Angesichts der daraus resultierenden gegenseitigen Vorwürfe und Drohungen, mit denen sich beide Seiten seit Wochen überziehen, lud Fico den ukrainischen Staatschef jetzt zu einer Aussprache in die Slowakei ein. In einem vom Regierungsamt in Bratislava veröffentlichten "Offenen Brief" an Selenskyj erinnerte der von Kritikern als linkspopulistischer Russlandfreund beargwöhnte Ministerpräsident daran, dass die Slowakei ihr Nachbarland stets unterstützt habe. Selenskyj möge für seinen Besuch die soeben neu eröffnete direkte Bahnverbindung aus Kiew in die Slowakei nutzen.
Der Ukrainer reagierte mit einer Gegeneinladung auf der Plattform X. "OK, komm dann am Freitag nach Kiew", lautete seine kurze, auf Englisch gefasste Reaktion auf Ficos Vorschlag.
Aus Ficos Sicht schadet der ukrainische Transitstopp für russisches Gas nicht nur der Slowakei, sondern auch der EU und der Ukraine selbst. Er appellierte an die ukrainische Seite, sich an Gesprächen dazu auf EU-Ebene zu beteiligen. Die Slowakei biete sich außerdem als Gastgeber für ukrainisch-russische Friedensverhandlungen an.
Was am Dienstag wichtig wird
Nach mehreren mutmaßlichen Sabotageakten auf offener See beraten Bundeskanzler Olaf Scholz und Staats- und Regierungschefs weiterer Nato-Staaten am Dienstag über die Sicherheit im Ostsee-Raum. Bei einem Gipfel in der finnischen Hauptstadt Helsinki sollen vor allem Wege gefunden werden, wie man kritische Infrastruktur in der Ostsee besser schützen und der Bedrohung durch die sogenannte russische Schattenflotte begegnen kann. Damit sind Schiffe gemeint, die Russland benutzt, um etwa beim Öltransport Sanktionen zu umgehen, die infolge des Einmarschs in die Ukraine verhängt wurden.