Trauriger Spitzenreiter Landkreis Wunsiedel mit höchster Inzidenz

Schon in nächster Zeit soll der Landkreis Wunsiedel regelmäßig höhere Mengen Impfstoff erhalten. Dann werden die Mitarbeiter der Impfteams wieder – wie auf dem Bild – Injektionen vorbereiten können. Foto:  

Obwohl die Werte etwas gesunken sind, wütet Corona in der Region nach wie vor heftig. Wenn alles gut läuft, soll das Wunsiedler Impfzentrum am Samstag öffnen.

 
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Wunsiedel - Der Landkreis Wunsiedel ist am Donnerstag trauriger Corona-Spitzenreiter in Bayern: In keinem anderen Landkreis oder keiner anderen kreisfreien Stadt liegt die Sieben-Tage-Inzidenz höher. Allein in den vergangenen beiden Tagen hat das Landratsamt 79 weitere Erkrankte registriert. Auch drei weitere Todesfälle meldete die Behörde: eine 79-jährige Frau, eine 93-jährige Frau und eine 100 Jahre alte Frau. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Donnerstag auf einen Wert von 341,3 (am Vortag 335,8).

Umso entscheidender ist im Kampf gegen die Pandemie die Impfung. Hier hat es zuletzt mangels Impfstoff gestockt (siehe auch nebenstehndes Interview). Zumindest ein wenig kann der Geschäftsführer des BRK, Thomas Ulbrich, am Donnerstagnachmittag aufatmen, als ihn die Frankenpost am Telefon erreicht. „Ja, wir haben wieder 135 Impfdosen zugeteilt bekommen und für weitere 500 die Zusage.“

Sollten die 500 auch noch diese Woche eintreffen, will das BRK am Samstag das Impfzentrum in Wunsiedel in Betrieb nehmen. Am heutigen Freitag würden die ersten registrierten über 80-jährigen Bürger aus dem Landkreis den genauen Impftermin mitgeteilt bekommen. All diese Aussagen sind allerdings nur im Konjunktiv möglich (Stand Donnerstagabend), da sich die Lage fast stündlich ändern kann und nicht sicher ist, ob die Impfdosen tatsächlich eintreffen.

Auf Nachfrage beim Landratsamt teilt auch Sprecherin Anke Rieß-Fähnrich mit, dass der Landkreis künftig wöchentlich zwei Lieferungen mit Impfstoff erhalten soll. Die Registrierung laufe bereits gut an. „Das Interesse ist immens. Das führt dazu, dass es in der Hotline des Impfzentrums teilweise zu Wartezeiten kommt.“ Daher werden ab kommendem Montag die Zeiten für die Registrierung ausgeweitet, von bisher 10 bis 14 Uhr auf künftig 9 bis 16 Uhr.“

Bleibt die Frage, wie die im Vergleich zu den anderen Landkreisen hohe Zahl der Corona-Erkrankten gemessen an der Einwohnerzahl zu erklären ist. „Ausschlaggebend sind auch die aktuellen Ausbrüche in den Seniorenheimen, aber nicht ausschließlich“, sagt die Landratsamts-Sprecherin. Auch das weitere, diffuse Infektionsgeschehen im Landkreis dürfe hier nicht außer Acht gelassen werden. „Wir können hier im Landkreis sehr froh sein, dass wir von Ausbrüchen in den Heimen so lange nicht in diesem Ausmaß betroffen waren. Dass diese Entwicklung nun doch eingetreten ist, war zu befürchten.“

Die Experten im Gesundheitsamt rechneten mit den Ausbrüchen vor allem deshalb, weil im gesamten Umfeld in der Region, aber auch im Landkreis selbst, die Infektionszahlen sehr hoch waren. „Dass sich das Virus in den Heimen so schnell ausgebreite hat, liegt schlichtweg daran, dass es sich in Clustern verbreitet. Es braucht mitunter leider nur einen einzigen Ausgangsfall, der einen solchen Ausbruch verursachen kann“, sagt Anke Rieß-Fähnrich.

Sorgen bereitet den Verantwortlichen im Landratsamt auch das weitere, überwiegend diffuse Ausbruchsgeschehen im Landkreis. „Hier machen sich aus unserer Sicht die doch zahlreichen Kontakte an den Feiertagen bemerkbar.“

Zurück zu den Impfungen. Mittlerweile sind knapp 500 Menschen im Landkreis geimpft, darunter 100 Mitarbeiter des Klinikums Fichtelgebirge. Nach wie vor sind auch im Landkreis viele Bürger skeptisch, weil sie nicht wissen, welche Nebenwirkungen die Impfung hat. Auf Nachfrage im Landratsamt teilt die Sprecherin mit, dass es bisher noch keine Mitteilungen über schwerwiegende Zwischenfälle gibt.

Dies bestätigt auch BRK-Geschäftsführer Thomas Ulbrich. „Es gab noch keine Reaktionen. Das Problem ist allerdings, dass wir häufig nicht wissen, welche unterschiedlichen Medikamente die Impf-Patienten einnehmen.“ Auch verhehlt er nicht, dass es bislang ein nicht erklärbares Phänomen gibt: Die Bewohnerin eines Seniorenheimes ist positiv auf Corona getestet worden, obwohl sie geimpft wurde. Die Zusammenhänge lassen sich derzeit noch nicht schlüssig erklären. Wahrscheinlich ist allerdings, dass sie zwar corona-positiv war, der erste Test allerdings ein negatives Ergebnis aufwies. Es gibt offenbar ein kleines Zeitfenster, in dem sich vorhandene Viren nicht nachweisen lassen.

Mittlerweile hat das Rote Kreuz eine Zusage für personelle Unterstützung durch die Bundeswehr erhalten. Am Montag, 11. Januar, sollen wieder acht Soldaten aus der Ostmark-Kaserne in Weiden die Impfteams in Wunsiedel unterstützen. Wie berichtet, sind am vergangenen Samstag die ersten acht Bundeswehrsoldaten aus Weiden nach vier Stunden Dienst im Landkreis Wunsiedel wieder abgezogen worden. Der neue Trupp soll bis Mitte oder sogar Ende Februar bleiben.

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