On-Demand-Bus
Denkbar sind viele. So etwa besagter On-Demand-Bus. Dieser soll in Kürze im Stadtgebiet Marktredwitz und in den Städten Schönwald und Selb getestet werden. Bürger können hier einen Bus (wahrscheinlich einen Kleinbus) bestellen, ohne dass sie auf eine bestimmte Linie festgelegt sind. „Um viele Einzelfahrten zu vermeiden, versuchen wir, möglichst viele zusammenlegen. Wenn mehrere Bürger zu einer bestimmten Zeit in die ähnliche Richtung wollen, können diese Fahrten gebündelt werden“, sagte Ruhl. Die Nutzer buchen und bezahlen den On-Demand-Bus mit der Mobilitäts-App. Sollte sich das Angebot bewähren, könne es auf weite Teile des Landkreises ausgedehnt werden.
Schnellbusse
Ein Projekt, auf das viele Bürger schon lange gewartet haben, könnte ebenfalls Wirklichkeit werden: Ein Schnellbus, der zwischen den Bahnhöfen Selb und Marktredwitz verkehrt. Ohne lange Umwege soll er die Strecke mit nur einem einzigen Zwischenstopp am Autohof Thiersheim in rund 20 Minuten bewältigen. „Darüber diskutieren wir seit 2001. Ich begrüße den Bus daher außerordentlich“, sagte der Selber Oberbürgermeister und Kreisrat Ulrich Pötzsch.
Pendler-Mitfahrzentrale
In Ballungsräumen seit langer Zeit üblich, auf dem Land bisher kaum, sind Pendler-Mitfahrzentralen. Hier will der Landkreis eine Plattform bieten, damit möglichst viele Menschen ihr Auto daheim stehen lassen können. Laut Ruhl soll die Mitfahrzentrale in Form einer App und einer Website verwirklicht werden.
Privates Ridepooling
Der E-Mobilität gehört nach Ansicht der Automobil-Experten die Zukunft. Im Landkreis Wunsiedel könnten E-Autos zudem helfen, den sogenannten Individualverkehr zu reduzieren. Lukas Ruhl hält eine Idee aus dem thüringischen Wartburgkreis auch für das Fichtelgebirge für praktikabel: ein privates Ridepooling. „Das Prinzip ist einfach: Bürger mieten sich günstig und langfristig ein E-Auto, verpflichten sich aber, in einem gewissen Umfang auch andere Interessierte auf den Fahrten mitzunehmen.“ Der Mobilitäts-Experte Ruhl kann sich vorstellen, dass die Automobilhersteller die E-Autos vermieten und der Landkreis dafür sorgt, dass die Mieter und die potenziellen Mitfahrer zusammenkommen. Ob dies auch über die Mobilitäts-App möglich ist, will Ruhl noch klären.
Mobilitätsstationen
Eine von den Bürgern während der Arbeit am Entwicklungskonzept des Landkreises entwickelte Idee sind die Mobilitätsstationen. Diese könnten an mehreren zentralen Orten im Landkreis entstehen und vom mietbaren E-Scooter bis zum E-Auto (Car-Sharing) mehrere Angebote vorhalten, damit die Bürger schnell an ihr Ziel kommen. Auch Taxis und Busse sowie die Bahn sollen an die Stationen angedockt sein.
Technische Auslastungsnutzung
Letztlich kann sich Ruhl noch eine technisch gestützte Auslastungsanalyse des ÖPNV vorstellen. „Dadurch können die Nutzer zum Beispiel in Echtzeit sehen, ob noch Sitzplätze oder Stellplätze für den Kinderwagen im Bus frei sind.“ Letztlich werden die dadurch gewonnenen Daten zur passgenauen Planung der Verkehrsströme verwendet.
Noch sind viele der Projekte Zukunftsmusik. Und noch steht überhaupt nicht fest, ob der Bund den Landkreis Wunsiedel überhaupt für die Umsetzung auswählt. Sollte das Konzept des Landkreises die Jury überzeugen, würde reichlich Geld ins Fichtelgebirge fließen. Die Gesamtkosten für das Vorhaben werden aktuell auf 18,2 Millionen Euro geschätzt; rund 80 Prozent davon würde der Bund übernehmen.
Gerd Kögler von der AfD mahnte, dass sich der Landkreis nicht an allen vorüberziehenden Förderprojekten beteiligen solle, da diese am Ende dennoch Geld kosten würden. Hier hakte Landrat Berek ein. „Wir sortieren sehr wohl sehr gewissenhaft, welche Projekte zu uns passen.“
Für Jörg Nürnberger (SPD) hören sich die Projekte zwar sehr gut an, „letztlich erfolgreich sind sie aber erst dann, wenn Bürger wirklich ihr Auto daheim stehen lassen.“
Der Kreistag stimmte dem Projekt einstimmig zu.