Landkreis Kronach „Betriebsschließungen werden unvermeidlich“

Veronika Schadeck

Fünf Jungunternehmer aus dem Landkreis Kronach schlagen Alarm. Die Politik müsse Einfluss auf die Energiepreise nehmen sonst verschwinden Jobs.

 
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Hochspannung bedeutet Lebensgefahr. Doch hohe Strompreise bedeuten Existenzgefahren – und zwar für viele Menschen im Kronacher Oberland. Foto: picture alliance / dpa/Julian Stratenschulte

Tettau/Steinbach am Wald - Sie sind jung, gut ausgebildet, haben einiges von der Welt gesehen und sich entschieden, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Die Rede ist von Jungunternehmern, die vor rund drei Wochen einen Brandbrief an die Politik verfassten. Sie produzieren zusammen mit ihren Mitarbeitern zwar verschiedene Produkte, aber haben eines gemeinsam: Die Sorgen wegen explodierender Energiepreise (wir berichteten). Sie fürchten um Standorte, Wettbewerbsfähigkeit und um Arbeitsplätze in der Region. Es ist immer wieder im Internet zu lesen, dass die Bereitschaft, Familienunternehmen operativ zu übernehmen, abnimmt. Die Jungunternehmer – dies sind Frank Hammerschmidt (Ernst Roeser Siebdruckerei GmbH), Carletta Heinz (Heinz-Gruppe), Johannes Rösler (Rösler Ceraminno GmbH), Martin Rauschert (Paul Rauschert Steinbach GmbH) und Annemarie Treuner (Werner Heinz, Feinmechanik Kunststoffe GmbH & Co. KG) – gehören fast alle zur Generation „Y”. Es sind die Geburtenjahrgänge zwischen 1980 und 1995. Diese Generation wünscht sich mehr Zeit für Familie, Hobbys und soziales Engagement. Viele wollen eher pünktlich Feierabend machen, als an der großen Karriere basteln. Das alles passt nicht mit der Leitung eines Unternehmens zusammen. Deshalb drängen die Jungunternehmer darauf, dass die Politik neue Rahmenbedingungen schafft.

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Wettbewerbsfähigkeit schwindet

Aufgrund der explodierenden Energiekosten schwinde zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit. Tausende von Existenzen stehen auf dem Spiel und das trotz voller Auftragsbücher. Seit Jahren würden diverse Anstrengungen unternommen, um die energieintensiven Produktionsprozesse zu optimieren. Zudem würde auch mittelfristig auf den Einsatz von erneuerbaren Energien gesetzt, aber alle Anstrengungen würden nicht ausreichen, um den gesamten Energiebedarf an Strom und Erdgas zu decken. Deshalb müsse die Politik sofortige bezahlbare Alternativlösungen schaffen und Einfluss auf die Energiepreise nehmen, heißt es.

Zudem müssten Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Sonst würden viele Produktionen ins Ausland verlagert, wo es Strompreiscaps für energieintensive Unternehmen gebe, sind die Jungunternehmer überzeugt. Das wäre bitter für die Region, so Frank Hammerschmidt, denn ein Großteil der Arbeitsplätze hänge von energieintensiven Unternehmen ab. Und, so meint Annemarie Treuner: „Um den notwendigen Maßnahmen für den Klimawandel zu begegnen, braucht es Menschen die diese umsetzen, Rahmenbedingungen, die dies ermöglichen und letztlich auch finanzielle Mittel!”

Hält das Rückgrat noch?

Martin Rauschert bezeichnet den Mittelstand als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft: „Die Politik wäre gut beraten, wenn sie den Klimawandel gemeinsam mit diesen Unternehmen gestaltet.”

Sorgen und Ängste dieser Firmen müssen ernstgenommen werden, denn derartige Energiepreissteigerungen können mittelständische Unternehmen schnell in Not bringen. Solche Unternehmen hätten weder die Liquidität noch das politische Standing eines Dax-Unternehmens. „Wenn wir unsere Produktionskosten nicht mehr decken können, werden Abwanderungen und Betriebsschließungen unvermeidlich“, so Carletta Heinz.

Das wollen aber alle vermeiden. Frank Hammerschmidt spricht von einer Verbundenheit gegenüber der Region und den Menschen sowie von der Möglichkeit für die Schaffung neuer Produkte. Sie wolle etwas bewegen und einen sinnvollen Beitrag für die Region und den Menschen leisten, meint Carletta Heinz. Die Produktion von Glasflakons habe sie schon in der Kindheit fasziniert. Außerdem: „Der Job macht mir Spaß, auch wenn es manchmal schwierig ist!”

Viel Herzblut

Martin Rauschert hat den Ehrgeiz und die Motivation, das weiterzuführen und weiterzuentwickeln, was sein Urgroßvater begonnen und seine nachfolgenden Generationen mit viel Herzblut fortgeführt haben. Johannes Rösler ergänzt, dass es für ihn und seine verstorbene Schwester Katharina ein Kindheitswunsch gewesen sei, in den elterlichen Betrieb einzusteigen.

Trotz vieler Herausforderungen gebe es auch viele Gestaltungsmöglichkeiten, die er weiterhin zusammen mit seinen Mitarbeitern umsetzen möchte.