Landkreis Kulmbach Arbeitsmarkt in voller Fahrt

An vielen Stellen im Landkreis Kulmbach wird gebaut, wie auf unserem Foto von der Großbaustelle am Klinikum zu sehen. Die Baubranche sucht händeringend nach Personal. Foto: Melitta Burger

Immer weniger Arbeitslose, immer mehr offene Stellen. Im Juli zeigt sich der Arbeitsmarkt von seiner besten Seite, berichtet die Agentur für Arbeit.

 
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Kulmbach/Hof - Der positive Trend setzt sich fort, berichtet die Agentur für Arbeit in Hof, zu der auch Kulmbach gehört, für den Monat Juli. Agenturweit ist die Arbeitslosenquote auf 3,6 Prozent gesunken (Vormonat 3,8 Prozent, Vorjahresmonat 4,5 Prozent). Noch besser sieht es im Landkreis Kulmbach aus: Bei 3,2 Prozent liegt die Quote im Kulmbacher Land (Vormonat 3,4 Prozent, Vorjahresmonat 3,9 Prozent). Für Agenturchef Sebastian Peine ist das Grund zur Freude, auch was die gemeldeten offenen Stellen betrifft, die das Vorjahresniveau um sage und schreibe 57,2 Prozent (Plus 2831 Stellen): „Damit übertrifft die aktuelle Nachfrage auch das sehr hohe Vorkrisenniveau deutlich und erreicht nicht gekannte Dimensionen.“

Im Juli haben sich in Kulmbach zahlreiche junge Menschen bei der Arbeitsagentur gemeldet, die nicht von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen wurden oder für die eine Übernahme nicht in Betracht kam. Außerdem kamen Absolventen schulischer (Berufs-)Ausbildungen wie zum Beispiel Kinderpfleger, Techniker aus den Fachbereichen Lebensmittel, Bau und Heizung sowie Abiturienten und Absolventen von FOS und BOS auf die Agentur für Arbeit zu. Weiterhin meldeten sich Studienabsolventen, die noch keine berufliche Einmündung gefunden haben. Das Groß wird nur kurze Zeit dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, weil bereits konkrete Pläne für die Zeit ab Herbst dieses Jahres vorliegen, berichtet die Agentur.

Die größte Nachfrage nach Arbeitskräften am regionalen Arbeitsmarkt bestand für Berufe des Bauhaupt- und Nebengewerbes. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, es besteht Zuversicht. Besonders gesucht sind Maurer, Zimmerer, Tischler, Maler und Trockenbauer. Nachgefragt sind ebenso Fachkräfte für Heizung, Klima, Sanitär. Begehrt sind ausgebildete Fachkräfte, aber auch erfahrene zuverlässige Helfer werden gerne eingestellt. Die Hotellerie und Gastronomie stellt wieder Köche, Küchenhilfen und Servicekräfte ein, allerdings oft in Teilzeit und in flexiblen Arbeitszeitmodellen. Das Transportgewerbe fragt nach Lkw- und Berufskraftfahrern. Gesucht sind auch Kfz-Mechatroniker. Der soziale Bereich ist aufnahmefähig für Heilerziehungspfleger, Erzieher und Kinderpfleger, der medizinische Sektor benötigt (Fach-)Ärzte und (Zahn-)Medizinische Fachangestellte. Im kaufmännischen Berufsfeld werden hochqualifizierte Kräfte, meist mit Spezialkenntnissen wie zum Beispiel Steuer, Buchhaltung, Fremdsprachen oder Lohn- und Gehaltsabrechnung nachgefragt. Insgesamt gingen in Kulmbach mit 250 Vermittlungsaufträgen 73 offene Stellen mehr ein als im Vormonat und 85 mehr als im Juli 2020.

Insgesamt bericht Sebastian Peine aus seinem Agenturbezirk: „Der Rückgang der Arbeitslosigkeit setzt sich im Juli weiter fort. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Vormonat deutlich um 398 gesunken. Insgesamt waren 9224 Männer und Frauen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote ging auf 3,6 Prozent zurück, während sie im Juli 2020 noch 4,5 Prozent betrug. Die positive Entwicklung zeigt sich in beiden Rechtskreisen, deutlicher jedoch im Bereich der Arbeitslosenversicherung. Insgesamt waren im Vergleich zum Vorjahr 2386 weniger Menschen arbeitslos gemeldet.“ Der Juni 2020 sei allerdings stark von den Auswirkungen der Corona-Krise beeinflusst gewesen. Doch auch verglichen mit früheren Jahren liege die Arbeitslosigkeit nur noch wenig höher. „So betrug die Arbeitslosenquote im Juli 2019 3,3, im Juli 2018 3,4 Prozent und im Juli 2017 lag sie mit 3,8 Prozent sogar etwas höher als aktuell, erklärt Peine.

Im Juli mussten sich ähnlich viele Menschen arbeitslos melden wie im Vorjahr. Im langjährigen Vergleich lagen die Zugänge an Arbeitslosen allerdings unter den Juli-Werten der Vorjahre. Die Zahl der Abgänge aus der Arbeitslosigkeit insgesamt lag über dem Vergleichs-wert des Vorjahres. Besonders erfreulich ist, dass 108 Personen mehr ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit beenden konnten. Im längerfristigen Vergleich zeigt sich jedoch, dass die Zahl der Abgänge unter den Juliwerten der Jahre 2015 bis 2018 liegt.

Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften steigt auch im Juli weiter an. So wurden den Arbeitgeber-Services der Region 2014 neue Stellen gemeldet, 870 mehr als vor einem Jahr. Im Stellenpool befinden sich aktuell 7778 offene Stellen. „In nahezu allen Branchen ist ein Stellenzuwachs zu verzeichnen, wobei die größte Nachfrage aus dem Bereich der Zeitarbeit kommt. Großen Bedarf gibt es auch im Verarbeitende Gewerbe, im Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz sowie im Gesundheits- und Sozialwesen“, erläutert der Agenturchef.

Die Zahl der Kurzarbeitenden sinkt kontinuierlich. Nach vorläufigen Zahlen wurde im Juli noch für 239 Personen Kurzarbeit neu angemeldet. Im Juni waren es noch bis zu 374 betroffenen Beschäftigte. Der aktuellste Schätzwert bezüglich der tatsächlich realisierten Kurzarbeit liegt für März 2021 bei 2.285 betroffenen Betrieben und 17 550 Kurzarbeitern und damit zu diesem Zeitpunkt noch auf hohem Niveau.

Von Oktober 2020 bis Juli 2021 wurden der Arbeitsagentur insgesamt 4018 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 107 oder 2,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Mit 2354 Bewerbern lag deren Zahl um 149 oder 6,0 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Bisher blieben im Agenturbezirk noch 1628 Ausbildungsstellen unbesetzt. Auf Bewerberseite sind 603 junge Menschen noch auf der Suche nach dem passenden Start ins Berufsleben. „Die jungen Menschen in der Region können noch unter vielen freien Lehrstellen quer durch alle Branchen und Berufe auswählen: Aktuell kommen auf einen Bewerber rechnerisch 2,7 freie Berufsausbildungsstellen“, informiert Sebastian Peine. red

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