Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen Israel 41 für tot erklärt hat. Überdies dürften weitere Geiseln, deren Schicksal unbekannt ist, nicht mehr leben. Die "New York Times" hatte vor etwa drei Monaten berichtet, die Hamas habe Unterhändler informiert, dass unter 33 Geiseln für eine Freilassung in einem ersten Schritt auch Tote seien. Terroristen der Hamas und anderer Gruppen hatten am 7. Oktober 2023 im Süden Israels rund 1.200 Menschen getötet und weitere 250 entführt.
Kontrolle des Philadelphi-Korridors bleibt ein Streitpunkt
Strittig ist weiterhin die Frage, wer Gaza etwa nach einem Abzug von Israels Militär kontrollieren wird, darunter auch die wichtige Grenze zum Nachbarland Ägypten. Israels Generalstabschef Herzi Halevi erklärte beim Besuch des sogenannten Philadelphi-Korridors, die israelische Armee könne hier die Kontrolle behalten auch ohne ständige Präsenz und mit nur punktuellen Vorstößen. Die Hamas schmuggelte in diesem Gebiet nach israelischer Darstellung zuvor Waffen aus Ägypten nach Gaza, was Ägypten bestreitet. Die Hamas fordert für eine Einigung einen kompletten Abzug Israels aus dem Küstengebiet.
Militärisch habe Israel dort inzwischen alles erreicht, was möglich ist - so die Einschätzung hochrangiger US-Regierungsvertreter laut einem Bericht der "New York Times". Israels Militär habe der Hamas schwer zugesetzt und habe wichtige Nachschubwege von Ägypten nach Gaza zerstört. Die Hamas sei stark geschwächt, Israel werde sie aber nie vollständig ausschalten können, so die Einschätzung. "Beide Seiten müssen Kompromisse eingehen", sagte John Kirby vom Nationalen Sicherheitsrat der USA dem Fernsehsender CNN.
Hamas-Behörde: Totenzahl im Gazastreifen übersteigt 40.000
Der ranghohe Hamas-Funktionär Hamdan warf Israel vor, die Verhandlungen durch immer neue Bedingungen zu blockieren - etwa bei der Weigerung, sich vom Philadelphi-Korridor zurückzuziehen oder vom Grenzübergang Rafah. Israel "will keine Waffenruhe", sagte Hamdan. Trotz der Bemühungen Katars, Ägyptens und der USA sei es den Vermittlern nicht gelungen, Druck auf Israel auszuüben, sich an vorgelegte Pläne für eine Waffenruhe zu halten.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wies zuletzt den Vorwurf zurück, neue Bedingungen gestellt und einen Deal so blockiert zu haben. Umgekehrt beschuldigte er die Hamas, neue Forderungen erhoben zu haben. Netanjahu will die Hamas im Gazastreifen militärisch zerschlagen und sicherstellen, dass sie nicht mehr in der Lage ist, das seit vielen Jahren von Israel abgeriegelte Küstengebiet zu regieren.
Israel hatte nach dem beispiellosen Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober mit verheerenden Angriffen im gesamten Gazastreifen begonnen. Die Zahl der Opfer stieg hier nach palästinensischen Angaben über 40.000 Tote und 92.400 Verletzte. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde unterscheidet bei den Zahlen nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten.