Nachkriegsordnung im Gazastreifen eine wichtige Rolle spielen.
Bei ihrem Besuch im Westjordanland ließ sich Baerbock auf einem Aussichtspunkt in der Nähe von Ramallah von einer Mitarbeiterin der israelischen Menschenrechtsorganisation Betselem die Folgen der israelischen Siedlungspolitik zeigen, die zu erheblichen Einschränkungen für die Palästinenser führt.
Israels Militäreinsatz in Dschenin beendet
Die Bundesaußenministerin traf sich auch mit Betroffenen von Siedlergewalt. Man lebe wie in einem Gefängnis, berichtete ihr der Vertreter eines Dorfrates. Sein Dorf sei umgeben von israelischen Siedlungen. Israelische Soldaten würden die palästinensischen Bewohner, darunter auch Kinder und Frauen, schikanieren. Die israelischen Siedler hinderten sie, die von Landwirtschaft und Viehzucht lebten, zudem an der Olivenernte, schilderte der Mann. Auch sei wertvolle Weidefläche beschlagnahmt worden.
Der zehntägige israelische Armeeeinsatz gegen islamistische Extremisten in Dschenin im nördlichen Westjordanland wurde einem palästinensischen Medienbericht zufolge inzwischen beendet. In dem Ort, der als Hochburg militanter Palästinenser gilt, seien bislang 14 Militante getötet und mehr als 30 Verdächtige festgenommen worden, teilte Israels Militär mit. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah kamen in der Gegend 21 und im gesamten Westjordanland 39 Menschen ums Leben, seitdem Israels Militär in der vergangenen Woche seine großangelegte Militäraktion begonnen hatte.
Baerbock tauscht sich mit Angehörigen von Geiseln aus
Am Donnerstagabend hatte sich Baerbock mit rund 20 Angehörigen von Geiseln getroffen. Bei dem Austausch sei deutlich geworden, dass die Geduld der Angehörigen immer dünner werde, hieß es anschließend. Manche sähen ein Vorrücken der Armee als größte Gefahr für die verbliebenen Geiseln - teils habe es sogar geheißen, dies könne deren Todesurteil sein.