Landkreis Appell: Spaziergänger sollten keine Jungtiere streicheln

Sandra Hüttner

Die Natur verwandelt sich jetzt wieder in eine große Kinderstube. Dabei brauchen die Tiere ihre Ruhe.

 
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Landkreis - In Wiese, Feld und Wald heißt es jetzt mit dem beginnenden Frühling wieder "Bitte nicht anfassen". Es beginnt die Brut- und Setzzeit. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Naila des Bayerischen Jagdverbandes Stefan Eul appelliert an Spaziergänger und Naturfreunde, doch bitte auf den Wegen zu bleiben und - noch wichtiger - Jungtiere nicht anzufassen. Eul spricht von einer "großen Kinderstube", in die sich Wiese, Felder und Wälder verwandeln. "Und dies auch in der unmittelbaren Nähe von Siedlungen." Wenn alle Spaziergänger auf den Wegen bleiben, würden die Wildtiere am wenigsten gestört. Biologen hätten herausgefunden haben, dass Menschen und auch Hunde, die auf den Wegen bleiben, von Wildtieren nicht als Bedrohung wahrgenommen werden.

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Der erfahrene Waidmann weiß, dass die Wildschweine sehr früh im Jahr ihren Nachwuchs, die Frischlinge, zur Welt bringen. "Da heißt es besonders vorsichtig sein, da die Wildschweinmutter, Bache genannt, ihren Nachwuchs vehement verteidigt, wenn sie Gefahr wittert." Die Bache richte das "Kinderzimmer", im Fachjargon Wurfkessel genannt, gerne im dichten Brombeergebüsch, zwischen jungen Buchen und Fichten oder im Windbruch ein. "Besonders gefährdet sind Hunde, wenn sie dem Nachwuchs zu nahe kommen, denn die Bache kann die Vierbeiner schwer verletzen."

Frischlinge, Junghasen, Rehkitze und Entenküken seien gut getarnt und nahezu unsichtbar, wenn sie sich bei Gefahr reglos ins Gras oder die Feldmulde drücken. Die Muttertiere lassen den Nachwuchs oft allein, um Fressfeinde nicht auf die Jungen aufmerksam zu machen. "So suchen Feldhasen ihre Jungen nur zweimal am Tag auf, um sie mit zwei kräftigen Portionen fettreicher Milch zu füttern." Einzelne Jungtiere auf der Wiese oder im Feld seien also in der Regel nicht verwaist, sondern würden zu ihrem Schutz alleingelassen, betont Eul. Wer auf Jungtiere stößt, sollte schnell weggehen. "Hat der Nachwuchs den Geruch des Menschen erst angenommen, traut sich das Muttertier oft nicht mehr hin, weil es nach Feind riecht", erläutert der Fachmann. Dann könnten die Kleinen sehr schnell verhungern. "Im Zweifelsfall sollten Naturliebhaber den ortsansässigen Jäger informieren, denn dieser kann den Zustand des Tieres einschätzen und gegebenenfalls handeln."

Glücklicherweise gelte vielerorts zum Schutz der Jungtiere Leinenpflicht für Hunde. "Die Gemeinde oder auch das Ordnungsamt informieren über die geltenden Vorschriften", merkt Stefan Eul an. Grundsätzlich müssten Hunde im Einflussbereich des Halters bleiben und auf Ruf oder Pfiff hören können. "Anderenfalls sollten sie an der Leine geführt werden", rät Stefan Eul.

Er will auf keinen Fall die Lust auf die neu erwachende Natur madig machen. "Jeder kann in die Natur gehen und den Frühling in vollen Zügen genießen, sollte sich aber gleichzeitig bewusst sein, dass dies auch Lebensraum von anderen Mitgeschöpfen ist, auf die es Rücksicht zu nehmen gilt."